Im Augenblick – Die #LaTdH vom 13. Dezember

Zwei Wochen vor dem Fest diskutieren die Christen über die Gottesdienste am Heiligen Abend. Außerdem: #Chanukkakitsch, Missbrauch in Köln und Speyer und Schluss mit dem Kopftuchverbot.

Am Mittwoch war ich zu Gast beim Magdeburger ökumenischen Neujahrsgespräch. Die gesamte Veranstaltung gibt’s hier zum Nachschauen (und hier Shownotes mit Minutenangaben). Eingeladen war ich, um einen Rückblick auf die mediale Präsenz der Kirchen während der Corona-Pandemie zu geben (Start bei 1:01:00).

Im Verlauf des Gesprächs sprach ich, verbunden mit der Frage, wo diese denn „vorgekommen“ sei, davon, dass die Kirchenmeldung der Woche der Hilferuf des Vorstandsvorsitzenden der Diakonie Mitteldeutschlands, Christoph Stolte (@Stolte_Diakonie) *, ist.

Der MDR hat dem Anliegen in seinem Programm etwas Raum eingeräumt: Der kurze Fernsehbericht findet sich hier und ein Artikel auf mdr.de. Stolte fordert Unterstützung durch den Sanitätsdienst der Bundeswehr bei der Umsetzung der Corona-Schnelltests und eine Flexibilisierung der üblichen Arbeitsregeln, damit die Diakonie ihr Personal dort einsetzen kann, wo es jetzt besonders dringend ist.

Debatte

Die Kirchendebatte dieser Woche drehte sich allerdings wieder um das Herzensthema Gottesdienst. Tatsächlich werden in der Diskussion um die Christvespern am Heiligen Abend noch einmal alle Argumente ins Feld geführt, die seit dem ersten Gottesdienst-Shutdown im Frühjahr bekannt sind. Kleine Erinnerungsstütze: Ich hatte damals vehement und frühzeitig dazu geraten, sich ins „stille Kämmerlein“ zurückzuziehen. Nun also:

Coronavirus-Pandemie: Die Feiertage und den Jahreswechselfür einen harten Lockdown nutzen – Leopoldina

Unter der Woche forderten viele Politiker:innen, gesellschaftliche Akteur:innen und auch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina schärfere Regeln zur Kontaktvermeidung. In ihrer Stellungnahme (vollständig hier, es sind nur 7 Seiten!) fordert die Leopoldina einen „harten Lockdown“ über die Weihnachtsfeiertage und Jahreswechsel.

Auf die Stellungnahme nahm Bundeskanzlerin Angela Merkel während ihrer Regierungserklärung unter der Woche Bezug und am heutigen Sonntag werden dem Vernehmen nach neue, schärfere Regelungen verabredet werden. Einige Bundesländer sind, wie üblich, auch schon vorausgegangen.

Und die Gottesdienste? Die spielen im Leopoldina-Papier kaum eine Rolle. Die Wörter Gottesdienst und Kirche kommen darin nicht einmal vor. Wohl stellen die Wissenschaftler:innen fest, dass „religiöse Angebote für viele Menschen in dieser Zeit eine große Bedeutung“ haben. Daher sollen auch dort die bekannten Sicherheitsmaßnahmen unbedingt durchgeführt werden. Es folgt eine bündige Zusammenfassung derselben in sechs Anstrichen (S. 3).

Ein besonderes Risiko sehen die Forscher:innen bei Gottesdiensten nicht. Unter der Woche wurde die große Sorgfalt der Kirchen (und anderen Religionsgemeinschaften) bei der Umsetzung der Hygienekonzepte gelobt. Das Pandemiegeschehen ist in den vergangenen Wochen so sehr entglitten, dass eine vollständige Rückverfolgung von Ansteckungen nicht mehr möglich ist. Aber: Solange sie noch möglich war, hatten sich die Gottesdienste unter den erheblichen Einschränken gerade nicht als Hochrisiko-Orte erwiesen.

Wie die Ärztin und Politikwissenschaftlerin Petra Dickmann im Gespräch bei MDRKultur schilderte, sind Großveranstaltungen an der frischen Luft jüngsten Erkenntnissen zufolge eher keine Treiber des Ansteckungsgeschehens, jedenfalls nicht so sehr wie private Zusammenkünfte. Die größte Ansteckungsgefahr zum Fest geht von Feiern im Familien- und Freundeskreis aus, von den Besuchen, auf die sich viele Menschen das ganze Jahr über freuen. Das ist hart. Vielleicht erklärt sich das Abarbeiten am Gottesdienst auch aus der Frustration heraus, dass die Kirche wieder einmal nicht im Zentrum steht, eben nicht „systemrelevant“ ist wie das Weihnachtsgeschäft, sondern eigentlich wo ganz anders „gefastet“ und Askese geübt werden muss.

Diskussion mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten

Über Sinn und Unsinn von Präsenzgottesdiensten wird, insbesondere in den Sozialen Netzwerken, gestritten. Bemerkenswert ist, dass sich die Forderung einer vollständigen Absage aller präsentischen Veranstaltungen irgendwie an dem Bild orientiert, das die Christvespern in den vergangenen Jahren boten. Darum sei an dieser Stelle noch einmal festgehalten:

Große Festgottesdienste mit Chorgesang, Bläsern, „Stille Nacht“ und „O du fröhliche“ aus den Kehlen der Menschen, die sich in die Kirchenbänke quetschen, das wird es in Deutschland dieses Jahr nirgends geben. (Es sei denn an Orten, an denen sich Idioten wissentlich über die (jetzt schon geltenden) gesetzlichen Regeln und die eigenen Hygienekonzepte hinwegsetzen.)

Vorvergangene Woche habe ich hier in den #LaTdH bereits einmal zu dieser Debatte geschrieben, und die A-B-C-Ermunterung des sächsischen Landesbischofs Tobias Bilz (@BischofBilz) erwähnt: Die parallele Vorbereitung mehrerer Varianten für die Feier des Christfestes ist anstrengend, auch und besonders für die Hauptamtlichen. Und natürlich gibt es auch die, deren Plan A nach wie vor der Gottesdienst in einem Kirchgebäude ist, unter Hygienebestimmungen, die das Maskentragen zu jeder Zeit vorschreiben, Abstände definieren, Bankreihen absperren und den Gesang verbieten.

Die laute Diskussion, inkl. Forderungen nach Machtworten von Bischöfen, der EKD und DBK, geht allerdings nicht nur stracks an den Kirchenverfassungen vorbei, sondern auch an den Erfahrungen des Jahres:

Der Einbruch beim Gottesdienstbesuch in diesem Jahr zeigt es: Gottesdienste unter Hygienebedingungen sind keine Veranstaltungen, die Freude ausstrahlen. Gerade zu Weihnachten nicht, so ohne Gesang, Krippenspiel und Klimbim. Die Leute kommen nicht wegen der Predigt. Die Präsenzgottesdienste sind darum für Familien, Kinder und viele der Weihnachtschristen wenig attraktiv. Ein Ansturm wie sonst, mit etwa 25 Millionen Besucher:innen im deutschsprachigen Raum, ist eher nicht zu erwarten. Vor allem nicht, wenn Bischöf:innen das so noch einmal klar kommunizieren.

Wohl aber können die kurzen Andachten in und außerhalb von Kirchen und die „Abholformate“ ohne Kontakte (@dailybug, z.B. Andachten auf Zetteln zum Mitnehmen beim abendlichen Weihnachtsspaziergang, das Kerzen entzünden an der Krippe, eine Stationenandacht, etc.) dort ein Angebot sein, wo sich – wie wir alle hoffen wollen – die Lage zum Fest hin deutlich entspannt.

Denn: Die Pandemie wütet auch heute nicht unterschiedslos überall gleich stark. Ja, die Inzidenzen sind hoch. Aber gerade im ländlichen Raum, wo 57 % der Bevölkerung Deutschlands lebt, schlagen Ausbrüche in Pflegeheimen und Schulen deftig ins Kontor. Ich persönlich hoffe, dass uns in den kommenden zwei Wochen ein erhebliches Eindämmen der Ansteckungen gelingt! Und zwar nicht wegen irgendwelcher Weihnachts-Projektionen, sondern weil jeden Tag Menschen sterben, die sich erst vor wenigen Tagen angesteckt haben. Wir haben es in der Hand, das Corona-Sterben zu reduzieren. Jeden Tag!

„Eine Kirche, die nicht auf Vernunft und Gottvertrauen, sondern auf Angst setzt, ist nicht attraktiv“ – Steve Kennedy Henkel (Sonntagsblatt)

Steve Kennedy Henkel (@rev.stev) antwortet im Sonntagsblatt auf die Forderung, die Präsenzveranstaltungen komplett abzusagen (s.o.). Natürlich kann sich das alles innerhalb weniger Stunden und Tage überleben, aber die Haltung dahinter stimmt meiner Meinung nach.

Die apodiktische Forderung nach dem „Lockdown der Kirche“, am besten noch „von oben“ verordnet, erwischt auch diejenigen, die sich mit viel Geschick und Kraftaufwand längst für Plan B und C engagiert haben. Sie ignoriert auch die Vielfalt der Aktionen, mit denen viele Gemeinden ihre Mitglieder und Gäste durch den Advent begleiten – vielleicht so intensiv wie nie zuvor, da man sich nicht einfach auf Weihnachtsoratorium und Christvesper verlassen kann.

Dieses Weihnachten wird aber nicht nur in den Kirchen anders sein. Viele werden dieses Jahr an Weihnachten nicht zu den Eltern, Großeltern oder Enkeln fahren. In einer Stadt wie München, in der über die Hälfte der Haushalte Single Haushalte sind, wird das sehr viel Einsamkeit bedeuten.

Ist es da nicht ein Lichtblick, am Heiligen Abend zu einem Gottesdienst zu spazieren, aus der Entfernung das Weihnachtsevangelium zu hören, danach eine Geige, die „O du Fröhliche“ spielt, ein bekanntes Gesicht zu sehen, das mit warmen Augen und einem Nicken sagt „Frohe Weihnachten“ – und dann wieder nach Hause zu gehen.

Landesbischof Bilz hatte bereits vor zwei Wochen auf eine sehr elegante Lösung hingewiesen, die sicher auch bei höheren Inzidenzwerten funktioniert:

Eine Idee, die wir in der Landeskirche umsetzen werden, möchte ich dabei hervorheben: Die, dass man in der Christnacht die Kirche einfach offen hält. Dass man nicht sagt, wir machen viele Veranstaltungen, wo dann sowieso nicht alle kommen können, sondern: Die Kirche ist geöffnet, es gibt Kerzen, es gibt womöglich einzelne Stationen, an denen man vorbeigeht und beten kann. Vielleicht gibt es in Abständen Musik.

Und das geht bis in die Nacht hinein und wird mit Familienfeiern zu verbinden sein. Ich könnte mir vorstellen, dass das viele Menschen tröstet und ihnen das Fest erhält.

Klagen einstellen

Ich wünsche mir als Beobachter der Kirchen und als Christ, dass die Klagen eingestellt werden. Im doppelten Sinne: Die an manchen Orten angestrengten Klagen vor Gerichten gegen einzelne Teile der Schutzmaßnahmen (Eucharistieverbot, Gesang im Gottesdienst) und die damit natürlich verbundene Berichterstattung schaden der Kirche. Pingelig sollte die Kirche bitte nicht sein! Sie verdankt ihre Privilegien dem Recht auf freie Religionsausübung der einzelnen Menschen. Darum muss sie darauf schauen, was ihnen jetzt am meisten nützt.

Dazu gehört für mich auch, die binnenkirchlichen Klagelieder über die „anderen Weihnachten“ ein stückweit runterzuregeln. Niemandem ist mit ihnen gedient, motivatorisch sind sie die Hölle und auf die Menschen nur ein wenig außerhalb der Peergroup der Kirchenleute müssen sie selbstverliebt wirken:

Dort sorgen sich viele Arbeitnehmer:innen, wie sie in den neuen Regeln alles Notwendige und Schöne für das Fest besorgen können (ohne alles bei Amazon zu bestellen), wie die Kinder die nächsten Tage und Wochen Zuhause überstehen werden und vor allem, was mit den Alten und Kranken in der Familie und im Freundeskreis geschieht. Und dann wären da eben noch die Pflegeheime, Behinderteneinrichtungen, Obdachlosen und Flüchtlinge.

nachgefasst

Missbrauch in den Kirchen

In den Reigen der Bistümer, die in diesem Herbst mit Missbrauchsskandalen von sich Reden machen, reiht sich nun das Bistum Speyer ein: Bischof Karl-Heinz Wiesemann spricht im Interview mit der hauseigenen Kirchenzeitung der pilger nicht nur über die Fortschritte des Bistums seit der MHG-Studie 2018 (eher nicht so berauschend), sondern auch über die Verbrechen des ehemaligen Generalvikars und Offizials Rudolf Motzenbäcker.

Die sind jetzt wieder aktuell, weil ein Betroffener schweren und wiederholten sexuellen Missbrauchs, vor Gericht erfolgreich Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz eingeklagt hat. Bei diesen Verfahren werden die Tatumstände in der Regel gründlich erforscht, katholisch.de fasst die Vorwürfe und Begleitumstände zusammen.

Kölner Missbrauchsskandalaufklärungsaffäre

Auch diese Woche wurde dem Kölner Schmierentheater neue Kapitel hinzugefügt: Die FAZ berichtet über eine mögliche Vertuschung in die der Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, persönlich verwickelt sein soll. Raoul Löbbert (@RaoulLoebbert) fasst in der Christ & Welt kurz zusammen:

O. war damals Woelkis Vorgesetzter. Die beiden blieben über Jahrzehnte freundschaftlich verbunden. So soll O. Woelki viele Jahre später, im Jahr 2012, zu dessen Kardinalsernennung nach Rom begleitet haben. Dabei waren zu diesem Zeitpunkt bereits schwere Missbrauchsvorwürfe gegen O. bekannt: 2010 meldete sich ein Mann beim Erzbistum und gab an, Ende der Siebzigerjahre im Kindergarten von O. schwer sexuell misshandelt worden zu sein. Das Erzbistum glaubte dem Opfer, dafür spricht die im Vergleich hohe Summe von 15.000 Euro, die die Kirche dem Mann 2011 zur „Anerkennung des Leids“ zahlte.

Strafrechtlich war die Tat O.s verjährt. Kirchenrechtlich aber hätte Woelkis Vorgänger, der damalige Kölner Erzbischof Joachim Meisner, den Fall zur Prüfung an die vatikanische Glaubenskongregation melden müssen. Dies geschah nicht. Dann wurde 2014 Rainer Maria Woelki Erzbischof von Köln. Zwar ließ er sich angeblich die Personalakte O.s vorlegen, meldete aber in Kenntnis der Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Vorgesetzten den Fall gleichfalls nicht nach Rom – ein möglicherweise klarer Verstoß gegen das Kirchenrecht.

Die Proteste gegen die Leitung des Erzbistums und Rücktrittsforderungen an Woelki häufen sich derzeit, am gestrigen Samstag wurde die Lage z.B. auf einer „Online-Demonstration“ Kölner Katholik:innen diskutiert. Derweil hat Woelki selbst sein Schicksal, wie sein alter Kölner Kollege Stefan Heße in Hamburg, in die Hände des Vatikan gelegt.

Buntes

Vorläufig kein kirchlicher Dienst für Olaf Latzel – Bremische Evangelische Kirche

Zwar hat der evangelikale Pastor Olaf Latzel Berufung gegen seine Verurteilung wegen Volksverhetzung (s. #LaTdH vom 29. November) eingelegt, in den kirchlichen Dienst aber soll er nach dem Willen seiner Kirche, der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), (noch) nicht zurückkehren.

„Eine glaubwürdige Verkündigung des Evangeliums“ sei nicht möglich, so der Schriftführer der BEK Bernd Kuschnerus, solange das Verfahren läuft, das „möglicherweise über Jahre und unter erheblicher öffentlicher Beteiligung stattfindet“. Verfahrenstechnisch sieht das jetzt so aus:

[Der Kirchenausschuss] hat deshalb beschlossen, Herrn Pastor Latzel vorläufig des Dienstes zu entheben, falls mit ihm nicht kurzfristig eine Einigung über das Ruhen seines Dienstes erzielt werden kann. […] zu dieser Entscheidung des Kirchenausschusses bis kommenden Mittwoch Stellung zu nehmen und ein Einvernehmen mit dem Kirchenausschuss über das Ruhen des Dienstes während des weiteren Verfahrens zu erzielen.

Heute beginnt das jüdische Lichterfest – Interview mit Juna Grossmann (radioeins)

Die Bloggerin Juna Grossmann (@IrgendwieJuna) spricht bei radioeins des RBB über Chanukka. Sie spricht auch darüber, wie sehr es sie stört, dass das jüdische Lichterfest in der Öffentlichkeit kaum Erwähnung findet. Sie plädiert dafür, dass wir in einer Zeit, in der so häufig der „Zusammenhalt in der Gesellschaft“ beschworen wird, diejenigen nicht aus dem Blick verlieren, die an den christlichen Feiertagen eben nicht teilnehmen.

Bischof Chalupka: Aufhebung des Kopftuchverbots richtungsweisend – Evangelische Kirche in Österreich

Das Verfassungsgericht in Österreich hat das Kopftuchverbot an Schulen aufgehoben. Darüber zeigt sich der Bischof der Evangelischen Kirche in Österreich, Michael Chalupka (@michaelchalupka), erleichtert:

„Mit der Aufhebung des Kopftuchverbots in Schulen hat der VfGH heute ein richtungsweisendes Urteil gesprochen. Die Evangelische Kirche und die Kirchen überhaupt waren ja sehr kritisch gegen dieses Kopftuchverbot”, sagte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka in einer Stellungnahme gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Besonders bemerkenswert sei die Begründung, in der der VfGH neben der Diskriminierung einer Religion auch darauf abgestellt habe, „dass genau dieses Verbot ja nicht Spannungen und Konflikte in der Schule beseitigt, sondern sie hinein trägt. Das Kopftuchverbot war diskriminierend und in populistischer Absicht verfasst.“

O, du fröhliche Einsamkeit – Simon Klaas im Gespräch mit Anna-Sofie Gerth und Ender Cetin (Urania Berlin, YouTube)

Ein sehr interessantes Gespräch hat Simon Klaas (@vicarsimon, Vikar der @ekbo_de und Kurator @UraniaBerlin) mit Anna-Sofie Gerth (@AnnaHBTC) von der Obdachlosenhilfe der Diakonie in Berlin und Ender Cetin (Imam und Gefängnisseelsorger) über Einsamkeit und Krisenfolgen geführt. Darin wenden die drei Gesprächspartner:innen den Blick bewusst auf die Menschen, die am Rand der Gesellschaft in Gefängnissen oder in der Obdachlosigkeit leben.

Theologie

Solidarität in der Welt der Igel – Michaela Quast-Neulinger (Die Eule)

In unserem Magazin hat die katholische Theologin Michaela Quast-Neulinger diese Woche der Frage der Solidarität nachgegangen, die in der Corona-Krise so aktuell ist. Anhand der Gedanken von Heinz Bude und Papst Franziskus („Fratelli Tutti“) stellt sie die Bedeutung des Glaubens für die Überwindung von Egozentrik und Vereinzelung heraus:

Doch das Wissen um die eigene Vergänglichkeit mündet nicht notwendig in Einsamkeit, Beziehungslosigkeit und Totalitarismus. Entscheidend ist viel mehr, wie mit diesem Wissen umgegangen wird. „Man weiß den Gewinn der Solidarität nur zu ermessen, wenn man die Einsamkeit kennt“, hält Heinz Bude fest. Doch wie kann ein Weg in Beziehungsfähigkeit und Solidarität als Grundlagen einer demokratisch organisierten Gesellschaft aussehen?

Predigt

One Of Us – Peter Otten (Theosalon)

Das „normale“ Weihnachten ist in diesem Jahr empfindlichen Störungen ausgesetzt. Für Peter Otten (@PeterOtten) aber stehen nicht die Einschränkungen für den kirchlichen Festbetrieb aufgrund der Corona-Pandemie im Vordergrund: Er fragt sich, wie die Kirche die Geburt eines Kindes feiern kann, „wenn auf der anderen Seite klar ist: Angesichts eures Umgangs mit den Verbrechen sexualisierter Gewalt könnt und wollt ihr das Kind gar nicht schützen?

Ich finde, diese Frage ist berechtigt. Sie liegt geradezu auf der Hand. Wie kann ich Weihnachten feiern, wenn ich nicht bereit bin, den Fremden im Bus, den Mann mit der scheppernden Lunge, das blasse Kindergesicht, den missbrauchten, traumatisierten und verletzten Menschen wirklich anzuschauen? Hat Gott einen Namen? Trägt er womöglich ihre Namen?

Ein guter Satz

„Das Richtige im rechten Augenblick zu erkennen und aus Liebe zu tun, das, Gott, erbitte ich mir von dir.“

– Paul Roth


* Offenlegung: Christoph Stolte und ich waren 2006/2007 Kollegen im Stadtjugendpfarramt in Dresden, wo er Jugendpfarrer und ich FSJler war.