Jetzt schon – Die #LaTdH vom 9. April

Ein kleines Licht leuchtet in der Dunkelheit: Christ:innen feiern Ostern in einer religionsmüden Gesellschaft. Außerdem: Sölle intersektional, Osterdispute und öffnende Segensfeiern.

Der HERR ist auferstanden!

Ermüdet und Entmutigt waren die Jünger:innen Jesu nach seinem Tod. Karsamstagsfeeling. Schon am Morgen des dritten Tages aber sollten sie aufgeschreckt und ermutigt werden. Unglaublich, und ein bisschen viel verlangt. Nicht umsonst beginnt Ostern mit den Erscheinungen am offenen Grab – und endet nicht da. Es folgen der Weg nach Emmaus und der nach Galiläa. Erst auf dem gemeinsamen Weg erweist sich das Ostergeschehen als etwas, mit dem die Jünger:innen Jesu in Zukunft leben können.

Ich mag die traditionelle Osterfeier, die noch im Dunkel der Nacht beginnt und während der die Kirche über lange Zeit nur vom Licht erst einer, dann vieler Kerzen erhellt ist, auch darum so gern: Ein kleines Licht scheint in der Finsternis. Während der Karwoche und Osterfeiertage widmen sich die Medien häufiger als sonst – aus Gewohnheit? – dem Glauben und der Kirche. Nicht wenige Akteur:innen und Beobachter:innen versuchen sich an Generalabrechnungen, visionären Essays und Beiträgen, in denen alles hübsch „abgebunden“ ist. Dabei ist Ostern doch das Fest der neuen Anfänge und der prinzipiellen Offenheit in die ungewisse Zukunft hinein.

Gleich zu Beginn dieser österlichen #LaTdH möchte ich darum auf die aktuelle Episode unseres „EHRENSACHE“-Podcasts mit Lisa Menzel hinweisen. Diesmal spricht sie mit Inge Lux, die sich seit vielen Jahrzehnten ehrenamtlich in der Kirche engagiert, in letzter Zeit vor allem für Geflüchtete in Berlin-Marienfelde. Mich beschäftigt das Gespräch jenseits der Überschneidungen mit aktuellen Kirchenreformdiskursen und gesellschaftspolitischen Fragestellungen – die gleichwohl eine große Rolle in der Podcastepisode spielen – seit der Karwoche immer wieder: Weil es Zeugnis eines – trotz mancher Schwierigkeiten – erfüllten Lebens in der Kirche ist. Weil Inge Lux Sätze sagt, die ich mir von Menschen in gesegnetem Alter gerne sagen lasse. Weil fast schon nebenbei erkennbar wird, was so eine Biographie intensiven Glaubenslebens zusammenhalten kann.

Also, liebe #LaTdH-Leser:innen, nehmen sie die „EHRENSACHE“-Episode mit Inge Lux gerne als visionäres Festtagsessay der Eule. Es ist ein kleines Licht, kein lauter Choral.

Ein fröhliches Osterfest wünscht
Philipp Greifenstein

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Debatte

Die andere Kirche – Daniel Deckers (FAZ)

Daniel Deckers von der FAZ hat sich in Recklinghausen umgetan bei der Telefonseelsorge und bei der Gastkirche vor allem und dort eine „andere Kirche“ gefunden: „Wenn Kirche nur immer so wäre – denn Recklinghausen ist überall.“

Gasthaus und Gastkirche, Friedensforum und Glaubensforum, Genderforum und Pilgerforum, der Weltladen in der Altstadt und der Second-Hand-Laden an einer Ausfallstraße, nicht zu vergessen die Gasthaus-Stiftung, die seit Jahrhunderten alle Zäsuren überstanden hat, das sind in der Summe 300 Ehrenamtliche, kaum eine Handvoll Mitarbeiter, von denen niemand aus öffentlichen Mitteln bezahlt wird, sondern ausschließlich aus Spenden und Kirchensteuern.

Auch wenn Deckers mehrfach auf ihn zu sprechen kommt: Es geht seiner Reportage nicht darum, den vielbeschworenen Wert der Kirche für die Gesellschaft apologetisch ins Feld zu führen. Vielmehr ist sein Text ein leiser Hinweis darauf, wie arm (dran) viele Menschen wären ohne engagierte Christenmenschen, die sich für sie einsetzen und sicher manches Mal aufraffen müssen.

„Wenn Kirche nur immer so wäre …“, ist dabei in meinen Augen mehr als ein frommer Wunsch, denn das, was es in Recklinghausen gibt, das gibt es ja in der Tat an vielen, vielen Orten in unserer Gesellschaft. Auch wenn anderswo sicher vieles regulatorisch, „amtskirchlich“ und auch rhetorisch weniger klar, weniger offen, weniger zugänglich gelebt wird. Deckers Text ist – so verstanden – gar keine Aufforderung, in der Kirche alles ganz anders zu machen, sondern dem Guten, das allenthalben geschieht und gewagt wird, mehr Raum und mehr Zutrauen zu geben.

Gedanken über einen unterschätzten Tag – Annika Schmitz (KNA, Domradio)

Die liturgischen Angewohnheiten so mancher Kirchgemeinden in Deutschland verkürzen die Wartezeit zwischen Grablegung Jesu und seiner Auferstehung empfindlich. Warten ist schwierig. Annika Schmitz (@annika_ynachten) hat für die KNA (@KNA_Redaktion) ein Würdigung des Karsamstags geschrieben, der auch am Ostermorgen noch erinnernswert ist.

Karsamstag bedeutet dann, die Abwesenheit aushalten zu müssen. Karsamstag ist nicht der Tag der Worte, schon gar nicht des Jubels. An diesem Tag spitzt sich die Frage, warum Gott Leid zulässt, hin zu der Frage, wo Gott ist, wenn Menschen leiden. Der Höllenabstieg Christi wird dann zur radikalen Zusage Gottes, den Menschen auch dort nicht allein zu lassen, wo er von anderen längst fallen gelassen worden ist. Die „Hölle auf Erden“ hat hier ihren Platz: Wo Menschen hungern, leiden, Gewalt erfahren. Und wo die qualvoll Gestorbenen längst vergessen sind, auf dem Grund des Mittelmeeres liegen oder mit einem Schulterzucken hingenommen werden.

Vielleicht gäben die sinkenden Teilnehmer:innenzahlen an den Gottesdiensten Anlass und Gelegenheit, dem Warten in den Kirchen wieder mehr Raum zu geben? Vielleicht warten Menschen darauf, dass ihnen Räume zum gemeinsamen Ausharren und Erwarten geöffnet werden, weil die in unserer Zeit nun wirklich selten geworden sind? Vielleicht ist weniger tatsächlich mehr, auch im Blick auf die vielen Worte, die in den vergangenen Tagen von Kirchenmenschen gemacht wurden?

„Sehr viele Gläubige werden irre an der Kirche“ – Hans Waldenfels im Interview bei Bascha Mika (Frankfurter Rundschau)

Reden und Handeln der Kirche müssen deckungsgleich sein, will sie Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Das ist eine Binse, und doch wohnt dem Satz natürlich Wahrheit inne. Hans Waldenfels beleuchtet im Interview bei der Frankfurter Rundschau die Situation der (römisch-katholischen) Kirche vom Haupte bis zu ihren Niederungen:

Herr Waldenfels, vor Ostern wird an das Leiden und Sterben Jesu gedacht. Wenn Sie sich den Zustand der katholischen Kirche so anschauen – erleben wir hier das Leiden und Sterben einer Religionsgemeinschaft?

Ich bin ein gläubiger Mensch und hoffe, dass dies nicht eintritt. Aber Tatsache ist, dass heute sehr viele Gläubige an der Kirche irre werden. Dass sie die Institution unglaubwürdig finden und sie – auch aus Schmerz – verlassen. Dabei ist nicht zu übersehen, dass viele Menschen eine Sehnsucht nach spiritueller Wegführung haben. Doch auch da versagt die Kirche sehr. Sie ist momentan keine Wegweiserin.

Karfreitag. – Friederike Kroitzsch (LandLebenBlog)

„Du weißt, dass Karfreitag ist, wenn Du in der Morgendämmerung von gräßlich-ratschenden Geräuschen aus dem Bett geworfen wirst“, beginnt Friederike Kroitzsch (@Odenwaelderin) ihre kurzen Impressionen vom Karfreitag. Im Brotberuf ist sie als rasende Reporterin im Hinterland für den SWR unterwegs und als Dozentin bei der Deutschen Journalistenschule tätig. Auf ihrem LandLebenBlog berichtet sie vom Dorfleben in der süddeutschen Provinz. Diesmal von der hübsch-grässlichen Tradition des Ratschens, inkl. eines eindrücklichen Videos von dieser Tradition. Und weiter hinten im Blog:

Am Karfreitag und am Karsamstag stehen sie um Viertel vor Fünf auf, sagen die Teenies. Ganz lässig. Ist doch logo. Und wieso? Weil es halt Tradition ist. Ganz einfach. So dämlich fragen können halt nur Zugereiste. Und wahrscheinlich auch nur Evangelische. Und die fallen dann auch an den beiden Tagen ab halb Sechs aus dem Bett. Geweckt vom ohrenbetäubenden Krach der hölzernen Ratschen und vom stimmbrüchigen Gesang der Jugendlichen.

Die ganze Dorfjugend, sonst eher unsichtbar, ist auf den Beinen. Und am Ostersonntag und am Ostermontag steht ein Gutteil von ihnen als Ministranten wieder in der Kirche. Ausschlafen und Ferienfeeling ist anders. Ist halt Tradition. So blöd fragen kann wahrscheinlich wirklich nur ein Zugereister.

Mehr Ratschen wagen! Unbedingt. Nicht kunstfertig, nicht kulturprotestantisch verkünstelt, sondern schief und scheppernd, übermüdet und beständig, verlässlich und selbstverständlich.

nachgefasst

Missbrauch evangelisch: Studie zu sexualisierter Gewalt im Schülerheim Moers

Eine Studie der Universität Wuppertal (PDF), finanziert von der Evangelischen Kirche im Rheinland (@ekir_de) und vom Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe, befasst sich mit dem Missbrauch in den 1950er-Jahren im evangelischen Schülerheim Martinstift in Moers. Darüber informiert die EKiR und berichtet der WDR. Christina-Maria Purkert fasst in der Sendung „Tag für Tag“ beim Deutschlandfunk (5 Minuten) mit O-Tönen zusammen und auf YouTube ist die gesamte Pressekonferenz zur Vorstellung der Studie zu finden.

Ich habe in den vergangenen Tagen noch keine Zeit gefunden, mich mit den Ergebnissen ausführlich zu befassen. Im Kontext der noch in diesem Jahr folgenden weiteren evangelischen Missbrauchsstudien werden wir in der Eule sicher bald auf die Studie zurückkommen.

How much did Pope John Paul II know about abuse? Poland is stuggling with one book’s answer – Derek Scally (Irish Times, englisch)

Mit den Enthüllungen des niederländischen Journalisten Ekke Overbeek über den Umgang von Karol Wojtyla, des späteren Papstes Johannes Paul II., mit Missbrauchsverbrechen und den Auswirkungen auf die römisch-katholische Kirche in Polen befasst sich Derek Scally in diesem spannenden Artikel der Irish Times. Sie rütteln nicht nur an der liebgewordenen Verehrung des heiliggesprochenen Papstes, sondern am Selbstverständnis der gesamten polnischen Kirche.

“The narrative of the church as an institution oppressed by the bad communists is simply not true,” he says. “In the post-Stalin era the church in Poland was not in opposition to communism – it was co-habitating, playing a game to gain as much space as possible.” Equally confusing for many Poles is the Cardinal Wojtyla revealed in the files presented by Overbeek: less the empathetic father figure they remember from his visits home and more a functionary concerned with what he regularly referred to as “Dobro Kosciol” – the good of the church.

That is the mentality Cardinal Wojtyla brought with him to Rome in 1978, Overbeek argues, dovetailing with secret Holy See rules on clerical sexual abuse from 50 years earlier. As Pope John Paul II, he shrugged off calls to intervene in clerical sexual abuse scandals worldwide, often siding with abusers and bishops who covered up their crimes – or who were themselves abusers.

Christen unter Druck – Benjamin Lassiwe (Flensburger Tageblatt)

„Während hierzulande Ostern friedlich ist, kann der Gottesdienst in anderen Teilen der Welt lebensgefährlich werden“, Benjamin Lassiwe (@lassiwe) wagt darum einen Blick in die internationale Realität des Christentums, das keineswegs überall so friedlich (und satt) gelebt werden kann wie hierzulande. Gemeinsam mit Gesprächspartnern aus Kirchen und Politik schaut er z.B. nach Nigeria, Indien und den Nordirak.

„Ostern ist für die nigerianischen Christen ein großes Fest“, sagt Erzbischof Panti Filibus Musa. Der Präsident des Lutherischen Weltbunds leitet die Lutherische Kirche Christi in Nigeria, die vor allem im Norden des Landes verbreitet ist. „Christen erhalten normalerweise Glückwünsche und Ostergrüße von muslimischen Familien, als Ausdruck von Liebe und Besorgnis.“ Doch in manchen Regionen des Landes stehen die christlichen Kirchen mittlerweile unter starkem Druck, sagt Musa. Das schließe gewalttätige Angriffe und die Vernichtung von Leben und Eigentum ein.

Buntes

Staat ohne Kirche? Osterdispute

Die leidliche Aufregung um das Tanzverbot an Karfreitag, über das sich noch jede:r dahergelaufene Schnellmeinende erregen kann, beschert uns jedes Jahr zu Ostern eine Diskussion über die Kooperation von Staat und Kirche, ihre (vermeintlich) ungenügende Trennung und den Wert der Großinstitution Kirche für die Gesellschaft.

Dabei geht alles hübsch durcheinander und wiederholt sich auf ebenso schnöde Weise von Jahr zu Jahr wie die Forderungen des organisierten Atheismus (eine Mini-Minderheit im Heer der Nicht-Kirchenmitglieder), die Kirche solle sich ganz generell vom Acker machen. Der „Zentralrat der religiös Unmusikalischen“ (@konfessionsfrei, Copyright @yungschelling22) will sich sogar in die Debatte um die Ablösung der Staatsleistungen einmischen. Vielleicht sollten die Herren zuvor mal am Vokabular arbeiten („abartig“ ziemt sich nicht).

Bei ZEITonline (€) holpertdiepoltert Lenz Jacobsen (@jalenz) ein wenig durch seine „Und ewig fließen die Millionen“-überschriebene Abrechnung. Ihm fallen anders als Daniel Deckers (s.o.) als Beispiele für den Nutzen der Kirchen nur Diakonie und Caritas, Kitas und Krankenhäuser ein – also genau jene Betriebe, die auch weitgehend ohne Kirchensteuer aufgrund staatlicher Kostenübernahmen existieren könnten. Seine Konklusio aber ist nachdenkenswert, weil wie mir scheint, in ihr die eigentliche Knackpunktfrage für eine religionsmüde Gesellschaft steckt:

So sehr die Kirchen als Sinnlieferanten also an Bedeutung verloren haben, so zentral sind sie weiterhin für das Selbstverständnis einer Zivilgesellschaft, die sich nicht nur nach ökonomischen Kriterien oder von Staatshand versorgen und organisieren lassen will. Die glaubt, dass es dazu noch etwas Drittes braucht, eine organisierte Mitmenschlichkeit um ihrer selbst willen.

Eine Ablösung der Staatsleistungen könnte jetzt der symbolische Akt sein, der die Gesellschaft mit jener Frage konfrontiert, die seit Beginn der Kirchenentmachtung vor 500 Jahren unbeantwortet geblieben ist: Muss etwas anderes an ihre Stelle treten? Und wenn ja, was könnte das sein?

Jacobsen setzt mit seinem historischen Abriss übrigens wieder ungefähr bei Napoleon ein, aber machen wir uns doch ehrlich: Das ganze Unglück mit der Säkularisierung (kirchlichen Besitzes) fing mit der Reformation und der Räumung der Klöster im lutherischen Geiste an. Alles selbstverschuldetes Elend! „Man nimmt der Kirche ein Stück Macht und wird zur Strafe von Idio­t:in­nen zertrampelt“, schlussfolgert taz-Redakteur Jan Koopmann also doppelt und dreifach berechtigt in seinem Kommentar zu den halbdurchlässigen Bremer und Berliner Tanzverboten.

Aber wie heißt es doch so schön in der Bibel und/oder „Pulp Fiction“: „Der Pfad der Gerechten ist zu beiden Seiten gesäumt mit Freveleien der Selbstsüchtigen.“

Kranemann: Segensfeiern nicht vorrangig von Abgrenzung her gestalten – Benedikt Kranemann im Interview bei Matthias Altmann (katholisch.de)

Matthias Altmann von katholisch.de (@katholisch_de) befragt den Erfurter Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann (hier im Eule-Interview & „WTF?!“-Podcast zur „Politik der Liturgie“ vom Januar) nach den Konsequenzen der Entscheidung des Synodalen Weges zur Einführung von Segensfeiern für queere Paare in den deutschen römisch-katholischen (Erz-)Bistümern. Es geht um die kirchenpolitische Begleitmusik der neuen Feiern und deren konkrete Ausgestaltung, die nicht allein in einer Abgrenzung zur Trauung bestehen dürfe.

Kranemann: In der Liturgiewissenschaft ist unbestritten – was eben auch in der Praxis der Fall ist –, dass es wirklich öffentliche Feiern sein sollen, die auch unter einer kirchlich legitimierten Leitung stehen. Es sollte sichtbar werden, dass die katholische Kirche zu diesen Feiern und vor allem zu den Menschen steht, indem sie zur Leitung beauftragt. Es müssen zudem Liturgien im vollen Sinne des Wortes sein.

Ich nehme gerne eine Formulierung des immer noch lesenswerten, lange verstorbenen Liturgiewissenschaftlers Emil Joseph Lengeling auf: Liturgie ist Dialog zwischen Gott und Mensch. Das verlangt Wortverkündigung und Antwort des Menschen im Gebet, im Ritus, im liturgischen Tun. In diesen Feiern wird die Gegenwart Gottes in der Beziehung von zwei Menschen gefeiert, und das im Rahmen einer Gemeinde. Und es muss ein Zeichen geben, das für Partnerschaft und Liebe steht.

Aus evangelischer Perspektive lässt sich hier noch die Erfahrung eintragen, dass der von allen Bischöfen so sehr gewünschte Unterschied zur kirchlichen Trauung in der Praxis sowieso verwischt, weil die mehrteilig liturgisch nicht-studierten Teilnehmer:innen die sublimen Unterschiede zwischen einer Segensfeier und einer Trauung eh kaum registrieren. Wer die Segnung einführt, der öffnet tatsächlich Tür und Tor für die Trauung. Ein hoffnungsstiftendes Erfahrungswissen aus der Ökumene!

Wachstum gegen die Zangenkrise? – Tobias Foß (Die Eule)

In unserer neuen Kolumne „Tipping Point“ schreibt Tobias Foß über die sozio-ökologische Wende. Welchen Beitrag können Christ:innen und Kirchen leisten? Welche Probleme müssen bewältigt werden? Welche Kipppunkte gilt es in Theologie und Glaubensleben wahrzunehmen? In der ersten Ausgabe fragt Tobias Foß: Können Christ:innen und Kirchen ein „Vortrupp des Lebens“ beim Wandel zu einer neuen Wirtschaftsordnung sein?

Das Wachstum macht keinen Halt. Jedes System, jeder Bodenschatz, jede Ressource muss zu größeren Produktionen führen. Dies ist auch der Grund, warum etwa die Transformation in der Fleischbranche so schleppend vorangeht. Ein System, das mehr Fleisch produzieren und verkaufen muss, lässt sich nicht so einfach auf „bio“, „nachhaltig“, „regional“ und „klein“ umstellen.

Von daher stellen sich Fragen: Genügen unsere technische Revolutionen? Können wir einfach weiterwachsen, mehr E-Autos fahren, „E-Fuels“ entwickeln, mehr Windräder aufstellen und die Klimakatastrophe so verhindern? Kann ein ungebändigtes Wachstum mit grüner Ummantelung die adäquate Lösung sein? Oder befinden wir uns in unserem (ökonomischen) Zusammenleben mitten in tipping points?

Theologie

Dorothee Sölles intersektionales Erbe? – Carlotta Israel (Neue Wege)

Carlotta Israel (@carli_is) schreibt hier in der Eule die intersektionale Kolumne „Sektion F“ – am Ostermontag erscheint die nächste Ausgabe. In der schweizerischen Neue Wege (@neue_wege) hat sie sich mit dem Erbe Dorothee Sölles befasst, deren 20. Todestag am 27. April bevorsteht. Sölles „feministisch­theologisches Denken zielte darauf ab, Herrschaftsverhältnisse zu überwinden“, weshalb inter­sektionale Theologie heute daran anknüpfen könne:

Die Frage nach Nonbinarität war ihr kein Anliegen. Ebenso ist mir nicht bekannt, ob sie sich mit trans oder inter Sein beschäftigt hat. Mit Verweis auf die feministische The*login Rosemary Ruether hat sie dennoch zum Ziel, nicht schlicht weibliche Göttinnenattribute zu verwenden, sondern dass alles «zu einem neuen Ganzen umgestal­tet» werden sollte. Insofern lassen sich hier die Binarität übersteigende Gedanken anneh­men oder von ihr aus weiterdenken.

Dorothee Sölles Denken benennt also vor allem hinsichtlich der Besitzverhältnisse, des Geschlechts und auch der Rassifizierung teils explizit, teils implizit, Mehrfachdiskriminie­rungen insbesondere bei Women of Color. […] Deswegen meine ich, dass von Sölles Denkansätzen her auch auf andere Diskriminierungsmerkmale geschaut werden kann, um im Ausblick auf das Reich G*ttes Unterdrückung zu durchbrechen. Damit kann sie als Ahnin einer intersektional ausgerichteten The*logie gelten.

Ein guter Satz