Die Nächste bitte – Die #LaTdH vom 19. Dezember

Es geht auf Weihnachten zu, mit Sorgen und Hoffnungen schwer beladen. Außerdem: Ein Schwurbel-Opa mit Kardinalshut, queere Christen und Musik für den Augenblick.

Herzlich Willkommen!

Es geht nun stracks auf Weihnachten zu und egal ob Plan A, B oder gar C – es wird schon irgendwie gut werden. Ein paar Inspirationen fürs Fest finden sich weiter unten in diesen #LaTdH. Ganz allgemein würde ich meinen, dass die Verunsicherung – trotz aller Sorgen und allen Ärgers – in diesem Jahr deutlich geringer ausfällt als noch zum ersten Corona-Weihnachten. Das liegt auch daran, dass einige auf den Plan A schon sehr lange verzichten.

Ich bin da zwiegespalten: Ich finde den Verzicht auf analoge Gottesdienste gut nachvollziehbar, aber wir sollten auch kritisch nach den Motiven dafür fragen. Wenn es z.B. vor allem darum geht, die Auseinandersetzung um sinnvolle Pandemie-Schutzmaßnahmen wie 3G oder 2G zu scheuen, bin ich kein Freund davon. Mein Respekt gehört allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die hoch verantwortlich digital und analog möglich machen, was geht. Und die ein Auge darauf haben, wem sie im Advent und zu Weihnachten zu Diensten stehen. Es naht das wichtigste Fest der hießigen Christenheit. Ich bin gerne Weihnachtschrist. Weihnachten ist relevant und die Kirchen tun gut daran, dran zu bleiben.

Am kommenden Sonntag, dem 2. Weihnachtsfeiertag, pausieren die #LaTdH. Wir lesen uns wieder im neuen Jahr, am 2. Januar. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und treue Leser:innenschaft in diesem Jahr!

Einen schönen 4. Advent wünscht
Philipp Greifenstein

PS: Die #LaTdH und das Angebot der Eule werden von unseren Leser:innen ermöglicht! Die Eule ist ein unabhängiges Magazin und erhält keine Unterstützung von Kirchen oder Religionsgemeinschaften. Werden Sie Eule-Abonnent:in! Ab 3 € im Monat sind Sie dabei. Danke für Ihre Unterstützung!


Debatte

Heike Springhart ist neue Landesbischöfin in Baden

Am Freitag wurde die Theologin Heike Springhart (@SHeikeli) zur neuen und ersten Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden (@ekiba) gewählt (Vorstellungsvideos und Berichte bei der EKIBA). Die Landeskirche mit dem schönsten Kürzel wird also wie fünf weitere evangelische Landeskirchen von einer Frau im höchsten geistlichen Leitungsamt vertreten werden.

Springhart setzte sich im 2. Wahlgang mit knappen zwei Stimmen Vorsprung vor Mitbewerber Martin Mencke durch und erreichte anschließend im 3. Wahlgang als einzige verbliebene Kandidatin die erforderliche 2/3-Mehrheit. Die Verfassung der badischen Landeskirche sieht vor, dass im 3. Wahlgang nurmehr die KandidatIn zur Wahl steht, die im 2. die meisten Stimmen der Synodalen auf sich vereinen konnte. Springhart wurde mit 55 Ja-Stimmen bei 7-Nein-Stimmen und 7 Enthaltungen gewählt. Ein starkes Ergebnis.

Frauen an der Spitze

Die obenstehende Grafik aktualisieren wir bei der Eule seit 2019 regelmäßig. Sie bildet natürlich nur einen Ausschnitt des Lagebildes der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern in der evangelischen Kirche. Aber doch keinen unwesentlichen! Man sieht z.B. deutlich, dass zuletzt häufiger Frauen gewählt wurden als noch in den 2000er-Jahren oder Anfang der 2010er-Jahre. Frauen sind längst keine Zählkandidatinnen mehr!

Mit den aufmerksamen Eule-Leser:innen aus der Nordkirche (@nordkirche_de) diskutiere ich immer wieder, wenn die Grafik durch die Sozialen Netzwerke wandert, die Frage, warum die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck (und derzeitige stellv. EKD-Ratsvorsitzende) Kirsten Fehrs da nicht (mehr) dabei ist. Vor allem, weil mit Bärbel Wartenberg-Potter eine ehemalige Bischöfin der Nordelbischen Kirche vertreten ist. Die Feinheiten des Kirchenrechts können Connaisseur:innen z.B. in diesem Twitter-Thread nachvollziehen.

Aber eigentlich geht es bei dieser Frage um etwas Wichtigeres: Natürlich bildet sich die Repräsentanz von Frauen in (Führungs-)Ämtern der Kirche nicht allein an der Spitze ab, sondern auch in den vielen Ämtern der sog. Mittleren Ebene und an der Zahl von Pfarrer:innen und kirchlichen Mitarbeiterinnen überall. So gibt es in der evangelischen Kirche auch Chefinnen von Landeskirchenämtern, weibliche Synodenpräses und Synodenpräsidentinnen, Regionalbischöfinnen, Pröpstinnen, Leiterinnen Diakonischer Werke, Superintendentinnen, Studienleiterinnen und nicht zuletzt Theologieprofessorinnen.

Der „Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der evangelischen Kirche in Deutschland“ von 2015 und der Ergänzungsband von 2017 machen das deutlich. Erstellt wurden die Dokumente von der Konferenz der Frauenreferate und Gleichstellungsstellen in den Gliedkirchen der EKD und vom Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie (@ekd_gender). Seitdem hat sich auch auf diesem Feld einiges getan, womöglich noch mehr in guter Richtung. Dass dies alles ökumenisch nicht selbstverständlich ist, zeigt die Weltkarte zur Frauenordination des Konvents evangelischer Theologinnen.

Der Blick an die Spitze bleibt wichtig. Das ist in diesem Jahr besonders augenfällig bei den Wahlen auf der EKD-Ebene geworden. Dass sie von drei Frauen angeführt wird – Präses Annette Kurschus (EKvW) als Ratsvorsitzende, Kirsten Fehrs als ihre Stellvertreterin und Anna-Nicole Heinrich (@AnnaHeinr) als Präses der EKD-Synode – ist mehr wert als ein paar gefällige Schlagzeilen. Frauen führen anders. Sie leiten eine Kirche, in der Frauen den Laden von der Gemeinde angefangen, über die Werke, in der Kirche im Netz und vor allem auch in der Diakonie am Laufen halten.

Es ist darum schon etwas Besonderes, wenn eine EKD-Ratsvorsitzende einer neuen Landesbischöfin gratulieren kann, wie es Annette Kurschus per Videoschalte am Freitag tat. Dabei blieb sie ihrem selbstformulierten Anspruch, vor allem geistlich-theologisch sprechen zu wollen ganz treu, und konnte sich den Hinweis nicht verkneifen, dass der Autor des 1. Timotheusbriefes, auf den sie in ihrem Grußwort Bezug nahm, „sich wohl nicht vorstellen konnte, dass es mal eine unverheiratete Bischöfin geben könnte“. Ab dem Frühjahr 2022 werden 6 der 20 evangelischen Landeskirchen von Frauen im höchsten geistlichen Leitungsamt geführt. 6 sind nicht 10.

Wer redet, wenn „die Kirche“ redet? – Heike Springhart (zeitzeichen.net)

Wer sich einen Eindruck vom kirchenpolitischen Denken der neuen badischen Landesbischöfin verschaffen und gleichzeitig über das kirchliche Handeln während der Corona-Pandemie nachdenken will, der/dem sei dieser Gastbeitrag von Springhart bei @zeitzeichenNET anempfohlen.

COVID-19 stellt uns alle vor die Situation, dass wir auf eine bislang unwägbare Situation reagieren. […] Dass in dieser Situation der allgemeinen Verunsicherung die Sehnsucht nach der einen, verbindlichen Stimme ex cathedra groß ist, die jetzt das eine orientierende Wort spricht, mag verständlich sein. Dem protestantischen Kirchenverständnis angemessen ist es jedoch nicht.

Dass es in der breiten Öffentlichkeit diese Sehnsucht gibt, ist weniger irritierend als die Tatsache, dass auch unter gebildeten Protestanten und anscheinend auch in der wissenschaftlichen Theologie die Sehnsucht nach der Eindeutigkeit eines kirchlichen Lehramts wach wird. Theologie als kritische Selbstprüfung der Kirche und als Dienst aber verballhornt sich selbst, wenn sie zwischen pastoraler Verkündigung in der Gemeinde (als „Basis“ verstanden) und bischöflichen Verlautbarungen so unterscheidet, dass das ein nettes Kleinerlei ist und das andere „die Kirche“.

In einem knappen Dankeswort nach ihrer Wahl wünschte sich Springhart, ihre Kirche möge eine „Weihnachtskirche“ werden, eine Kirche „zu der Gott kommt“. Das klingt fromm und ist doch Anspruch zugleich, denn es bedeutet, dass die Kirche in all ihren Bezügen und auf allen Ebenen kommunikativ eben nicht Antworten gibt auf Fragen, die womöglich gar niemand gestellt hat, sondern zuhört und geduldig warten kann, was auf sie zukommt.

Kirche im evangelischen Sinn zeichnet sich durch die Vielstimmigkeit ihrer Glieder aus, die ihre Einheit der gemeinsamen Bezogenheit des Leibes Christi auf ihr Haupt verdankt. Damit entstehen Räume der Experimentierfreude und der Klage, Räume des Redens und des Schweigens, Räume des Hörens und des Planens und Räume für das, was der Geist Gottes an Überraschendem bereithält. Vor allem aber entsteht eine geschwisterlich orientierte Kirche, die darum weiß, dass die Ämter in der Kirche einander und der gemeinsamen Sache dienen […].

nachgefasst I

Gerhard Ludwig Müllers antisemitisches Corona-Geschwurbel

Nur äußerst widerwillig befasse ich mich kurz mit den verschwörungsideologischen Positionierungen des ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation und Bischofs von Regensburg Gerhard Ludwig Müller. Schwurbel-Opas gibt man besser nicht zu viel seiner Zeit und Kraft ab.

Außerdem hat sich insbesondere katholisch.de befleissigt, die ganze Causa ausführlich zu begleiten, inkl. der inzwischen zahlreichen Kritik an Müller (auch wenn darunter Bischöfe bemerkenswerter Weise ausfallen), einer Einordnung durch ein Interview mit dem Religionswissenschaftler und Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume (@blumeevolution) und kritischen Kommentierungen des Skandals durch Andreas Püttmann (@Puettmann_Bonn) und Felix Neumann (@fxneumann).

Neumann ordnet die neuesten Einlassungen Müllers richtig in den Zusammenhang der grassierenden Papstgegnerschaft unter einigen reaktionären Kräften in der Kirche ein:

Auch wenn die Extreme, die sich bei Viganò und Müller zeigen, Ausnahmen sind: Hier nicht zu handeln ist immer weniger eine Option. Schweigen, auch Schweigen als Strategie angesichts offensichtlichen Unsinns, wird als Zustimmung, zumindest als Duldung aufgefasst. Es braucht Modelle und Strategien, wie der Papst seine Hirtensorge auch gegenüber seinen Gegnern ausüben kann – und Ideen, wie eine Kultur des Ruhestands auch für Bischöfe aussehen kann, die ihren Dienst auf Zeit an der Kurie beenden und doch Bischof und Kardinal bleiben.

nachgefasst II

Omikron und Weihnachten

Rechtzeitig zu Weihnachten sinken die Inzidenzen in Deutschland. Das Gefühl, die vierte Welle der Corona-Pandemie halbwegs durchgestanden zu haben, macht sich breit. Doch steht mit der Omikron-Variante eine neue Herausforderung vor der Tür. Es ist eine Binse, aber das Virus kennt keine (Fest-)Kalender. Wie können wir also in dieser Zeit Weihnachten feiern?

Malte Kreutzfeldt (@MKreutzfeldt) wundert sich in der taz, dass von den an sich notwendigen Kontaktreduzierungen in Deutschland wenig zu sehen ist: „Die deutsche Coronapolitik setzt derzeit einen falschen Schwerpunkt“. Ebenda weist Gereon Asmuth (@gereonas) auf den „Aufstand der Anstehenden“ hin, „dieser massive Auftritt von Ratio“ sei „überwältigend“. Gemeint sind die vielen Millionen Menschen, die sich bereitwillig auf die Schutzmaßnahmen einlassen:

Es ist die größte Coronademo des Landes und wird doch leider zu oft übersehen, zu selten thematisiert. Die meisten sind bereits echte Profis. Sie kommen zum Boostern. Sei es, weil sie irgendwie hoffen, an den Weihnachtsfeiertagen ohne allzu große Sorgen Freun­d:in­nen und Verwandte zu treffen. Sei es, weil sie sich als aktiver Teil einer großen Solidargemeinschaft sehen. Sei es, weil sie schlichtweg Angst vor Krankheit oder Tod haben.

Jedenfalls dürfe sich die Politik nicht von einer kleinen Minderheit von Maßnahmen-Gegnern und Impfunwilligen treiben lassen, meint Asmuth. Einen einordnenden Blick auf das Phänomen der Corona-Proteste wirft bei t-online Jonas Mueller-Töwe (@JMuellerToewe) und sortiert die gegenwärtige Entwicklung in die anhaltende Geschichte der Normalisierung rechtsextremer AkteurInnen und Themen ein:

Allein an diesem Wochenende kam es zu Ausschreitungen in Thüringen, Sachsen und Baden-Württemberg und zu weiteren Demonstrationen in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Das Feuer Sachsens leuchtet weit über seine Grenzen. Und es hat wenig mit Corona zu tun. Die Pandemie war nur der „Brandbeschleuniger“. Es ist Zeit, das in aller Deutlichkeit zu sagen.

Ein Blick nach Israel verrät Sabine Brandes von der Jüdischen Allgemeinen, dass trotz – oder gerade wegen? – Omikron Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie besteht:

Mevorach erläutert: „Einerseits ist Omikron eine Bedrohung, andererseits könnte es die Variante darstellen, die wir uns wünschen. Eine Hoffnung ist, dass die Krankheit verschwindet. Doch wenn nicht, wollen wir eine Variante, die leicht übertragbar ist, aber nur einen sehr leichten Verlauf verursacht.“ Sollte das bei Omikron tatsächlich der Fall sein, „könnte die Infektion von etwas sehr Gefährlichem in etwas umgewandelt werden, das eher der Grippe ähnelt. Die verursacht zwar ebenfalls Krankheit und Sterblichkeit, aber in geringerer Zahl“.

Die geringere Sterblichkeit, gerade in einer sehr alten Population wie in Deutschland, ist noch nicht bewiesen. Außerdem liegt Israel im Vergleich mit den deutschsprachigen Ländern beim Impfen weit vorn. Doch zeigt der Blick ins Heilige Land: Wir haben es nach wie vor selbst in der Hand!

Um unser Gesundheitssystem und andere systemrelevante Bereiche durch die fünfte Welle zu bringen, ohne dass flächendeckend aufgrund von Erkrankungen und Quarantänen das Chaos ausbricht, braucht es Kontaktverminderungen, konsequentes FFP2-Maske-Tragen und Impfungen. Auch zu Weihnachten.

Impfungen in Kirchen

Auch die leidliche Diskussion über Impfaktionen in Kirchen wurde dieser Tage fortgesetzt. Der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück warnt davor, weil man so die heiligen Räume profanisiere. Gerade im Advent. Ich meine, gerade zu Weihnachten feiern wir ja, dass sich Gott selbst profanisiert und zu den Nöten der Menschen „herabsteigt“. Der rege Andrang bei solchen Angeboten spricht dafür. In seinem „Standpunkt“ bei katholisch.de fordert auch Roland Müller (@roland_molitor) „Macht hoch die Tür“ für Impfaktionen in Kirchenmauern.

Missbrauch in den Kirchen

Auch diese Ausgabe der #LaTdH kommt wie so viele in diesem Jahr nicht ohne einen Blick auf den anhaltenden Skandal des Missbrauchs in den Kirchen aus. Dabei verschieben sich die Blickwinkel zunehmend. Im Jahr 2021 ging es viel mehr als um Einzelfälle um Strukturen der Vertuschung, systematisch verhinderte Aufklärung und Konsequenzen für die Institution Kirche. Ich empfinde das als notwendigen und begrüßenswerten Schritt vorwärts. Nicht, weil die Betroffenen-Schicksale unbedeutend wären. Das sei ferne! Sondern, weil wir von der bekundeten Betroffenheit angesicht der Missbrauchs-Geschichten zum konsequenten Handeln kommen müssen.

Daran hat zuletzt der SPIEGEL mit seiner Berichterstattung über das Bistum Trier (€) erneut Zweifel geweckt. „Trier ist überall“ kommentiert in der Christ in der Gegenwart der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller (@tschueller61). Personelle Konsequenzen wurden dieser Tage von allen erwähnten und beteiligten Personen abgelehnt. Im Stern beklagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing (Limburg), stattdessen, dass „die Menschen uns aus ihrem Leben exkommunizieren“.

Wie weit es mit der Demut der römisch-katholischen Würdenträger her ist, zeigt erneut ein Blick ins Erzbistum Köln. Zwar werden dort weitere Nachforschungen im Finanzudickicht angestellt, die eigentlich in Karenzzeit befindlichen Bischöfe Kardinal Rainer Maria Woelki und Dominik Schwaderlapp aber verstehen offenbar nicht ganz, wie das zugehen sollte. Der eine lässt sich für den August 2022 schon mal mittels einer wirklich geschmacklosen Einladung nach Maria Vesperbild komplimentieren, der andere möchte gar mittels eines Tagebuches in der Tagespost (wir berichteten) von seinem afrikanischen Abenteuer berichten.

Von den vielen Satire-Auftritten dieser Tage, die irgendwas mit Kirche zu tun haben, sei an dieser Stelle der Auftritt von Maxi Schafroth als neuer Reue-Beauftragte der Katholischen Kirche in Deutschland pünktlich zu Weihnachten bei „extra3“ im NDR zu empfehlen.

Buntes

„Ich wundere mich über Herrn Döpfner“: Stifterverband-Präsident fordert Kurswechsel vom Springer-Chef – Interviw mit Andreas Barner von Barbara Gillmann (Handelsblatt, €)

Im Interview mit dem Handelsblatt kritisiert der Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft Andreas Barner, der ebenfalls Mitglied im Rat der EKD ist (wir berichteten), scharf die BILD und Springer-Chef Mathias Döpfner für ihren Umgang mit Wissenschaftler:innen während der Corona-Pandemie:

Als Chef eines so großen Hauses wie Springer ist er natürlich wichtig für den Verband. Aber gerade weil er auch Verlegerpräsident ist, erwarte ich von ihm, dass er sicherstellt, dass die Standards eingehalten werden. Es kann nicht sein, dass diese bei einer so großen Zeitung über den Presserat eingeklagt werden müssen. Es gibt so etwas wie bürgerliche Verantwortung.[…]

Auch ich mache mir Sorgen, dass unsere Gesellschaft immer gewaltbereiter wird. 1933 mahnt uns: Die Gefahr, dass die Lage kippt, besteht immer. Wehret den Anfängen!

Ein schwieriges Pontifikat: Papst Franziskus wird 85 – Christoph Strack (Deutsche Welle)

Christoph Strack (@Strack_C) kommentiert bei der Deutschen Welle zum 85. Geburstages von Papst Franziskus, er sei ein Pontifex, „dem inzwischen die Zeit davon läuft“. Tatsächlich sind viele – enorm hohe – Erwartungen an das Pontifikat Franziskus‘ bisher enttäuscht worden, da nützt auch eine „Weltsynode über Synodalität“ (wir berichteten) wohl wenig. Und doch:

Die starken Momente hat Franziskus in seiner direkten Zuwendung zu Menschen, gerade zu den Menschen am Rande. Er versucht ihnen, ein Gesicht und ihre Würde zu geben – Migranten, Geflüchteten, Heimatlosen, Obdachlosen, Ausgegrenzten, körperlich oder seelisch Versehrten. Diesem Mann, der immer und immer wieder die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ beklagt, scheint niemand gleichgültig zu sein. Das ist mehr als ein Protest gegen falsche Maßstäbe. Franziskus steht für ein anderes Bild von Kirche.

„Die Kirche hat mit mir Schluss gemacht“ – Andreas Otto (Tagesspiegel, KNA)

In einem neuen Buch, das seinen Anfang bei Teilnehmer:innen des Synodalen Weges nahm, berichten queere (Ex-)Katholik:innen von ihrem schwierigen Verhältnis zur katholischen Kirche, die Homosexualität immer noch als Sünde sieht. Andreas Otto beschreibt das Buch für die Katholische Nachrichtenagentur:

[Der Bischof von Dresden und Meißen] Timmerevers beschreibt, wie er sich 2019 mit Mitgliedern des Christlich-Schwul-LesBischen Stammtischs Dresden traf. „Zu meiner Verwunderung: Es waren manche bekannte Gesichter dabei. Einige kannte ich vom Gottesdienst in der Kathedrale.“ Die Begegnung habe ihn fragen lassen, ob die Lehre der katholischen Kirche nicht neu bedacht werden müsse. Seine Antwort: Homosexuelle Partnerschaften, Transgender und Diversität seien aufgrund neuer Erkenntnisse der Sexualwissenschaft neu zu bewerten.

Dazu empfehle ich gerne auch diesen Twitter-Thread von Matthias Katsch (@KaMaZhe):

Kirche: „Wir verfolgen euch nicht mehr. Wir begegnen euch jetzt mit Achtung. – Auch wenn eure Neigung ‚objektiv‘ ungeordnet ist. Und ihr eine Todsünde begeht, wenn ihr dieser Neigung folgt. Sagt unsere Zentrale, nicht wir.

Und wir lobbyieren nicht mehr die Politik, dass sie euch kriminalisiert und diskriminiert. Wir kollaborieren auch nicht mit mörderischen Regimen, um weltweit eure Ächtung und Tötung zu rechtfertigen. – Also wir nicht, nur die Kollegen in Osteuropa und unsere Zentrale in Rom.

Theologie

Ein Buch verändert die Welt – Jochen Birkenmeier (Glaube + Heimat)

Vor 500 Jahren begann Martin Luther auf der Wartburg in Eisenach mit der Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche. Jochen Birkenmeier kontextualisiert das in der mitteldeutschen Kirchenzeitung Glaube + Heimat (@glaubeundheimat):

In seiner „Weihnachtspostille“ hatte Luther bereits verkündet, dass Gläubige auf die besten Predigten und theologischen Auslegungen verzichten könnten, wenn sie in der Lage wären, die Heilige Schrift selbst zu lesen. Das Psalmwort „Könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet“ (Ps 85,9) verstand Luther daher als Auftrag, die Bibel auch jenen zugänglich zu machen, die Latein, Griechisch und Hebräisch nicht verstanden – damit sie Gottes Wort „selbst fassen, schmecken und dabei bleiben.“

Predigt

Kurz vor dem Wiegenfeste des Heilands verweise ich gerne noch einmal auf die bisher in der Eule erschienenen Beiträge zu Weihnachtsgottesdiensten im Allgemeinen und Weihnachtspredigten im Besonderen (z.B. hier, hier, hier). Wir wollen uns nicht wiederholen und wenden uns daher in den kommenden Tagen anderen Aspekten des christlichen Feierns im Advent und zu Weihnachten zu.

Eine musikalische Empfehlung gebe ich gerne mit auf die letzte Wegstrecke zur Krippe. Der gebürtige Dresdner und Kruzianer Karl Hänsel (@karl_haensel) ist seit 2017 Marienkantor und Leiter der Lübecker Knabenkantorei sowie seit 2020 Dirigent des Universitätschors Lübeck. Mit der Knabenkantorei hat er vergangenes Jahr ein digitales Weihnachtskonzert aufgenommen. Sehr hörenswert!

Ein guter Satz

„Mitten in der Endlichkeit Eins werden mit dem Unendlichen und ewig sein in einem Augenblick, das ist die Unsterblichkeit der Religion.“

– Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, „Über die Religion – Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“