Newsletter #LaTdH

Geduld – Die #LaTdH vom 12. April

Der Ostermorgen bringt nicht die Erfüllung aller Wünsche. Aber einen neuen Anfang. Außerdem: Flüchtlinge auf den griechischen Inseln und Gottesdienst- & Abendmahl-Diskussionen.

Wenn das Osterfest ein Fixpunkt in unseren Kalendern ist, dann muss an diesem besonderen Tag des HERRn gesagt werden: Bis zum Fest der Auferstehung Jesu Christi ist es nicht gelungen, die griechischen Flüchtlingslager zu räumen oder auch nur besonders gefährdete Menschen oder Jugendliche von dort wegzuholen. DER SPIEGEL berichtet über die Bemühungen des luxemburgischen Außenministers Jean Asselborn in dieser Sache. Und das Bündnis Seebrücke richtet sich mit einem ökumenischen Osterappell an die Kirchen.

Zusagen von deutschen Städten und Bundesländern für die Aufnahme von Geflüchteten gibt es zuhauf, zuletzt hat auch das Bundesministerium des Innern geschaltet. Ostern ist für Christ*innen überall auf der Welt ein Fixpunkt ihres Glaubens: Aber es ist kein Enddatum, nach dem die Welt auf einmal gut ist.

Debatte

Gottesdienst: Oder soll man es lassen?

In der Karwoche beschäftigte die Frage nach Sinn und Verhältnismäßigkeit der Verbote von Gottesdienstversammlungen erneut die Gemüter. Mehrere Gerichte bis hinauf zum Bundesverfassungsgericht haben über Klagen entschieden, die eine Aufhebung der Beschränkungen für Gottesdienste (zum Osterfest) erwirken wollten. Alle wurden abgelehnt (oder nicht zugelassen). Die Begründung des Bundesverfassungsgerichts:

Nach Auffassung der Kammer hat der Schutz vor diesen Gefahren für Leib und Leben derzeit trotz des damit verbundenen überaus schwerwiegenden Eingriffs in die Glaubensfreiheit Vorrang vor dem Schutz dieses Grundrechts. […] Die Kammer stellt klar, dass für die Folgenabwägung auch die Befristung der Corona-Verordnung bis zum 19. April 2020 von Bedeutung ist. Damit ist sichergestellt, dass die Verordnung unter Berücksichtigung neuer Entwicklungen der Corona-Pandemie fortgeschrieben werden muss.

Bei jeder Fortschreibung der Verordnung muss mit Blick auf den mit einem Gottesdienstverbot verbundenen überaus schwerwiegenden Eingriff in die Glaubensfreiheit eine strenge Prüfung der Verhältnismäßigkeit erfolgen und untersucht werden, ob es angesichts neuer Erkenntnisse […] verantwortet werden kann, das Verbot von Gottesdiensten unter – gegebenenfalls strengen – Auflagen und möglicherweise auch regional begrenzt zu lockern.

Diskussion, Klagen und Urteile zeigen, dass die Einschränkung des Grundrechts auf Religionsfreiheit nicht leichten Herzens erfolgt, dass sie öffentlich umfassend debattiert wird, ja, dass die Mittel des Rechtstaats zur Prüfung des Sachverhalts in Anschlag gebracht werden (können). Herz, was willst Du mehr?

Nun, Gottesdienst in Kirchen feiern, während Wochen- oder Baumärkte doch geöffnet haben, auf denen sich Menschen wegen fehlender Sicherheitsmaßnahmen viel näher kommen, als es in Gottesdiensten bei Beachtung geeigneter Sicherheitsvorkehrungen der Fall wäre. Die Frage steht im Raum, ob bei den Verboten der öffentlichen Gottesdienste der Gleichheitsgrundsatz vor dem Gesetz gewahrt bleibt. Und eine ehrliche Antwort darauf kann nur lauten: Nein.

Geht man damit konstruktiv um, heißt das erstens, dass wir für zukünftige, ähnliche Situationen daraus lernen können, ob und wie doch in physischer Gemeinschaft Gottesdienste gefeiert werden können. Und zwar so, dass dadurch nicht Menschen in Gefahr geraten. Einfach Aufsperren und Business as usual ist damit nicht gemeint.

Und zweitens, bedeutet der Mangel an Gleichbehandlung religiöser Veranstaltungen zum Handel nicht, dass die Maßnahmen nicht sinnvoll wären. Im Zweifel zeigt sich nur, dass anderswo eben nicht so konsequent rücksichtsvoll agiert wird wie in den Religionsgemeinschaften. Oder wie es der Organisationsberater Stephan List (@stlist) auf einen guten Satz bringt:

Wir erwarten von der Allgemeinheit, dass sie auf unsere Feiertage Rücksicht nimmt. Jetzt kann die Allgemeinheit auch von uns erwarten, dass wir an unseren Feiertagen auf sie Rücksicht nehmen.

Erneut sei daran erinnert, dass sich für die Verbreitung des Virus‘ im Elsass und in Südkorea der Verdacht erhärtet hat, dass christliche Religionsgemeinschaften mit ihren Treffen wahre Hotspots für Ansteckungen waren (s. #LaTdH von letzter Woche). Ähnliches lässt sich bei nur geringem Einsatz von Verstand und Phantasie auch für einige Kirchen in den USA vermuten.

Will sich auch nur ein*e Christ*in in Deutschland vorstellen, was wohl passiert wäre, wenn z.B. die Leiter*innen des Willow-Creek-Kongresses anstatt wie die Teilnehmer*innen nach Abbruch der Tagung nach Hause zu fahren, mit hunderten junger Menschen gesprochen und gebetet hätten?

Damit ist nicht gesagt, dass der Gottesdienstverzicht nicht auch wirkliche Härten mit sich bringt. Niklas Schleicher (@megadakka) hat darauf in seinem Triage-Artikel hier in der Eule hingewiesen:

Maßnahmen wie Ausgangssperren und Kontaktverbote sind für den Großteil der Menschen richtig, wichtig und hilfreich. Aber es gibt auch Menschen, für die diese lebensgefährlich sind. Dazu zählen arme Menschen, die auf Tafeln angewiesen sind, die schließen mussten. Dazu zählen Menschen, die unter häuslicher Gewalt leiden. […] Dazu zählen aber auch Menschen, für die soziale Kontakte lebenswichtig sind, […]. Ältere Menschen, deren soziales Leben z.B. im Besuch des Marktes am Wochenende oder im Stammtisch am Mittwoch oder auch im Kirchgang besteht.

Muss man also zürnen, wenn Peter Hahne und Birgit Kelle dieser Tage eine Aufhebung der Einschränkungen für den Kirchgang fordern? Nicht über ihr Anliegen! Aber doch wohl über die unter der Hand verabreichten Verallgemeinerungen (für das Gebet sind Kirchen vielerorts selbstverständlich geöffnet) und den selbstbezogenen Populismus, der nun wirklich niemandem weiterhilft, außer denjenigen, die sich freuen, mal wieder in BILD & Co. aufzutauchen.

Statt den undifferenzierten, spalterischen, aufwiegelnden Stil und die egozentrische Logik der Populisten in die Kirche zu tragen, gilt es an diesem besonderen Osterfest unter den Schrecken der Pandemie das Gegenteil zu tun: mit dem angemessenen Ernst, mit Trauer, Demut, Empathie, Kreativität und theologisch intelligent Zeugnis dafür zu geben, dass Gott trotz Krankheit und Tod ein „Freund des Lebens“ ist. […] Wie christlich Ostern 2020 in Deutschland sein wird, hängt diesmal in ganz besonderer Weise von jedem einzelnen Gläubigen ab, von seiner je individuellen Berufung zum österlichen Menschen.

So drückt es Andreas Püttmann (@Puettmann_Bonn) in seinem (langen) Gastkommentar beim Domradio aus. Ich kann dem nichts mehr hinzufügen. Außer das hier:

Gefährlicher Verdruss – Johann Grolle (DER SPIEGEL)

Es sind nicht allein die binnenkirchlichen Debatten, die trotz der allseits propagierten Entschleunigung (bäh ..) langsam heiß laufen. Kühlt das Virus in einem Land langsam herunter, erreichen uns Horrormeldungen aus dem nächsten. Während wir in den vergangenen Wochen vor allem auf die Situation in Krankenhäusern geschaut haben, stellt sich immer mehr heraus, dass Alten- und Pflegeheime, Gefängnisse und Flüchtlingslager potentielle Todesfallen sind. Dazu die konstante Beschallung zu den Themen „Homeschooling“, Home Office etc. usw. usf.. Das schlägt auf’s Gemüt.

DER SPIEGEL hat sich an der Uni Erfurt bei Cornelia Betsch, die mit „COSMO“ Psychogramme der Corona-Gesellschaft erstellt, und bei Dirk Brockmann von der HU Berlin umgehört, der die Mobiliät der Bevölkerung untersucht. Ergebnis: Die Bevölkerung macht sich zunehmend weniger Sorgen und sie bewegt sich wieder deutlich mehr.

Betsch hält es nun für dringend geboten, auf den Stimmungswandel im Land zu reagieren. „Wir müssen den Leuten ins Bewusstsein rufen, dass wir jetzt nicht unsere Gewinne verspielen dürfen“, sagt sie.

Auch die FAZ ruft zum „Durchhalten!“ auf, die Mehrheit der Bevölkerung stünde hinter den ergriffenen Maßnahmen:

In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov zeigen sich die Deutschen mit den vorgegebenen Maßnahmen mehrheitlich zufrieden. 79 Prozent sprechen sich demnach dagegen aus, die Sicherheitsmaßnahmen der Bundesregierung jetzt abzuschmelzen. Repräsentativ befragt wurden 2038 Personen im Auftrag der Zurich-Versicherung. Dabei zeigen die Deutschen ein bemerkenswertes Durchhaltevermögen: Für 48 Prozent wären Einschränkungen sogar bis zu den Sommerferien in Ordnung – dem würde allerdings mit 40 Prozent auch eine große Minderheit widersprechen.

Natürlich darf und soll über mögliche Ausstiegsszenarios diskutiert werden. Natürlich muss sich niemand begeistert von den Maßnahmen zeigen. Es darf und es wird diskutiert werden. Wunderbar! In unserer Demokratie stellt sich nicht die Frage, ob all das möglich ist, sondern wie wir die gesellschaftliche Debatte und den früher oder später kommenden Übergang in die „Normalität“ gestalten. Das haben wir selbst in der Hand. Und vielleicht wäre es wirklich an der Zeit, sich von Maximalforderungen und 100 %-Erwartungen frei zu machen. Das Gute nützt auch dann, wenn es zu 70 – 80 % gelingt.

Ostern 2020

Christ*innen, die um die Notwendigkeit ihres Handelns in der Welt und gleichzeitig um die Vorläufigkeit allen Tuns wissen, können dazu ihren Beitrag leisten. Schließlich besteht der christliche Glaube vor allem aus Warten, ist eine einzige Geduldsübung. Geduldig warten, erst auf Ostern und nun auf Pfingsten. Und immer so weiter.

Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld. […] Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. (Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom, Kap. 8,25 & 12, 12

Es ist ein außergewöhnliches Osterfest, das wir dieses Jahr feiern. Traditionell stimmt die Gemeinde in den Ruf „Der HERR ist auferstanden!“ möglichst kräftig ein: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“. Angesichts der vielen Kranken und Toten weltweit, fällt das schwer. Es ist dieses Jahr spürbar, vielleicht mehr noch als zu anderen Osterfesten unserer Lebensspannen, dass das Einstimmen in die Auferstehungsfreude immer ein Akt der Hoffnung ist. Hoffnung auf die zukünftige Welt, in der Krankheit und Elend, Armut und Unrecht nicht mehr sind, und in der der Tod seine Macht verloren hat.

Nun sollen wir nicht vergessen, dass die Osterbotschaft nicht allein eine Hoffnung auf ein jenseitiges Himmelreich ist. Mit Tod und Auferstehung Jesu Christi vervollständigt sich seine Gute Nachricht vom Kommen des Gottesreiches auf Erden. Dazu sollen auch wir das uns Mögliche tun, weil wir hoffen dürfen: Nicht, dass es allein an unserem Tun oder Lassen liegt. Viel mehr darauf, dass Gott uns nicht verlassen hat, noch jemals verlässt, und mitgeht durch die schweren Stunden unseres Lebens.

Frohe Ostern!

nachgefasst

Flüchtlingsrat: Probleme in ZASt Halberstadt waren vorhersehbar – Vesile Özcan (MDR)

Was ist aus den hungerstreikenden Flüchtlingen der Aufnahmeeinrichtung in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) geworden (s. #LaTdH von letzter Woche)? Vesile Özcan (@VesileOezcan) hat für den Mitteldeutschen Rundfunkt beim Flüchtlingsrat des Landes nachgefragt und einige Antworten:

Mittlerweile ist das Corona-Virus 44 mal unter den Menschen dort nachgewiesen worden. Ein Teil der Asylbewerber hat am Wochenende einen Hungerstreik ausgerufen, um auf die prekäre Versorgungssituation aufmerksam zu machen. Daraufhin gab es Zusagen, dass die Versorgung mit Hygieneartikeln schnell verbessert werden soll. Mittlerweile sind diese verfügbar, auch gibt es einen Lieferdienst für kleinere persönliche Besorgungen – um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass aktuell niemand hinaus kann.

Eucharistiefeier online – Matija Vudjan (durchgedacht)

Matija Vudjan (@Durchgedacht, auch in der Eule) ist ein treuer Messgänger und frommer Katholik. Auf seinem Blog berichtet er von der Teilnahme an der Eucharistiefeier mit Erzbischof Woelki über den Stream des Domradios. Es ist ein Bericht aus erster Hand, in dem sich viele Menschen derzeit wiederfinden dürften, da die Teilnahme an Gottesdiensten nur virtuell möglich ist.

Ich erwische mich dabei, dass ich viel intensiver als sonst verfolge, wie die biblischen Lesungen vorgetragen werden und was ihr Inhalt ist. Und ich merke, dass ich deutlich intensiver über das nachdenke, was ich gerade höre. Hängt das mit der besonderen Situation zusammen? Oder ist das tatsächlich dem Medium „Fernseher“ geschuldet? […]

Ich kann von mir sagen, dass ich die Eucharistiefeier tätig mitgefeiert habe. Die fehlende Möglichkeit des Kommunionempfangs ist definitiv ein Defizit, das auch durch die ‚geistige Kommunion‘ nicht aufgefangen wird. Nichtsdestoweniger fühle ich mich geistig gestärkt, vor allem durch die Art und Weise, wie ich das Wort Gottes in dieser Hl. Messe gehört habe und wie es in mir gewirkt hat.

Der hartleibigen Debatte über Wert und Unsinn der Gottesdienst-Streams fehlt es – auch darauf hat mich der Bericht aufmerksam gemacht – an empirischer Grundierung. Viele Menschen feiern in diesen Tagen zum ersten Mal Fernseh- und Online-Gottesdienste. Geht man davon aus, dass Gottesdienst-Teilnahme auch Übungssache ist, müsste man mit endgültigen Urteilen über die Sinnhaftigkeit des Unterfangens zurückhaltend werden.

Davon unabhängig läuft die Debatte über die Qualität der digitalen Angebote: Das ist notwendig, auch hier in der Eule gab es dazu ja bereits mehrfach Stoff.

Abendmahl daheim und/oder online

Ohne öffentliche Gottesdienste ist schwerlich gemeinsam Abendmahl / Eucharistie feiern? Nun gibt es wenigstens für die evangelischen Christ*innen die Möglichkeit des Hausabendmahles ohne ordiniertes Personal, meint Matthias Friehe in den zeitzeichen. Zum Abendmahl daheim ermutigt auch Heike Springhart bei Cursor_. Die Debatte über das Online-Abendmahl kann man in diesem evangelisch.de-Übersichtsartikel nachvollziehen, in die zugrundliegenden theologischen Fragen führt Tobias Graßmann (@luthvind) beim Netzwerk Theologie in der Kirche (NThK) ein. Er sieht mehr offene, denn geklärte Fragen und empfiehlt gut protestantisch:

Bevor auf so einer Grundlage liturgische Fakten geschaffen werden, ist die Frage lieber offenzulassen und in Hoffnung auf eine künftige Klärung den Gewissen der Einzelnen freizustellen.

Schützt die Kirche einen Papst? Bayern bestraft keinen einzigen Missbrauch – Britta Schultejans (ntv)

Die MHG-Studie zum Missbrauch von Kindern in der röm.-kath. Kirche vom Herbst 2018 hat viele Diskussionen unter den Gläubigen ausgelöst, und auch manche Veränderung in den deutschen Bistümern. Nicht zuletzt der „Synodale Weg“ beruft sich auf die Ergebnisse der Studie als Initialzündung für den kirchlichen Veränderungsprozess. Verurteilungen von Tätern jedoch gab es seitdem (zumindest in Bayern) keine. Der Artikel arbeitet auf, was nach und durch die Studie schief gelaufen ist. Die Zahlen für Bayern jedenfalls sind ernüchternd:

321 beschuldigte Kleriker wurden den Staatsanwaltschaften im Freistaat von den sieben bayerischen Bistümern gemeldet. 312 konnten namentlich identifiziert werden, 124 von ihnen waren allerdings schon tot. Von den noch lebenden 188 Beschuldigten wurden die Akten in 34 Fällen direkt an die Bistümer zurückgegeben, weil, so ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft München, „nach erster Sichtung offensichtlich keine Straftat im Raum stand“. Blieben bayernweit noch 154, wie aus den Zahlen hervorgeht. Und auch diese Ermittlungen wurden – bis auf die wenigen noch ausstehenden Ausnahmen – alle eingestellt.

Buntes

Wie es ist, in Corona-Zeiten seine Mutter beerdigen zu müssen – Maris Hubschmid (Tagesspiegel)

Ein langer, beeindruckender und bedrückender Artikel von Maris Hubschmid (@MarisHubschmid) im Berliner Tagesspiegel über Beerdigungen während der Corona-Krise.

„Der Pastor hat das alles so würdevoll über die Bühne gebracht, wie man sich das unter diesen Bedingungen nur vorstellen kann“, sagt Tobias Gohr dankbar. Als er seine Ansprache beendet hat, gibt es einen Moment der Irritation. Üblicherweise wird jetzt der Sarg hinabgelassen. Doch weil kein Friedhofsmitarbeiter da ist, passiert das erst, wenn sie weg sind. Statt dem Sarg hinterher werfen die Gäste Erde und Rosen vorweg. Durch den schmalen Spalt, den die Bretter lassen, auf denen er ruht.

Nach der Zeit der Corona-Verbote: Zu welcher Normalität wollen wir hin? – Robert Habeck (robert-habeck.de)

Zu früh und im Kontext seiner im besten Falle lustigen, aber für Spitzenpolitiker*innen einfach überflüssig trivialen Corona-Homestories deplaziert, macht der Co-Vorsitzende der Grünen Partei Robert Habeck einen sinnvollen Vorschlag: Die Konsequenzen aus der Krise für die kommende „Normalität“ sollten auch in Bürger*innen-Räten beraten werden, wie ich sie für die Kirche schon einmal vorgeschlagen habe. Der Clou: Die Teilnehmer*innen werden ausgelost.

Feiertagsgespräch mit Peter Dabrock (WDR 5)

Vier Jahre lang hat Peter Dabrock (@just_ethics) den Deutschen Ethikrat geleitet. Seine Amtszeit endete für einen evangelischen systematischen Theologen passend an Karfreitag. Der Erlanger Professor gestaltete an der Spitze des Ethikrates wichtige Debatten wie um die Pränataldiagnostik, Sterbehilfe und zurzeit natürlich den ethischen Umgang mit der Corona-Krise mit. Dabei stets mit auf dem Prüfstand: Die Anschlussfähigkeit christlicher Positionen in Ethik und Gesellschaft.

Bibel & Predigt

Einige gute Beispiele für die Verkündigung in der Karwoche und zu Ostern – von denen man sich fragt, warum man da nicht auch ohne Corona-Krise drauf gekommen ist. Jedenfalls ich finde den Trend zur Mitnehm-Kirche ganz famos. Philipp Kurowski (@PhiKuro) hat eine Gründonnerstags-Andacht zum Mitnehmen, in Württemberg wird Auto-Gottesdienst gefeiert (wie in „Eis am Stil“, aber ohne Fummeln!), im Kirchenkreis Wittenberg gibt es eine Mal-Aktion, von der Mannheimer „Ankerzeit“ berichten Florian Binsch und Sophia Schäfer bei Cursor_ (auch theologisch lesenswert!), und Königin Elisabeth II. hat zusätzlich zu ihrer berührenden Videobotschaft von letzter Woche noch einen kurzen interreligiösen Ostergruß aufgenommen.

Ein guter Satz

Hier ist noch nicht ganz kundgemacht,
was er aus seinem Grab gebracht,

– „Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, mein Heiland Christus aufersteht“, EG 111, Text: Johann Heermann 1630