Newsletter #LaTdH

Ökumene der Gastfreundschaft – Die #LaTdH vom 24. April

An diesem Wochenende feiern die orthodoxen Christ:innen Ostern, inmitten des Krieges in der Ukraine – der auch die Westkirchen weiter beschäftigt. Außerdem: Passions-Nachklapp und Antisemitismus.

Frohe Ostern!

An diesem Wochenende feiern die orthodoxen Kirchen das Osterfest. Eine Waffenruhe in der Ukraine hat weder Karfreitag noch dieser Ostermorgen gebracht. Von Frieden ganz zu schweigen. In der „Debatte“ dieser #LaTdH geht es deshalb noch einmal um die Rolle, die christliche Kirchen in diesem Krieg spielen. Und unter „nachgefasst“ um die dazugehörigen deutschen Debatten.

Gibt es in dieser Zeit auch gute Nachrichten? In unserer Familienkolumne „Gotteskind & Satansbraten“ hat Daniela Albert (@dalbert79) am Freitag über die apokalyptische Angst geschrieben, die sich nicht nur in den Sozialen Netzwerken breitmacht, sondern auch in unseren Haushalten – und Kinderzimmern.

Das apokalyptische Denken ist dem Christentum seit jeher eigen. Nicht nur die Orthodoxen, sondern vermutlich die Mehrheit der Christen auf der Erde glauben an eine klar definierte Endzeit, in deren Leid und Trübsal sich die neue Welt ankündigt. So ist selbst in diesen Schreckensbildern ein wenig der österlichen Hoffnung aufbewahrt. Daniela Albert schreibt:

„Was die generelle Vorstellung vom Ende aller Dinge angeht, so war es nie die Aufgabe von uns Christ:innen, sich diesem einfach nur zu ergeben. Vielmehr sollten wir gerade jetzt Samen in die Erde legen, kleine Tropfen auf heiße Steine verteilen, fünf Brote und zwei Fische bereitstellen und Kinder optimistisch und hoffnungsvoll in eine Welt schicken, in der noch viele Generationen nach uns an Gottes Reich weiterbauen werden.“

Eine gute Woche wünscht
Philipp Greifenstein

PS: Die #LaTdH und das Angebot der Eule werden von den Leser:innen selbst ermöglicht! Die Eule ist ein unabhängiges Magazin und erhält keine Unterstützung von Kirchen oder Religionsgemeinschaften. Werden Sie Eule-Abonnent:in! Ab 3 € im Monat sind Sie dabei.


Debatte

Päpstliches Politikum

Im Juni diesen Jahres wollte Papst Franziskus am Rande seiner Reise in den Libanon eigentlich auf Kyrill I., den Patriarchen von Moskau, treffen. Daraus wird nun nichts, weil das Treffen „große Verwirrung“ gestiftet hätte, meint Franziskus in einem Interview der argentinischen Zeitung La Nación.

Er erklärt auch, warum er es bisher vermieden hat, Putin und Russland klar als Aggressoren und Kriegstreiber zu benennen: Das würde „ein Papst niemals bei einem Staatschef und noch weniger einem Land“ tun. Ich bin kein Experte der römisch-katholischen Kirchengeschichte, aber angesichts der politischen Rolle, die Franziskus‘ Vor-Vor-Gänger Johannes Paul II. eingenommen hat, scheint mir diese Erklärung recht dünn.

Und auch nach Kiew will der Papst, trotz zahlreicher Bitten, nicht reisen, informiert die KNA: „Was würde es dem Papst nützen, nach Kiew zu reisen, wenn der Krieg am nächsten Tag weitergeht?“ Franziskus erklärte allerdings seinen Willen, „alles zu tun, was in seiner Macht stehe“, um den Krieg zu beenden.

In diesem Kontext erklärte der Papst auch seinen Besuch in der russischen Botschaft bei Kriegsantritt. Es ist schwer, aus der Entfernung eine handfeste Beurteilung der päpstlichen Politik in Sachen Ukraine-Krieg zu treffen. Wie will man jemanden auf eine Position festnageln, der darauf beharrt, sein Verhältnis zum Moskauer Patriarchen Kyrill sei weiterhin „sehr gut“? Franziskus‘ Aktionen und Worte jedenfalls deuten darauf hin, dass an ihm tatsächlich kein Politiker und Diplomat verloren gegangen ist.

Theologin: Kritik an russisch-orthodoxer Kirche muss deutlicher werden – Regina Elsner im Interview bei Christiane Florin (DLF, 12 Minuten)

Im Deutschlandfunk-Interview bei Christiane Florin (@christianeflori) spricht die Ostkirchenexpertin und katholische Theologin Regina Elsner (@reginaelmo, hier im Eule-Podcast zu Beginn des Ukraine-Krieges) über die Positionierung des Papstes, die sie ausdrücklich kritisiert. Noch mehr als die Zurückhaltung des Papstes, Ross und Reiter zu benennen, sei aber das Verhalten Kyrills zu ächten.

Elsner kommentiert auch die Forderungen nach einem Ausschluss der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK) aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und den ökumenischen Gesprächsforen. Es sei an den Partnerkirchen im Westen gelegen, nun eigene Gesprächsfäden jenseits der bisherigen Repräsentation durch Moskau mit den Orthodoxen Kirchen des Moskauer Patriarchats in der Ukraine und Belarus aufzunehmen. Dort – wir berichteten – äußert man sich entsetzt und kritisch über den Krieg, während in der Moskauer Zentrale Kyrills Linie der unbedingten Unterstützung Putins und seines Angriffskrieges weiterhin vorherrscht.

Ökumene ja, aber mit wem? Diese Frage stellt sich besonders, da Ende August der ÖRK zu seiner 11. Vollversammlung in Karlsruhe zusammenkommt. Auch die ökumenische Bewegung, analysiert Elsner, stehe vor einer Zeitenwende, deren Kernfrage ich vor zwei Wochen hier in der Eule so zusammengefasst habe:

Die ROK baut gemeinsam mit ultrakonservativen und rechtsradikalen christlichen Akteuren an ihrer eigenen Ökumene: Einem Netzwerk von Christen und Kirchen, das sich aktiv gegen Minderheiten- und Frauenrechte sowie den Dialog mit dem Islam positioniert. Die „Werte des Westens“ gelten dieser „Ökumene des Hasses“ als gemeinsames Feindbild. Im Rahmen der ökumenischen Bewegung wird auf die Ablehnung von LGBTQI+ und Frauenrechten durch die ROK und andere skeptische Kirchen bisher allzu häufig Rücksicht genommen. Sind „wir“ dann nicht auch Teil einer christlichen Ökumene, die weltweit als reaktionäre Kraft auftritt?

Zweimal Ostern: Ukrainische Christen in Deutschland – Christoph Strack (Deutsche Welle)

5 Millionen Ukrainer:innen sind inzwischen aus dem Land geflohen, vor allem Kinder und Frauen und vor allem in die unmittelbaren Nachbarländer. Das evangelikale Kinderhilfswerk World Vison spricht von insgesamt 7 Millionen Ukrainer:innen, die ihr Zuhause verlassen mussten.

Hunderttausende von ihnen sind nach Deutschland geflohen. Am diesem Wochenende feiern auch sie das Osterfest. In der Not verlieren Konfessionsgrenzen an Bedeutung, hat Christoph Strack (@Strack_C) für die Deutsche Welle beobachtet. Es werde wegen der Geflüchteten nämlich zwei Mal Ostern gefeiert:

„Ich sehe da keinen Widerspruch“, erläutert Luka. Die Flüchtlinge seien auf die neue Situation nicht vorbereitet, für sie sei in diesem Jahr der 24. April der Ostersonntag. Und deshalb werde er auch an diesem Tag zu Ostern sprechen und Osterbrote segnen. „Dieser Segen der Brote hat ganz hohe symbolische Bedeutung. Die Menschen nehmen das Brot zur Familienfeier mit nach Hause.“ Und zum zweiten Mal rechnet Luka mit vollen Kirchen.

Nicht nur der Gottesdienstbesuch habe sich verdoppelt, berichtet Bohdan Luka, der ukrainischer Geistliche in Sachsen ist Priester der „Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche“ (UGKK), die kleine orthodoxe Kirche platze förmlich aus allen Nähten und die Gemeinden stünden durch den Krieg vor großen Herausforderungen:

„Für die Menschen aus der Ukraine ist es vor allem wichtig, dass man sie aufnimmt, dass der Pfarrer freundlich ist und ihnen zuhört, dass er die Sorge um den Mann oder Verwandte in der Heimat teilt.“ Als Mitarbeiter des Bischofs plagt Dmytryk eine andere Frage. Die 22 Priester reichten längst nicht mehr aus. Denn Flüchtlinge, die verunsichert oder auch vom Kriegsgeschehen traumatisiert seien, suchten Gespräche mit den Geistlichen. […]

An allen rund 50 Standorten, die die UGKK bereits vor dem Krieg in Deutschland hatte, sammelten sie seit Ende Februar Hilfsgüter. Viele Dutzend Lastwagen und Sattelschlepper rollten nach Osten. Sie brachten hunderte Tonnen Nahrungsmittel, Kleidung, Medizingüter in die Krisenregion. Nun gehe noch etwa die Hälfte der Sachspenden auf die Reise, die andere komme Neuankömmlingen in den Gemeinden zugute.

Nach Ostern trat der Auferstandene zu den Jünger:innen, die sich vor Angst in einem Haus eingeschlossen hatten. So wie sich auch heute Christen in ihren eigenen geistlichen vier Wänden verschanzen: Draußen die böse Welt, drinnen die Gemeinde der Ängstlichen. Das gebiert die „Ökumene des Hasses“. Wer die Türen weit und Herzen auf macht, der baut an einer Ökumene der Gastfreundschaft.

nachgefasst

Deutsche Debatten

Unter der Woche konnte man den Eindruck gewinnen, es ginge, was den deutschen Beitrag zur Bewältigung des Ukraine-Krieges angeht, einzig um die Frage der Lieferung sog. „schwerer Waffen“ an die Ukraine.

Dazu herrscht, wie bekannt, Uneinigkeit auch in den Kirchen, besonders in den evangelischen. Ich vermute, dieser Dissens lässt sich auch nicht durch die fortdauernde Wiederholung der je eigenen Position ausräumen. Im Gegenteil, die immerwährende Skandalisierung von „radikal-pazifistischen“ Positionen wie der des EKD-Friedensbeauftragten Friedrich Kramer, schadet womöglich dem Ansehen der Kirche. Vor allem übertreibt eine solche Rezeption die tatsächliche Bedeutung der SenderInnen.

Es gibt genügend andere Sachfragen, bei denen nicht nur Einigkeit herrscht, sondern dringend entschiedenes Handeln auch der Kirchen und ihrer Werke von Nöten ist. Im NDR-Podcast „Streitkräfte und Strategien“ ging es diese Woche – ganz im Sinne eines „erweiterten Sicherheitsbegriffs“ – zum Beispiel nicht allein um deutsche Panzer, sondern auch um die drohende globale Hungerkrise, die durch die Ernteausfälle in der Ukraine verursacht wird. Einige afrikanische Länder sind längst betroffen. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hat deswegen ein „Bündnis für globale Ernährungssicherheit“ vorgeschlagen.

Irrige Ansicht – Benjamin Lassiwe (General-Anzeiger)

In einem Kommentar im Bonner General-Anzeiger ruft Benjamin Lassiwe (@lassiwe) die EKD auf sich zu fragen,

ob Friedrich Kramer als ihr Friedensbeauftragter wirklich noch für sie als Ganzes spricht – und ob die ganze Kirche wirklich hinter seiner Extremposition eines radikalen Pazifismus steht. Tut sie das nicht, sollte das Amt wohl besser neu vergeben werden.

Von der evangelischen Kirche würde in Zeiten des Ukraine-Krieges „eine verantwortlich begründete Friedensethik erwartet“, so Lassiwe. Kramer hätte in den vergangenen Wochen gezeigt, „dass er dazu nicht in der Lage ist“.

In seinen Äußerungen hält er an einem radikalen Pazifismus fest, will der Ukraine Waffenlieferungen verweigern und scheint der irrigen Ansicht zu sein, dass sich Deutschland aus dem Konflikt mit Russland irgendwie herausmogeln könnte.

Lassiwe gibt in seinem Kommentar denjenigen Evangelischen eine Stimme, die in den vergangenen Tagen mit immer stärkerem Kopfschütteln auf die Einlassungen Kramers reagierten. Von Seiten des Rates der EKD, der den Friedensbeauftragten und weitere ehrenamtliche Beauftragte z.B. für Antisemitismusbekämpfung, Flüchtlingsfragen etc. beruft, oder von der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus gibt es bisher keine offizielle Kommentierung von Kramers Äußerungen. So kann der Eindruck entstehen, Kramer spreche tatsächlich für die ganze evangelische Kirche.

Mir scheint jedoch am Grunde des Problems nicht Kramers „radikaler Pazifismus“ zu liegen, den auch Lassiwe eine „ehrenwerte Tugend“ nennt, sondern die unklare Aufgabenbeschreibung des Friedensbeauftragten und die mangelnde Legitimation des Amtes. Soll er zu Kriegs- und Friedensfragen im Namen der EKD sprechen oder für die evangelische Friedensbewegung? Letzterer Aufgabe kommt er nach meinem Eindruck recht effektiv nach, für die erstere ist Kramer der falsche Mann. Denn hierbei käme es darauf an, die eigene friedenspolitische Position hintenanzustellen und stattdessen die Vielstimmigkeit (und auch Ratlosigkeit) der evangelischen Positionen kommunikativ zu vertreten.

„Schuld ist unvermeidlich“ – Sven Giegold im Interview bei Sebastian Drescher und Nils Husmann (Chrismon)

Der praktizierende Prostestant und Grünen-Politiker Sven Giegold (@sven_giegold) ist in den Kirchen hierzulande vor allem für seinen Einsatz für #United4Rescue und die Seenotrettung auf dem Mittelmeer, der sich immer wieder – vor allem im Ehrenamt bei Kirchentag – in die Debatten einmischt. In der Ampel-Regierung ist er Staatssekretär im Wirtschaftsministerium geworden und dort nun u.a. für die Genehmigung von Rüstungsexporten zuständig. Nicht nur, aber besonders während des Ukraine-Krieges eine sensible Aufgabe. Giegold verteidigt die Waffenlieferungen und meldet Zweifel an. Protestantisch.

Es tut gut zu merken, dass auch andere Christinnen und Christen zu einer grundsätzlich ähnlichen Einschätzung kommen wie ich: dass in dieser Situation Waffenlieferungen in der Abwägung aller Argumente geboten sind – gerade mit dem Blick auf die unschuldigen Opfer der Aggression. Und dass das keine Position ist, mit der ich persönlich allein klarkommen muss. Aber mir ist wichtig, dass das nie eine Entscheidung sein sollte, die man mit dem Brustton der Überzeugung vor sich herträgt. Es bleibt für mich immer der Zweifel. Und natürlich die Suche nach Wegen zum Frieden, die bei allem militärischen Handeln immer bleiben muss.

nachgefasst II: Die Passion

Ja, es ist dann doch noch nicht alles zum RTL-Fernsehevent „Die Passion“ vom Mittwoch der Karwoche gesagt gewesen. Das allein spricht ja schon einmal dafür, dass irgendetwas an diesem Passionsspiel mit deutschsprachiger Pop- und Schlagermusik Resonanz gefunden hat. In meiner Würdigung und Kritik hatte ich geschlossen:

Dabei war „Die Passion“ bei weitem nicht so mutig und einzigartig, wie es die Produzenten häufig genug erklärten. Der Unterschied zu den inzwischen zahlreichen Kirchen-Musicals war marginal. Man kann die Passion Christi respektvoll auch mit deutschen Popliedern erzählen. Das sagt mehr über die Universalität der Geschichte aus als über die Qualität der Darbietung.

„Die Passion“: Was hinter den Kulissen geschah – Nicolai Franz (Pro Medienmagazin)

Im evangelikalen Medienmagazin Pro (@pro_magazin) schreibt Nicolai Franz (@nico_franz) ausführlich über das Drumherum der Produktion, das im Fernsehen natürlich nicht zu sehen war: Über einen „evangelistischen Straßeneinsatz“ vor Beginn der Prozession, über Teilnehmer:innen derselben, über die Produzent:innen. Eine gute Ergänzung der bisherigen feuilletonistischen Betrachtung, die manchen den Verdacht bestätigen wird, dass da reichlich Charismatiker:innen mit am Werk waren. („Wer das peinlich findet, muss beim nächsten Mal halt selbst hingehen“, hatte ich geschrieben.)

Leider kommt auch Franz nicht ohne die obligatorische Twitter-Kritik aus, die auch Daniel Hörschs (@dahoe1974) Artikel in den zeitzeichen (@zeitzeichenNET) bewegt. Allein, Franz macht die Kirchenferne des (Twitter)-Publikums für die Verisse verantwortlich, Hörsch den „kirchlich-religiösen Sozialisationshintergrund“ der Autor:innen in den „Leitmedien“, die er besonders auf dem Kieker hat. Ja, was denn nun?

Man könnte wohl noch viele Essays über „Die Passion“ und ihre Rezeption schreiben, vielleicht genügt an dieser Stelle: Anders als von Christ:innen in evangelisch-freikirchlicher Tradition wahrgenommen, sind in der Tat große Teile unserer Kultur nach wie vor christlich codiert. „So viel Evangelium war selten im Fernsehen“ (Franz), stimmt daher nur insofern man damit explizit biblische Inhalte oder christliche Zeugnisgaben meint.

Für die unterschiedliche Wahrnehmung des Events ist daher in meinen Augen gar nicht so entscheidend, wie nah oder fern die Zuschauer:innen der Kirche sind, sondern ob ihnen die dargebotene emotionale Nähe als authentisches Spiritualitäts-Angebot begegnet oder als Schauspiel.

The rise and fall of Hillsong’s ‚hypepriests‘ – Leah Payne (NBC Think, englisch)

Ein kleiner Nachschlag zum Artikel von mir über die Skandale der Hillsong Kirche von Ende März: Leah Payne (@drleahpayne) ist Associate Professor für amerikanische Religionsgeschichte am Portland Seminary und schreibt im Meinungsressort der NBC über die Zukunft der Celebrity-Pastoren in den USA. Läutet der Zusammenbruch von Hillsong in den Staaten auch ihr Ende ein?

Ever the savvy innovators, many charismatic and Pentecostal preachers have found a market for their ministries that does not require attendance or official affiliation. The next “it” preachers with dramatic flair, catchy music and a vision for the world are attracting audiences by the million — on TikTok or Instagram or YouTube or whatever comes next.

Ich bin mir zunehmend sicher, dass man diese Form von religiöser Vergemeinschaftung kaum mehr zutreffend eine „Kirche“ nennen kann, sondern besser von „spirituellen Unternehmen“ und darum auch nicht mehr von Pastoren oder Predigern, sondern von Spiritualitäts-Entertainern sprechen sollte.

Buntes

Exzess und Läuterung – Johanna Di Blasi (RefLab)

Beim schweizerischen RefLab ruft Johanna Di Blasi (@JohannaDiBlasi) dem Wiener Aktionskünstler und Erfinder des Orgien-Mysterien-Theaters Hermann Nitsch nach. Dabei beschreibt sie in ansprechender Kürze, was sein Werk ausgemacht hat – und warum es gerade in den Kirchen auch viel Kritik erfahren hat.

Auf kollektive Exzesse folgt die Reinigung mit rituellen Waschungen, auf das Ausagieren die Katharsis. Die Mitspielerinnen und Mitspieler legen wie in Taufritualen frische Gewänder an und begeben sich blumenbekränzt auf Prozessionen durch die Landschaft, vorbei an Getreideäckern und Sonnenblumenfeldern. Der Künstler wollte, „dass die Leute nach den Tagen extremen Erlebens einfach in die Natur hinausgehen und alles inniger und tiefer empfinden.“

„Die Sarajevo-Haggada ist wie ein Phönix“ – Selma Boracic-Mrso (Deutsche Welle)

Selma Boracic-Mrso schreibt für die Deutsche Welle über die Haggada von Sarajevo, die durch alle Konflikte und Kriege hindurchgerettet werden konnte:

„Die Sarajevo-Haggada ist wie ein Phönix“, erklärt Jakob Finci, der Präsident der Jüdischen Gemeinde in Bosnien und Herzegowina, der DW. „Trotz aller Gefahren – und derer gab es viele von Judenverfolgungen über die Inquisition und zwei Weltkriege bis zum Krieg in Bosnien und Herzegowina – jedes Mal wurde das Buch gerettet, jedes Mal hat es überlebt, jedes Mal tauchte es wieder auf“.

Terroristen ohne Anführungszeichen – Ronya Othmann (FAZ)

„Die jüngsten Terroranschläge in Israel drücken keinen Konflikt aus, sondern antisemitischen Vernichtungswillen“, kommentiert Ronya Othmann (@OthmannRonya) in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die häufig – mindestens – missverständliche Berichterstattung über den Terror, dem sich Israel fast täglich ausgesetzt sieht. Neben der aktuellen Serie von Terroranschlägen geht es im Artikel auch um die Situation der Palästinenser in den Anrainerstaaten Israels, deren Schicksal den Terroristen herzlich egal ist.

Es geht diesen Staaten um Judenhass, nicht um die Palästinenser, auch wenn sie sich immer wieder als deren Schutzmacht inszenieren. Das hat weder Assad daran gehindert, die Palästinenser in Jarmuk zu massa­krieren, noch Iran und seine kleine libanesische Schwester Hizbullah dazu bewogen, sich zum Beispiel für eine Arbeitserlaubnis der Palästinenser einzusetzen. Nicht besser sieht es bei den Kunst-und-Kultur-Antisemiten vom BDS aus.

Nachgetreten – 115 Sekunden – der SPIEGEL zu Gil Ofarim – Chajm Guski (Chajms Sicht)

Chajm Guski (@chajmke), Herausgeber von talmud.de und Blogger, schreibt auf seinem Blog über den SPIEGEL-Artikel zum „Fall“ Gil Ofarim. Ein wichtigter Beitrag.

Hätte man das Gespräch oder die Auseinandersetzung mit dem existierenden Antisemitismus gesucht, hätte das Autorenteam vielleicht den folgenden Satz vermieden: »Wie kann es sein, dass von all den Zeugen in der Lobby niemand einen antisemitischen Ausruf bemerkt?«

Für jüdische Ohren kann das wie Hohn klingen. Denn das fragen sich Opfer von (tatsächlichem) Antisemitismus »draußen« auch häufig – in der Straßenbahn, auf der Straße oder irgendwo anders in diesem Land. Wie kann es sein, dass es so häufig toleriert oder nicht als Antisemitismus erkannt wird?

Theologie

Happy Birthday Digitaldenkschrift! – Eule-Redaktion (Die Eule)

Zum ersten Geburtstag der Digitaldenkschrift der EKD haben wir in der Eule evangelische Akteur:innen nach ihrer Einschätzung zur Denkschrift und ihrer Rezeption befragt: Thomas Voigt (@Voigt_OttoGroup), Frederike van Oorschot (@ReligionFESTHD1), Maximilian Heßlein (@MaxHesslein), Christian Sterzik (@C_Sterzik) und Eule-Podcaster Michael Greder (@HerrPfarrerin) haben geantwortet.

In der evangelischen Kirche gibt es kein verbindliches Lehramt, aber als Dokument gemeinsamen Nachdenkens kommt EKD-Denkschriften eine Orientierungsverbindlichkeit zu. Wenn sie gut sind, können sie Debatten beeinflussen und wichtige Ergebnisse festhalten, die für die Kirchen und evangelische Christ:innen handlungsleitend werden.

Ein guter Satz

„Handelsdeals mit Schönreden sind kein Pazifismus, sondern Egoismus und Dummheit. Der Pazifismus kann daher auch nicht gescheitert sein.“

– Antje Schrupp (@antjeschrupp), auf Twitter