Die Hölle ist abgebrannt – Die #LaTdH vom 13. September

Die „Links am Tag des Herrn“ kehren zurück nach Lesbos. Außerdem: Kritik, Demut und Solidarität.

In der Nacht zu Mittwoch ist das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos abgebrannt. Durch die Zerstörung des Lagers ist das Schicksal der über 12 000 Flüchtlinge, die in dem ursprünglich für 3 000 Menschen ausgelegten Lager ausharren mussten, erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit gerutscht. Den Rest der Woche über stritten sich europäische Politiker:innen darüber, wieviele Flüchtlinge von der Insel evakuiert werden sollen und wer sie aufnimmt.

Das (vorerst) letzte Kapitel Moria ist ein weiteres in der Geschichte des europäischen Versagens. Die Debatte dieser #LaTdH knüpft dort an, wo wir bereits im Frühjahr standen (s. #LaTdH vom 22. März („Die Hölle von Moria“) & 29. März & 5. April).

Debatte

Keine griechische Tragödie – Mario Neumann (medico)

Mario Neumann schreibt beim Hilfswerk medico (@nothilfe) über die umfassende Verantwortung Europas (und Deutschlands) für die Zustände, die schon vor dem letzten Brand im Lager herrschten.

Es gibt Schuldige und Verantwortliche für Moria und es gibt dort nichts, was nicht genau so gewollt, gewusst und gedacht ist. Jetzt ist Moria Geschichte und doch ist noch nichts zum Guten gewendet. Nichts was passierte und passiert war nicht vorherzusehen, die ganze Situation spiegelt eine Grenz- und Asylpolitik, die sich spätestens seit dem Jahr 2016 mit dem EU-Türkei-Deal ausschließlich darum drehte, existierende Probleme zu kasernieren, aus- oder einzusperren.

Eine knappe Zusammenfassung der Geschichte des Lagers, inkl. Bildern, bietet die Deutsche Welle. Zur jahrelangen Vorgeschichte gehören auch die Warnungen von Journalisten, Aktivisten, Nothelfern und Politiker:innen, dass die Corona-Pandemie nicht vor dem Lager Halt machen wird. Vor ein paar Tagen wurden positive Corona-Tests bekannt. Kurz darauf brannte das Lager (abermals).

Bereits im März diskutierten darum Politiker:innen in Europa über die Evakuierung des Lagers. Vorneweg dabei der Bundesminister des Innern, Horst Seehofer, der den schwarzen Peter damals an die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen weiterschob. Zwei PolitikerInnen der christlichen Unionsparteien, aktive Mitglieder ihrer Kirchen obendrein.


Welche verschobene Exegese des Neuen Testaments Horst Seehofer dazu bewogen hat, die Evakuierung von nur 400 unbegleiteten Jugendlichen als Nächstenliebe zu verkaufen, wird sein Geheimnis bleiben. Man schämt sich einfach und muss ob der Inanspruchnahme der eigenen Religion heftig den Kopf schütteln.

Auf der Insel können die restlichen ca. 12 500 Flüchtlinge doch nicht bleiben, noch werden sie wohl an die Türkei „zurückgeschickt“ werden können. Lesbos ist eine Sackgasse, solange Europa keine Verantwortung übernimmt.

„Es muss endlich geholfen werden“: Gemeinsamer Appell der leitenden Geistlichen der EKD (EKD)

Alle leitenden Geistlichen  (KirchenpräsidentInnen und (Landes-)BischöfInnen) der evangelischen Landeskirchen haben einen gemeinsamen Appell an die Politik und insbesondere an Horst Seehofer gerichtet. Das letzte Mal appellierten alle gemeinsam 2015 auf diese Weise.

Jesus Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40b – Wochenspruch für die Woche vom 6. bis 12. 9. 2020)

[…]

Wir, die leitenden Geistlichen der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland, sind erschüttert über das Leid, das erneut über die schutzsuchenden Menschen gekommen ist, und entsetzt, dass es der Europäischen Union trotz vielfacher Warnungen nicht gelungen ist, diese Eskalation der menschenunwürdigen Situation in dem Lager zu verhindern.

Es muss endlich gehandelt werden. Wir bitten die deutsche EU-Ratspräsidentschaft, umgehend eine europäische Lösung für die Verteilung der Schutzsuchenden auf aufnahmebereite Länder zu finden. Wir erwarten vom Bundesminister des Innern, sich den Angeboten von Bundesländern und Kommunen, Geflüchtete aus den griechischen Lagern aufzunehmen, nicht länger zu widersetzen. Unsere Unterstützung sagen wir zu.

Brandstifter gehören nicht auch noch belohnt – Silke Hasselmann (Deutschlandfunk)

Im Deutschlandfunk kommentierte die Korrespondentin für Mecklenburg-Vorpommern (einem bekannten Flüchtlings-Hotspot [sic!]), Silke Hasselmann, am Freitag die geforderte Evakuierung der Flüchtlinge, gerne in die zahlreichen deutschen Städte und Bundesländer, die sich seit Jahr und Tag als „Sichere Häfen“ für die Flüchtlingshilfe engagieren und bereit halten. Das muss Hasselmann entgangen sein, unterstellt sie doch der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vormpommern, Manuela Schwesig (SPD), und mit ihr dem Rest der Hilfswilligen, ohne Mehrheitsbeschlüsse vorzugehen.

Dass mehr geht, als Seehofer zulassen will und Hasselmann sich vorstellen kann, zeigt die Bereitschaft der Zivilgesellschaft zu helfen, wie z.B. im Erzbistum Köln:

„Die Aktion Neue Nachbarn begrüßt die Initiative des Landes NRW, 1000 Geflüchtete aufzunehmen“, so Irene Porsch, Flüchtlingsbeauftragte der Caritas im Erzbistum Köln. „Kapazitäten für die Aufnahme der Geflüchteten sind vorhanden, die Aktion Neue Nachbarn steht mit ihrem bewährten Hilfenetz aus 230 Hauptamtlichen und rund 10.000 Ehrenamtlichen in Caritas und Kirchengemeinden bereit.“ Kardinal Woelki hatte die Aktion Neue Nachbarn 2014 gegründet, um Geflüchtete willkommen zu heißen und sie bei der Integration in Deutschland zu unterstützen.

Hasselmanns Kommentar strotz nur so vor den rhetorischen Tricks der „neuen“ Rechten („moralisierendes Trommelfeuer“, „erpresserische Absicht“). Solche Kommentare, d.h. persönliche Meinungsäußerungen, kann man im öffentlich-rechtlichen Rundfunk versenden, eine Zensur oder vermeintliche „cancel culture“ braucht es wirklich nicht. Aber kritisieren wird man Hasselmanns von Zynismus und AfD-Sprech getränkten Kommentar sehr wohl können.

Aus christlicher Sicht fällt vielleicht die wirklich grausige Tun-Ergehen-Logik auf, derer sich Hasselmann bedient. Als ob nur unschuldige Menschen geretten gehören, und als ob wir mit unserem beharrlichen Wegschauen bei Weiterbetrieb der Europäischen „Migrationspolitik“ unschuldig an den Zuständen an unseren Grenzen wären.

Hasselmann argumentiert so, als ob eine Evakuierung auf das europäische Festland einen – wissenschaftlich widerlegten – „Pulleffekt“ auslösen, einen Präzedenzfall für die Aufnahme weiterer Flüchtlinge und Migranten darstellen würde. Zu Weihnachten 2019 schrieb ich über die Flüchtlingslager in Griechenland bei zeitzeichen.net:

Präzedenzfälle wofür? Barmherzigkeit? Gerechtigkeit? […] Wir brandmarken diese Kinder zu einem Leben im Elend. Hunger, Kälte und Trauma werden nicht vergessen. Das wird sich rächen. Ob durch der Gequälten wohl gerechtfertigte Erhebung oder durch anderen Ratschluss, die Konsequenzen unseres (Nichts-)Tuns werden wir zu tragen haben. Begraben wir das europäische Projekt endgültig, weil wir zu Solidarität nicht mehr fähig sind? Das mag eine Frage für unsere Zeit sein. Sind wir überhaupt noch Willens, dem Unrecht zu wehren? Das ist eine Frage für unsere Ewigkeit.

nachgefasst

Synodaler Weg

Auf dem Nachrichten-Portal der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) katholisch.de üben gleich zwei Redakteure Kritik am „Synodalen Weg“, der am vor-vergangenen Freitag in Regionaltagungen fortgeführt wurde. Roland Müller wünscht sich mehr Transparenz bei den Synodalforen:

Es darf kein Gegeneinander zwischen Klerikern und Laien, Männern und Frauen und auch nicht zwischen vermeintlichen Bewahrern und Reformorientierten geben. Um einen gemeinsamen Weg in die Zukunft zu finden, braucht es einen ehrlichen und wertschätzenden Umgang miteinander. Dazu gehört auch, dass man sich an die zuvor gemeinsam beschlossenen Verfahren hält.

Auslöser für die neuerliche Diskussion von Verfahrensfragen war die Kritik von Bischof Rudolf Voderholzer, der sich im „Frauenforum“ übergangen fühlte. Immerhin ist der konservative Bischof noch dabei und hat sich nicht wie Kollege Schwaderlapp (Weihbischof in Köln) in die Büsche geschlagen.

Die Synodalforen tagen bisher hinter verschlossenen Türen und produzieren jene Texte, die dann im Plenum (oder eben in Teil-Plenen) diskutiert werden sollen. Und ohne ein Mindestmaß an Vertraulichkeit wird das auch nicht gehen, obwohl ich natürlich auch neugierig bin. Denn natürlich gibt es ein „Gegeneinander“, das der Satzung des „Synodalen Weges“ nach vor allem in den Foren ausgetragen werden soll. An den Texten selbst hat Steffen Zimmermann gehörig etwas auszusetzen:

Natürlich, es sind nur Arbeitstexte, die noch einige Schleifen drehen werden. Aber der grundsätzliche „Sound“ der Texte scheint gesetzt zu sein – und ist wenig ermutigend. Bei vielen Textpassagen, über die bei den Konferenzen diskutiert wurde, konnte man den Elfenbeinturm förmlich vor sich sehen, in dem die Texte offenbar formuliert wurden. […]

Wenn hier nicht noch eine deutliche Veränderung erreicht werden kann, werden die Texte (und damit auch die darauf aufbauenden Beschlüsse) des Synodalen Wegs wohl nicht einmal innerhalb der Kirche Relevanz entfalten können – weil kaum jemand sie inhaltlich und sprachlich verstehen wird.

Vielleicht ist das alles irgendwie schicksalshaft? Ein Prozess, der außer Papierproduktion kein absehbares Ergebnis zeitigen wird, produziert viel und komplex beschriebenes Papier. Vielleicht tut es doch Not, sich die unbequemen Fragen zu stellen, die Werner Kleine (@WernerKleine) in einem ansonsten zwar beschwingten, aber ebenso ratlosen Kommentar ebenfalls bei katholisch.de formuliert:

Haben die Delegierten überhaupt ein gemeinsames Ziel? Und wenn ja, wie könnte man es beschreiben?

Mit den Chiffren „Umkehr“ und „Erneuerung“ ist es in der Tat nicht getan. Es geht, daran sei erinnert, darum, dass die katholische Kirche wieder glaubwürdig das Evangelium weitersagen kann. Darum muss sie sich ehrlich Rechenschaft davon ablegen, wo sie selbst in Geist, Wort und Tat wider das Evangelium gehandelt hat. Und das dann abstellen. Es geht also um eine Gewissensprüfung, deren Maßstab das Zeugnis der Heiligen Schrift sowie klare und helle Vernunftgründe sind.

Mehr Theologie und weniger Teleologie – Wolfgang Picken (domradio.de)

Ein unverzichtbarer Teilnehmer und Kommentator des „Synodalen Weges“ ist der Stadtdechant von Bonn, Wolfgang Picken. Picken ist einer der wenigen dezidiert konservativen Teilnehmer des „Synodalen Weges“, der rhetorisch versiert und ästhetisch wohlgefällig aufzutreten vermag. Ja, vielleicht hat der deutschsprachige Katholizismus in ihm einen würdigen Nachfolger im „George-Clooney-Amt“ gefunden, das durch das unzeitige Verwelken Erzbischof Gänsweins seit einiger Zeit vakant ist.

Pickens Kommentare zum „Synodalen Weg“, die zuverlässig kurz nach größeren Events der Unternehmung beim hauseigenen Domradio des Erzbistums Köln erscheinen, geben einen hübschen Einblick in das, was dort zum „Synodalen Weg“ gedacht wird – und welcher Argumentationstaktiken man sich bedient, um allzu forsche Reformvorhaben abzuwenden.

In der aktuellen Ausgabe stellt Picken allerdings auch die berechtigte Frage, was mit den Reformzielen passieren soll, für die sich der „Synodale Weg“ zwar womöglich aussprechen wird, die aber die Kompetenz der Ortsbischöfe (oder das, was davon noch übrig ist, s. die jüngste Instruktion aus dem Vatikan) deutlich überschreiten.

Picken hat jedenfalls Humor, wenn er ausgerechnet den langatmigen und von Wissenschafts- und Konsenssprache geprägten Diskussionspapieren des „Synodalen Weges“ die für katholische Lehrschreiben typische selektive Auswahl biblischer Texte und abgezirkelte Selbstreferentialität vorwirft. Das weckt Hoffnungen auf eine unterhaltsame Zukunft, sollte zutreffen, was Philipp Gessler bei zeitzeichen.net schreibt: Picken gilt Gerüchten zufolge als Kandidat für das Generalsekretärsamt der Deutschen Bischofskonferenz.

Buntes

Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht wird ausgeweitet (KNA, katholisch.de)

Nordrhein-Westfalen weitet den gemeinsamen Religionsunterricht evangelischer und katholischer Schüler:innen aus. An mehr als 450 Schulen wird das im kommenden Schuljahr Alltag sein, und die Nachfrage nach dem Projekt steigt.

Von den rund 2,46 Millionen Schülern in NRW nahmen im vergangenen Schuljahr laut Statistik des Schulministeriums etwa 1,48 Millionen am katholischen und evangelischen Religionsunterricht teil. Gegenüber dem vorangegangenen Schuljahr 2018/2019 sank die Zahl um etwa 26.000 Schüler. Rund 60 Prozent aller Schüler erhalten damit konfessionellen Religionsunterricht. Vor 15 Jahren belief sich der Anteil noch auf etwa 85 Prozent.

Gerade jetzt! 10 Thesen, warum der Religionsunterricht in der Corona-Zeit unverzichtbar ist – David Käbisch, Ralf Koerrenz, Martina Kumlehn, Thomas Schlag, Friedrich Schweitzer und Henrik Simojoki (Zeitschrift für Pädagogik und Theologie)

Die Herausgeber:innen der Zeitschrift für Pädagogik und Theologie liefern in 10 Thesen gute Gründe dafür, auch unter Corona-Bedingungen am Ziel umfassender Bildung in den Schulen festzuhalten, die eben mehr umfasst als ein paar (wirtschaftsrelevante) Kernfächer, z.B. den Religionsunterricht. Was die Autor:innen, renommierte Theolog:innen und Pädagog:innen allesamt, schreiben, ist alles richtig.

Allein, mir als Schüler oder Elternteil würde das alles angesichts des Chaos an den Schulen, das Bildungspolitiker:innen, Schulämter und -Leitungen landauf und -ab verzapft haben (und verzapfen), gepflegt egal sein. Besonders die Lehrer:innen-zentrierte Perspektive der Thesen. Ich schlage also als 11. These vor:

„Religionunterricht stärkt die Kompetenz von Schülerinnen und Schülern (SuS), gegenüber Autoriäten und Machthaber:innen mutig, gefasst und sachorientiert zu agieren und ihre Rechte als Anwält:innen ihrer selbst zu vertreten. Schule als Lebens- und Sozialraum ist zuerst Angelegenheit der Menschen, die sie vor Ort gestalten. SuS kommt dabei eine wichtige Entscheidungskompetenz zu, sie sind nicht Verfügungsmasse von Eltern, Lehrer:innen, Verwaltung und Politik. Der Religionsunterricht stärkt das Bewusstsein dafür, dass SuS als selbstverantwortliche Subjekte Schule und Gesellschaft gestalten.“

Kirche auf dem Weg der Umkehr? – Matthias Albrecht (Kreuz & Queer, evangelisch.de)

Auf dem verdienstvollen queeren Blog bei evangelisch.de schreibt Matthias Albrecht anlässlich der Rehabilitierung des in der NS-Zeit verfolgten Pfarrers Klein darüber, was auf das Signal aus der Evangelischen Kirche Berlin, Brandenburg und schlesische Oberlausitz (EKBO) nun folgen muss. Bischof Christian Stäblein hatte die Diskriminierung von Homosexuellen, auch durch die Kirchen, eine Sünde genannt. Und nun?

Ein gewisses Misstrauen ist angebracht. Trotzdem spricht aus den Worten Stäbleins eine große Demut. Er betont bewusst, dass er und die EKBO sich auf dem Weg der Buße befinden. Darum, so macht er weiter deutlich, ist es auch nicht das Ansinnen der Kirche, mit dem Bekenntnis der Schuld einen Schlusspunkt zu setzen. Viel mehr beginnt der Prozess von Aufarbeitung und Umkehr erst. Das heißt, die Bitte um Vergebung ist keine Bitte, deren wahrer Zweck es ist, sich vor der Öffentlichkeit die Hände reinzuwaschen, nein, sie ist verbunden mit einer Selbstverpflichtung.

Konkret will die EKBO bis zum Sommer 2021 ein Bußwort beziehungsweise eine theologische Erklärung erarbeiten, wo das begangene Unrecht behandelt wird. Zudem soll eine wissenschaftliche Aufarbeitung zum Thema Homosexualität und Pfarramt im Bereich der EKBO und ihrer Vorgängerkirchen geprüft sowie eine Anlaufstelle für Betroffene und deren Angehörige eingerichtet werden.

Ein ähnliches Vorgehen wünscht man sich von anderen evangelischen Landeskirchen (und katholischen Bistümern), doch nicht überall wird es dazu die Bereitschaft und/oder die Kompetenzen und Ressourcen geben. Darum ist das Vorgehen der @ekbo_de durchaus auch exemplarisch zu verstehen, als stellvertretende Verantwortung. Bonhoeffer:

Es ist ein Handeln in stellvertretender Verantwortung, in Liebe zum wirklichen Menschen, im Aufsichnehmen der Schuld, die auf der Welt liegt. Was »christlich« und was »weltlich« ist, steht nun nicht mehr von vornherein fest, sondern beides wird in seiner Einheit erst begriffen in der konkreten Verantwortung des Handelns im Blick auf die in Jesus Christus geschaffene Einheit.

Theologie

Seelischer Missbrauch an Homosexuellen – die psychischen Folgen der kirchlichen Lehre – Ruben Schneider (feinschwarz.net)

Im theologischen Feuilleton feinschwarz.net (@feinschwarz_net) geht Ruben Schneider „den konkreten Folgen lehramtlicher Positionen in der katholischen Morallehre nach und zeigt deren fatales Potenzial auf“. Dabei schont Schneider weder seine Kirche, noch hält er mit komplexen Erklärungen und Fachbegriffen hinter dem Berg.

Das römische Lehramt trägt mit seiner Doktrin, dass Homosexualität eine Hinordnung auf ein intrinsisches Übel ist, zu dieser Beraubung des authentischen Selbst bei. Diese Doktrin und ihre dramatischen psychophysischen Folgen sind eine „Form von Missbrauch“ (Remenyi/Schärtl 2019: 13).

Predigt

Beten in der Badewanne – Jaan Thiesen (Kirche im NDR)

Jaan Thiesen (@jaanthiesen), Vikar in Büchen (@nordkirche_de), nutzt seine kurze Andacht zum „Gesegneten Abend“ bei @KircheimNDR und sagt „Danke!“. Eine schöne Zwei-Minuten-Besinnung.

Genauso wenig wie in der Wanne, kann ich auch nicht ewig im Gebet bleiben. Ich muss zurück in die Welt. Aber von meiner Gebetszeit kann ich manchmal den ganzen Tag zehren. Es beruhigt mich. Und auf eine gewisse Weise füllt es mich auch innerlich mit Wärme. Es tut gut, Gott zu sagen, wie es mir geht – egal ob mein Tag ruhig oder anstrengend war. Heute verbinde ich mein Bad mit dem Gebet. Im Rauschen unter dem Schaum bete ich nur kurz: „Danke.“

Von solchen Radioandachten, es sei nebenbei bemerkt, ist das Land voll. Auf fast jeder Radiowelle senden die Kirchen kurze Audioformate und erreichen damit nach wie vor hunderttausende Radiohörer:innen. Ein Beispiel dafür, dass die Kirchen es durchaus vermögen, Menschen außerhalb ihrer Mauern anzusprechen. Und zwar mit frommer Verkündigung ganz nah am „Markenkern“.

Manchmal vergessen die kritisch gestimmten Beobachter:innen und/oder Reformer:innen, was es alles schon oder sehr lange gibt. Radioandachten und Fernsehgottesdienste sind eben nicht hip und fresh – auch wenn man sie im Netz finden kann.

Und denjenigen, die bei jeder Gelegenheit behaupten, die Kirche sei stumm, sind Radioandachten vielleicht zu wenig intellektuell. Ihnen sei, kurz vor der Erntedank-Saison, empfohlen diese kurze Besinnung zum Anlass eines selbstständigen Nachsinnens über die theologischen und psycho-sozialen Hintergründe eines Lebens in Dankbarkeit zu nehmen:

„Eine Gesellschaft, die aus der Dankbarkeit lebt, ist eine soziale Gesellschaft“, schrieb der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm […]. Sie wisse, was sie denen schuldig sei, die weniger gesegnet seien. „Wer sein eigenes Leben, alles was er ist und hat, nicht vorrangig als das wohlverdiente Ergebnis der eigenen Anstrengungen versteht, sondern auch als unverdienten Segen Gottes, der teilt, was er hat.“

Ein Psalm in Coronazeiten – Gerardo Oberman (ÖKR, GAW)

Auf dem Blog des Gustav-Adolf-Werkes (GAW) „Glauben verbindet“ (@glaubeverbindet) werden (nicht nur, aber besonders) während der anhaltenden Corona-Krise Eindrücke aus den vielen Partnerkirchen der evangelischen Diasporahilfe geteilt. Für mich immer wieder eine wertvolle Ergänzung unserer doch sehr europäischen und deutschen Perspektive auf die Folgen der Pandemie.

Auf dem Blog findet sich auch ein Psalm für die Coronazeit von Gerardo Oberman aus Argentinien, den der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖKR) für die Weitergabe in den Sozialen Netzwerken aufbereitet hat und aus dem der Schlusssatz dieser „Links am Tag des Herrn“ entnommen ist:

Ein guter Satz

Er erneuert unsere Kräfte,
damit wir nicht vom Weg der Solidarität abkommen,
denn dort, in unserem Mitgefühl mit anderen,
ehren wir seinen Namen.