Nicht kuschen – Die #LaTdH vom 20. November
Die Bischöfe zu Besuch in Rom und des Ärgers um Kardinal Woelki kein Ende. Außerdem: Kritik im Konjunktiv an der Präses der EKD-Synode, Ewigkeitssonntag und biblische Lichtgestalten.
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Any given Sunday – jeden Sonntag füllen und kommentieren wir die „Links am Tag des Herrn“ (#LaTdH), nun schon zum 275. Mal. Die #LaTdH funktionieren als Presseschau und Nachrichtenüberblick und setzen auch eigene Akzente: Denn nicht immer sind die wirklich wichtigen Themen auch diejenigen, über die eifrig berichtet wird. Jetzt wollen wir es genau(er) wissen: Wie werden die #LaTdH von ihren Leser:innen gefunden, genutzt und bewertet? Was schätzen die Leser:innen besonders an den #LaTdH – und auf was könnten sie gut verzichten? Deshalb haben wir eine Leser:innen-Befragung gestartet. Wir freuen uns auf das Feedback! Die Beantwortung des Fragebogens dauert max. 5 Minuten und es fließen keine Nutzer:innendaten an irgendeine andere Instanz. Wir wollen einfach nur ein bisschen schlauer werden. Jetzt mitmachen!
Ein bisschen schlauer wollten auch die deutschen katholischen Bischöfe aus dem Vatikan von ihrem Ad Limina-Besuch bei Papst Franziskus zurückkehren. Wie üblich wird man allein aus den Pressemitteilungen von Bischofskonferenz und Vatikan allerdings nicht wirklich schlau. Es schlägt also wieder einmal das Stündchen der Interpret:innen.
Heute ist Ewigkeits- bzw. Totensonntag, Menschen kehren an die Gräber ihrer Verstorbenen zurück, in den evangelischen Kirchen wird der Toten gedacht und an das Versprechen des ewigen Lebens erinnert. Im Gespräch mit Lisa Menzel (@papierfliege) berichtet Sabine Novak von ihrem Ehrenamt als Sterbe- und Trauerbegleiterin, die vierte Folge unseres „EHRENSACHE“-Podcasts passt gleich mehrfach in diese Zeit.
Eine gute Woche wünscht
Philipp Greifenstein
Debatte
Bei Franziskus abgeblitzt (taz)
Die taz erklärt mittels Rückgriff auf zahlreiche Agenturmeldungen umfassend die Ergebnisse des Ad Limina-Besuches der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) bei Papst Franziskus in dieser Woche. Ad Limina ist eine Verkürzung des Lateinischen „visitatio ad limina apostolorum“, dem „Besuch bei den Türschwellen (der Grabeskirchen) der Apostel (Petrus und Paulus)“. Und genauso fraglich wie die Historizität dieser Behauptung ist die Faktizität dessen, was die Bischöfe, Franziskus und führende Kardinäle sich zu sagen hatten.
Der Vorsitzende der DBK, Bischof Georg Bätzing (Limburg), allerdings legt Wert darauf, man habe, „hart in der Sache und verbindlich im Ton diskutiert“. Klar ist auch: So kryptisch Franziskus und die Bischöfe auch kommunizieren – hier das gemeinsame Communiqué in prachtvollem Kirchenkatholisch (auf Italienisch und Deutsch) -, einige Dinge liegen nach der Romreise der Bischöfe doch klarer zu Tage:
Bätzing: Erleichterung und Sorge nach Ad Limina-Besuch – Jürgen Erbacher (Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog, ZDF)
Auf seinem „Papstgeflüster“-Blog begleitete Jürgen Erbacher (@JuergenErbacher), Leiter der ZDF-Redaktion „Kirche und Leben katholisch“, den Besuch der Bischöfe. Was er aufschreibt, hat für gewöhnlich Hand und Fuß. Dazu gehört auch, dass die Aufregung um die Nicht-Teilnahme des Papstes an der Gesprächsrunde am Freitag mit den führenden Kurienkardinälen wohl etwas übertrieben war (s. Thomas Schüller (@tschueller61) im taz-Artikel, aber auch Daniel Deckers in der FAZ).
Im Nachhinein bewertet [Bätzing[ es aber eher positiv. „Der Papst ist ein schlauer Jesuit. Der hat uns mal untereinander unter Brüdern ringen lassen“, so Bätzing. […] Wenig überraschend nannte er die Frauenordination als ein Beispiel für eine rote Linie von Seiten Roms. Interessant ist, dass es auch beim Verständnis des Bischofsamts Differenzen gibt. […] Kritisch wird in Rom offenbar vieles gesehen, was rund um Sexualmoral und Geschlechteridentität beim Synodalen Weg diskutiert wird. Auch bei der Frage nach der Hermeneutik gibt es unterschiedliche Sichtweisen, bei der Frage ob und wie Lehrentwicklung gehen kann und wo es nicht möglich ist.
Man geht wohl nicht zu weit, in Kardinal Marc Ouellet, dem Chef des Bischofsdikasteriums, einen, wenn nicht den Gegner der Reformbemühungen der Mehrheit der deutschen Bischöfe zu sehen. Dessen „deutlichen Widerspruch“ hat auch Bischof Stefan Oster (Passau) gespürt, dürfte sich darüber allerdings anders als Bätzing gefreut haben. Und was der Dissens für ein geplantes Vatikan-Schreiben zum Thema Gender bedeutet, kann man sich auch ausrechnen.
Ob das Drängen und Flehen Bätzings hier wie dort wirklich etwas ausrichtet? Immerhin haben die Bischöfe ein „Moratorium“, also ein abruptes Ende, des Synodalen Weges vor seiner letzten Tagung im Frühjahr 2023 abgelehnt. In den Worten von Kirchenrechtler Schüller haben die „Bischöfe diesmal nicht gekuscht“. Noch. Denn klar ist auch ihm: „Das vorgeschlagene Moratorium ist ein Fiasko, eine Klatsche.“ Jürgen Erbacher jedenfalls befürchtet:
Noch ist nicht klar, welchen Preis die Bischöfe werden dafür zahlen müssen, dass das vom Vatikan geforderte Moratorium abgelehnt wurde. In der gemeinsamen Erklärung vom Freitagabend heißt es mit den Worten von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, dass das, was bei dem Treffen besprochen wurde, „nicht außer Acht gelassen werden darf“. Wird die Kurie jetzt klare rote Linien benennen? Das selbstbewusste Auftreten der Mehrheit der deutschen Bischöfe könnte auch zu einer weiteren Verhärtung der vatikanischen Positionen führen. […] Die Befürworter klammern sich an die Hoffnung, dass kaum eine Tür zugeschlagen wurde. Die große Mehrheit der Katholikinnen und Katholiken, die von all dem betroffen sind, bleiben erst einmal wieder nur Zuschauer.
Wenn Beton einmal ausgehärtet ist, ist die Sorge davor, er könne sich weiter verhärten, meist unbegründet. Vielleicht sind Franziskus, der Vatikan und die DBK einfach viel zu spät auf den Trichter gekommen, sich ehrlich über den Synodalen Weg auszutauschen?
Aller 5 Jahre sollen die Bishöfe ad limina antreten, bei ca. 5.700 Bischöfen der römisch-katholischen Weltkirche ein ziemlicher Aufwand. Ob die zahlreichen Missverständnisse über den Synodalen Weg und die Ablehnung, die ihm von Seiten der Kurie entgegenschlägt, darauf beruhen, dass Papst Franziskus die Kirche in Deutschland „verachtet“ (Schüller), ist fraglich. Vielleicht hat er auch nur anderswo zu tun.
„Wenn aus Rom ein kritisches Papier kommt, ist das in der Regel aus Deutschland bestellt“ – Interview mit Annette Schavan von Marliese Kalthoff (Bistum Aachen)
Die Pressesprecherin des Bistums Aachen, Marliese Kalthoff (@MaKalthoff), führt auf der Website des Bistums ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit der ehemaligen deutschen Botschafterin beim Vatikan, Annette Schavan. Darin erklärt Schavan nicht nur, dass die zahlreichen Invektiven des Vatikans zu den Themen des Synodalen Weges in den vergangenen Jahren durchaus von interessierter Seite aus Deutschland erbeten worden sein müssen, sondern auch recht hoffnungsfroh, wie aus dem Desaster jetzt noch etwas werden kann:
[Ich empfehle], miteinander zu sprechen und in den Austausch zu kommen. Mit Vertretern aus Afrika, mit Professoren katholischer Universitäten, engagierten Ordensfrauen, die sich zur Rolle der Frau auseinandersetzen und anderen. Für den Erfolg der Reformen wird entscheidend sein, wie wir uns in die Weltsynode einfädeln. Es ist unheimlich wichtig, dass die verschiedenen Gruppen nicht immer weiter auseinanderdriften und nur noch schlecht übereinander reden und das Teuflische beim anderen sehen. Dazu gehört auch die Überlegung: Was verbindet uns eigentlich? Wir dürfen nicht immer unter uns bleiben oder nach Rom schielen.
Jetzt wo der Streit innerhalb des deutschen römisch-katholischen Episkopats so wunderbar offen zu Tage tritt, ist für einen offenen Austausch der Tisch eigentlich bereitet. Dass die Deutschen auf ihre Kritiker in der Weltkirche proaktiv zugehen, halte ich für kein Ding der Unmöglichkeit.
Mein Bruder, der Feind – Georg Löwisch (ZEITonline)
Georg Löwisch (@georgloewisch), Chefredakteur der ZEIT-Beilage Christ & Welt (@christundwelt), widmet sich in einem kurzen Artikel dem schwierigen Verhältnis von Georg Bätzing und Kardinal Rainer Maria Woelki. In der Causa Woelki hat der Rombesuch nichts erbracht. Stattdessen wurden diese Woche vor Gericht weitere Nägel in den Sarg seines Dienstes in im Erzbistum Köln eingeschlagen (s. nachgefasst II). Löwisch schreibt:
Bätzings Tragik ist: Er kann sich abstrampeln auf dem Synodalen Weg. Am Ende begegnet ihm in Deutschland immer die eine Frage: Und Köln? Das Vertrauen, das Bätzing mit viel Glück nach der Missbrauchskrise wieder aufbauen könnte, verspeist Woelki zum Frühstück. Tatsächlich hat der Kölner unter Druck längst ein Rücktrittsgesuch bei Papst Franziskus eingereicht. Aber der lässt es liegen, absichtsvoll, was man daran sehen kann, dass er altersbedingte Rücktrittsgesuche der Erzbischöfe von Paderborn und Bamberg dieses Jahr annahm.
Das Abstrampeln der einen ändert nichts an der Macht der anderen, ob sie nun in Köln oder Rom sitzen. Der Synodale Weg hat eben nur “noumenale” Macht, wie Sebastian Dietz, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, bei feinschwarz (@feinschwarz_net) schreibt. Er sieht durch die Beratungen des Synodalen Weges eine neue „Rechtfertigungsordnung“ entstanden, hinter die man nun nicht mehr zurückkomme. Aber was bedeutet dies im konkreten Anwendungsfall, wenn doch am Ende nur der Papst nominelle Macht hat?
nachgefasst I: Eine Petition im Konjunktiv
Es widerstrebt mir zutiefst, auf diese „Nachricht“ im Kontext eines Newsletters über die wichtigen Kirchennachrichten der Woche überhaupt einzugehen, aber bitte sehr: Der Chef des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen des Evangelischen Arbeitskreises der CDU (EAK), Henning Aretz, will mittels einer Petition gegen die Präses der EKD-Synode Anna-Nicole Heinrich (@AnnaHeinr) protestieren. Erst am heutigen Tag wird der EAK-Landesverband entscheiden, ob es eine solche Petition überhaupt geben wird. Das hat aber die lieben Kolleg:innen, insbesondere der Neigungsgruppe „konservative Publizistik“, nicht davon abgehalten, schon jetzt mächtig Dampf zu machen.
Ein paar der Hintergründe erklärt zeitzeichen-Chefredakteur Reinhard Mawick, insbesondere die Beteiligung des EAK-Bundesvorsitzenden Thomas Rachel (@_ThomasRachel). Der ehemalige Parlamentarische Staatssekretär und jetzige CDU-Bundestagsabgeordnete kritisierte die Proteste der „Letzten Generation“ in den vergangenen Tagen mehrmals und in diesem Zuge auch die teilweise Solidarität, die den Protestierenden aus dem Kreise der EKD-Synode gewährt wurde.
Insbesondere Springers WELT, die rechts-evangelikale Idea und weitere rechte und konservative Kommentatoren sind in die Bütt gestiegen, um die evangelische Kirche für ihre „Nähe“ zu den Klimaaktivist:innen der „Letzten Generation“ zu geißeln, die – man muss es noch einmal betonen – ja vor allem darin bestand, einer Rede der Aktivistin Aimée van Baalen (@AimeevanBaalen) zuzuhören, die in angenehm evangelischen Sound auf der Synode Gemeinsamkeiten auslotete (s. Eule-Live-Blog von der EKD-Synode). Die anschließenden stehenden Ovationen von gut der Hälfte des Plenums und das Signal zur Gesprächsbereitschaft, das Heinrich auf der Abschluss-Pressekonferenz der Synodentagung aussandte, als „Kniefall“ der EKD oder gar der evangelischen Kirchen vor einer bestimmten Protestgruppe zu interpretieren, grenzt an Falschbehauptung.
Von Ungenauigkeiten voll ist auch die Berichterstattung und Diskussion über einen Debattenbeitrag von Sabine Kropf-Brandau (@dieproepstin), ihres Zeichens Pröpstin in der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck (EKKW). Weder das von ihr kritisierte „Tempolimit“ noch die umfassende Solidarität mit der „Letzten Generation“ wurden von der Synode so beschlossen, wie sie es in ihrem Schreiben und einem WELT-Interview (€) bei Frederik Schindler (@Freddy2805) darstellt (s. meinen Artikel zum Thema von vergangener Woche). Ob es sich dabei um eine bewusste Täuschung der (Kirchen-)Öffentlichkeit handelt oder schlicht um Unkenntnis über die Verfahren in der Evangelischen Kirche, entzieht sich meiner Kenntnis.
Eins aber ist sicher: All das lenkt massiv von den notwendigen und sehr, sehr unbequemen Maßnahmen ab, die in der Kirche ergriffen werden müssen, um das in der EKD-Klimaschutzrichtlinie tatsächlich verabredete Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Es handelt sich schlicht um Derailing und den von „konservativen“ Publizisten unternommenen Versuch, eine kulturkämpferische Debatte aufzuziehen.
Debatten-Update: Es geht nicht wirklich um das #Tempolimit, sondern um die Frage, ob man mit der "Letzten Generation" solidarisch sein will, also um eine Identitätsfrage, nicht um Klimaschutz.
— Philipp Greifenstein (@rockToamna) November 14, 2022
Wie die Kirchen zum Klimaschutz beitragen wollen – Katja Dorothea Buck (welt-sichten)
Einen Überblick über die Klimaschutzrichtlinie der EKD im Vergleich mit der katholischen Kirche in Deutschland und der Ökumene bietet Katja Dorothea Buck im Magazin für globale Entwicklung und ökumenische Zusammenarbeit welt-sichten (@weltsichten). Wer die Mühe nicht scheut, kann hier im Amtsblatt der EKD vom 15. Oktober die Klimaschutzrichtlinie-EKD im Original nachlesen.
Die Richtlinie umfasst sämtliche Bereiche von Immobilien und Mobilität über Beschaffung bis zu Bildung und Kommunikation. […] Der Wermutstropfen: Die Richtlinie ist nur in den Bereichen rechtlich bindend, für welche die EKD selbst die Verantwortung trägt. Der allergrößte Teil kirchlicher Arbeit findet in Deutschland aber auf regionaler und lokaler Ebene statt – und dafür sind die Landeskirchen und Ortsgemeinden zuständig. […] Die EKD versteht deswegen ihre Klimaschutzrichtlinie als einen „Orientierungsrahmen“ für ihre 20 Mitgliedskirchen, „der die Freiheit lässt, ihn nach den lokalen Besonderheiten auszufüllen“, wie es ein Sprecher der EKD formuliert. Die Richtlinie diene der Vereinheitlichung von rechtlichen Regelungen, setze Standards und biete daher – bei allen Unterschieden in den Landeskirchen – einen Orientierungsrahmen.
nachgefasst II: Missbrauchs-Skandal
Köln
Beginnen wir mit einer Analyse von Tilmann Kleinjung (@TilmannKk) vom Bayerischen Rundfunk, der sich die Causa Woelki im Lichte des Ad Limina-Besuches der DBK in Rom angeschaut hat. In seinem Text ist so ziemlich alles versammelt, was man zur weltkirchlichen Perspektive auf Woelki wissen kann und muss. Außer vielleicht, dass es der römischen Kirche einfach auch an geeigneten Kandidaten für die inzwischen zahlreichen Vakanzen mangelt. Da reißt man natürlich nicht noch weitere Löcher, die man nur mit erzkonservativem Ersatz stopfen könnte.
Am Mittwoch dieser Woche nun sagte vor dem Kölner Landgericht die langjährige Sekretärin von Woelkis Amtsvorgänger in Köln, Joachim Kardinal Meisner, aus, berichten u.a. Daniel Deckers in der FAZ und Christina Zühlke (@ChristinaZue) und Markus Schmitz beim WDR. Ihre Einlassungen vor Gericht widersprechen der eidesstattlichen Versicherung, die Woelki abgegeben hat. Die Beweisaufnahme wird im Dezember fortgesetzt, aber selbst durch ein Urteil müsste sich Papst Franziskus nicht zur Annahme des Woelki-Rücktritts gezwungen sehen, erklärt der emeritierte Kirchenrechtsprofessor Norbert Lüdecke (Beiträge in der Eule). Den umfangreichen Rechtshändeln von Kardinal Woelki geht in der Christ & Welt , Georg Löwisch mit einem Interview des Strafrechtsprofessors Tobias Singelnstein nach. Ach ja, und dann verbot das Erzbistum seinen Mitarbeiter:innen auch noch eine kleine Solidaritätsaktion mit der Zeugin.
Pfarrer Markus #Hoitz, ein ruhiger Kerl, nimmt seine Mitarbeiterin Hildegard #Dahm gegen das EB #Köln in Schutz, nennt das Nicht-Handeln von Kardinal #Woelki „illoyal“ und erklärt ihm Grundsätzliches.
Chapeau diesen hochanständigen Worten: https://t.co/oJYI2IJdXI pic.twitter.com/rBqFzdzz32
— Christoph Strack (@Strack_C) November 13, 2022
Wo man die Hölle hinter sich lässt – Matthias Köpf (SZ)
In der Süddeutschen Zeitung schreibt Matthias Köpf über einen neuen Andachtsraum in der Pfarrkirche in Unterwössen im Chiemgau, der den Betroffenen schweren sexuellen Missbrauchs gewidmet ist. Seine Ortsbegehung ist auch ein Gang in die komplexe Wirklichkeit von Nicht-Wahrhabenwollen und Vertuschung, an der nicht allein mächtige Kleriker wie Joseph Ratzinger / Benedikt XVI., sondern eben auch einfache Katholik:innen am Ort mitwirk(t)en.
Und ein Teil der Hölle, das waren auch in Unterwössen die anderen. So habe die Familie eines der Opfer zeitweise „in Wössen nix mehr zum Einkaufen gekriegt“, sagt Kuhnlein. Noch immer halte sich bei manchen im Ort die Meinung, die Buben seien damals die eigentlichen Schuldigen gewesen und seien für all das ja schließlich auch bezahlt worden.
Dass manche von all dem nichts mehr oder nicht schon wieder was wissen wollen, das mag ein Grund für die Widerstände gewesen sein, gegen die Kuhnlein nach einer Schilderung sieben Jahre lang ankämpfen musste mit seinem Vorhaben, einen Andachtsraum zum Thema Missbrauch zu gestalten.
Buntes
Buß- und Bettag: Zeit für ein Schuldbekenntnis gegenüber queeren Gläubigen – Kerstin Söderblom (Kreuz & Queer, evangelisch.de)
Auf dem „Kreuz & Queer“-Blog bei evangelisch.de (@evangelisch_de) ruft Kerstin Söderblom (@KSoederblom) dazu auf, anlässlich des Buß- und Bettages die Schuld der Kirchen gegenüber queeren Gläubigen offen auszusprechen. Sie nennt positive Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit und richtet einen Appell an alle Kirchenmenschen:
Ich hoffe, dass der Buß- und Bettag immer mehr Kirchen, Gemeinden und christliche Gemeinschaften daran erinnert, dass sie ihre Schuld gegenüber queeren Gläubigen bekennen müssen. Solche Schuldbekenntnisse sind unverzichtbarer Bestandteil dafür, dass heilende Veränderungen gelingen können.
Guilty Pleasure – Daniela Albert, Eva K. Kramer-Well & Mirjam Petermann (Die Eule)
Den Buß- und Bettag haben wir in diesem Jahr mit einem Drei-Autorinnen-Artikel über guilty pleasures, also „Freuden, von denen wir wider besseres Wissen nicht lassen können“, markiert. Daniela Albert (@dalbert79), Eule-Redakteurin Eva Kramer-Well und Mirjam Petermann (@fraeuleinMoehri) teilen ihre Gedanken. Und was ist Dein/Ihr guilty pleasure? Ist es etwa das Fußballgucken?
Zwischen Protest und Hoffnung: Wie kirchliche Player die WM begleiten – Matthias Altmann (katholisch.de)
Heute beginnt die vermutlich umstrittenste Fußball-Weltmeisterschaft aller Zeiten. Je näher das Eröffnungsspiel rückt, umso massiver wird die Kritik an den Umständen, unter denen das Turnier stattfindet (vgl. dazu etwa die Dokumentationen „Katar – WM der Schande“ des WDR oder „Geheimsache Katar“ im ZDF).
Auch kirchliche Verbände und Hilfswerke schauen sehr genau nach Katar, berichtet Matthias Altmann. In einer Online-Petition fordert etwa missio (@missio_de) die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (@ABaerbock) auf, sich beim Emir von Katar für die Belange von Frauen im Golfstaat einzusetzen. Das Hilfswerk will das Thema auch über die vier Wochen dauernde WM hinaus verfolgen.
Theologie
Wie kirchliche Lehre sein sollte – Juliane Eckstein (katholisch.de)
In einem „Standpunkt“ auf katholisch.de lobt die Theologin Juliane Eckstein (@EcksteinJuliane, hier in der Eule) die „Erklärung der Deutschen Kommission Justitia et Pax zum Krieg gegen die Ukraine“ (PDF) von Ende März 2022 als ein Beispiel dafür, wie kirchliche Lehre sein sollte. In ihrem Kommentar geht sie auch auf die Kritik an der Erklärung ein, die wiederum kritisiert werden konnte. Gerade deshalb ..
… „vermochte die Erklärung in einer Phase großer Unsicherheit etwas, was kirchliche Lehre generell leisten sollte: Orientierung geben im Spannungsfeld zwischen dem Evangelium vom anbrechenden Reich Gottes und der Wirklichkeit, in der dieses Reich noch lange nicht voll entfaltet ist.“
Zur (Ver-)Klärung der Schuldfrage – Daniel Vorpahl (Die Eule)
Der Buß- und Bettag lässt Christ:innen über Schuld und Vergebung nachdenken. In der Eule hat sich Daniel Vorpahl, tätig am Lehrstuhl für Hebräische Bibel und Exegese der School of Jewish Theology an der Universität Potsdam, mit der Schuld zweier biblischer Überfiguren auseinandergesetzt. Am Beispiel des Urvaters Jakob und des idealisierten Königs David beschreibt er Strategien im Umgang mit der Schuld von „biblischen Lichtgestalten“ und taucht dazu tief in die jüdische Rezeptionsgeschichte ein:
In der Auseinandersetzung mit ihrer Schuld und deren traditionsgeschichtlicher Verarbeitung, erscheint es heute vielmehr angebracht, den Blick auf deren Opfer zu richten und aus dem Umgang mit ihnen zu lernen. Denn gerade die nachbiblischen Aushandlungen der Schuld Jakobs oder Davids dienen immer auch einer strukturellen Stärkung männlicher Heroen zu Lasten weiblicher Nebenfiguren, wie Batscheba oder Rebekka.
Ein guter Satz
oh boy, wenn ihr es nicht mögt, dass euch wegen des Klimawandels Dinge vorgeschrieben werden, dann werdet ihr es HASSEN welche Dinge euch der Klimawandel vorschreiben wird
— E L H O T Z O (@elhotzo) November 19, 2022