Miteinander?! – Die #LaTdH vom 11. Dezember

Miteinander, statt übereinander reden will man bei der Islamkonferenz. Das fordern auch katholische Laien vom Vatikan. Außerdem: Ein frommer Wahlsieger und ein heiliger Papst im Zwielicht.

Herzlich Willkommen!

Gleich zwei wichtige Konferenzen für religiöse Menschen in Deutschland haben diese Woche getagt: Die Deutsche Islamkonferenz (DIK) hat wieder ihre Arbeit aufgenommen und auch die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hat sich getroffen. „Miteinander zu reden statt übereinander ist eine der wichtigsten Errungenschaften der Deutschen Islamkonferenz“, erklärte die einladende Bundesinnenministerin Nancy Faeser in ihrer Eröffnungrede. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp beklagte hingegen, dass die Stimmen der Laien im Vatikan gar nicht gehört worden wären, als dort Kurienkardinäle beim Ad Limina-Besuch der deutschen Bischöfe den Synodalen Weg heftig kritisierten. Miteinander, statt übereinander reden – hier wie dort.

Mit gleich drei Beiträgen haben wir in der Eule in dieser Woche in die Ukraine geblickt: Die junge Autorin Maria Karapata berichtet aus dem Land über den Alltag während des Krieges. Orthodoxie-Expertin Regina Elsner (@reginalelmo) warnt im Eule-Interview vor einer Übertreibung des Drucks der ukrainischen Regierung auf die Ukrainische Orthodoxe Kirche, in der Kollaborateure mit der russischen Armee verfolgt werden. Und in einer neuen Ausgabe unseres „WTF?!“-Podcasts ordnet Elsner die religionspolitischen und ökumenischen Entwicklungen der vergangenen Wochen und Monate ein.

Wir wollen gerne schlauer werden! Deshalb läuft noch bis 20. Dezember unsere LaTdH-Leser:innen-Befragung. Wie werden die #LaTdH von ihren Leser:innen gefunden, genutzt und bewertet? Was schätzen die Leser:innen besonders an den #LaTdH – und auf was könnten sie gut verzichten? Die Teilnahme dauert keine 5 Minuten und die Ergebnisse der Befragung sollen natürlich in die weitere Gestaltung der #LaTdH einfließen. Also: Mitmachen!

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Jacqueline Depta

PS: Die #LaTdH und das Angebot der Eule werden von den Leser:innen selbst ermöglicht! Die Eule ist ein unabhängiges Magazin und erhält keine Unterstützung von Kirchen oder Religionsgemeinschaften. Werden Sie Eule-Abonnent:in! Ab 3 € im Monat sind Sie dabei.


Debatte

Diese Woche hat die Deutsche Islamkonferenz erstmals unter der neuen Regierung wieder ihre Arbeit aufgenommen und sich in Berlin getroffen. Daran gibt es nicht nur – wie üblich – inhaltliche Kritik, sondern auch die Zusammensetzung wird scharf beäugt. Die Probleme der Islamkonferenz scheinen sich seit 2018, als Eule-Redakteur Philipp Greifenstein (@rockToamna) ihre Abschaffung forderte, nicht wirklich geändert zu haben. Philipp schrieb damals:

Die Islamkonferenz war einmal dazu da, Integration zu fördern. Ihre Studien beweisen, dass die Mehrheit der deutschen Muslime hervorragend in die Mehrheitsgesellschaft integriert ist – so sehr, dass sie von ihren eigenen Verbänden nichts wissen will. […] Die Islamkonferenz als Schaufenster für interessengetriebene Religionspolitik braucht kein Mensch, sie bestätigt so nur gängige Vorurteile gegenüber Muslimen und behindert echte Integrationsbemühungen.

Faeser will Imame aus Deutschland – Markus Balser (Süddeutsche)

Wer vertritt die Interessen von Muslim:innen in Deutschland? Darum gab und gibt es immer wieder Streit. So auch bei der Zusammensetzung der Islamkonferenz, die diese Woche das erste Mal in der neuen Legislaturperiode getagt hat. Seit 16 Jahren gibt es das Gremium, das als das wichtigste Forum für Kooperationen zwischen dem Staat und den Muslimen in Deutschland gilt.

Zum ersten Mal lud eine Innenministerin der SPD zur Konferenz und kein Minister der Union. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (@NancyFaeser) (SPD) stellte klar, dass bei ihr der Kampf gegen Muslimfeindlichkeit auf der Tagesordnung stehe. Der Islam gehöre selbstverständlich zum Alltag in Deutschland. Eine interessante Absetzbewegung von ihrem direkten Amtsvorgänger Horst Seehofer (CSU).

Ein weiteres Ziel der Ministerin ist, dass mehr Imame der muslimischen Gemeinden aus Deutschland kommen und hier ausgebildet werden. Die Studien, die im Auftrag der Islamkonferenz über das muslimische Leben in Deutschland aufklären, hatten immer wieder gezeigt, dass die aus dem Ausland rekrutierten Imame mit der Lebensrealität gerade junger Muslime in Deutschland kaum Schritt halten können.

Ihr Ministerium sei bereits im Austausch mit der türkischen Religionsbehörde. Staatssekretärin Juliane Seifert habe dazu in der vergangenen Woche in Ankara Gespräche geführt, sagte Faeser. Am Einfluss der türkischen Regierung auf die Moscheen in Deutschland hatte es immer wieder harte Kritik gegeben. Deutschsprachige Imame, die auch die Lebensrealität in Deutschland kennen, seien auch im Interesse der Gemeinden, betonte Faeser.

In der Kritik steht natürlich vor allem wieder die DITIB, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion, der größte Moschee-Dachverband in Deutschland, der direkt dem türkischen Religionsministerium unterstellt ist. Von dort stammen die Mehrzahl der Imame und das Geld.

Die Grünen wollen darum die Finanzierung von muslimischen Gemeinden in Deutschland neu strukturieren und zum Beispiel verfassungstreue Gemeinden mit einer Anschubfinanzierung unterstützen. Die Union kritisierte hingegen, dass es bei der Konferenz nicht um die Gefahr des Islamismus ging. Das wies die Innenministerin aber zurück, das Treffen sei schließlich keine Sicherheitskonferenz.

Deutsche Islamkonferenz: Engagement und Wahlkampf – Dinah Riese (taz)

Dinah Riese (@D__nah) taucht in ihren taz-Artikeln (hier & hier) über die Islamkonferenz noch etwas tiefer in die Thematik ein: So reisen anscheinend seit einigen Monaten nationalistische und rechtsextreme türkische Abgeordnete durch DITIB-Moscheen und machen Wahlkampf. Betroffen sind auch Gemeinden der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs.

Im kommenden Jahr wird in der Türkei gewählt und in Deutschland leben 1,4 Millionen Wahlberechtigte. Staatssekretärin Juliane Seifert habe bei ihrem Besuch in Ankara auch auf das geltende Wahlkampfverbot hingewiesen, erklärte Faeser. Allerdings gilt dies nur für die drei Monate direkt vor Wahlen.

Um die Ausbildung von Imamen in Deutschland voranzutreiben, braucht es sicher mehr als die bisherigen Anstrengungen. Doch seit 2018 scheint sich wenig bewegt zu haben.

„Zu sagen, das soll ein Ende haben, ist nicht neu, dass Imame jetzt hier ausgebildet werden auch nicht“, sagt [Politologin Saba-Nur] Cheema. Auch Faesers Vorgänger Horst Seehofer hatte das Thema zum Schwerpunkt der Islamkonferenz gemacht. „Aber wie sieht die Alternative aus?“ Viele Gemeinden hätten schlicht nicht die finanziellen Mittel, ihr geistliches Personal angemessen zu bezahlen.

Der Bedarf aber sei klar und werde noch wachsen. „Die Zahl der Musliminnen und Muslime in Deutschland wächst. Und Moscheen sind keineswegs nur für die Religiösen unter ihnen wichtig“, so Cheema. „Sie sind auch für viele säkular lebende Mus­li­m*in­nen ein wichtiger sozialer und kultureller Raum – zum Beispiel, wenn sie heiraten.“

Die Bekämpfung von Muslimfeindschaft, die Unterstützung der Imam- und Lehrer:innen-Ausbildung, die weitere Intergration von Muslim:innen in die Mehrheitsgesellschaft – all das nimmt sich die Islamkonferenz vor. Aber die Frage bleibt, ob sie dafür überhaupt noch das geeignete Instrument ist. Philipp Greifenstein kritisierte 2018 („Ein Islam in, aus und für Deutschland“?) vor allem den Streit zwischen den unterschiedlichen Islam-Verbänden:

Zusammenraufen müssen sich die Muslime auf lange Sicht schon selbst und ohne pädagogische Verrenkungen von Staat und Kirchen. Ein Einheitsislam kann und wird niemals das Ergebnis solcher Bemühungen sein. Jeder wird von seinem Anspruch der Allein- oder auch nur Bestvertretung zurücktreten müssen, wenn der Islam eine vernehmbare Stimme im Konzert der gesellschaftlichen Akteure dieses Landes bekommen soll. Diese Einheit in Vielfalt herzustellen ist Aufgabe der muslimischen Verbände.

Es scheint, auch wenn es unter Faeser keine Blutwurst-Skandale mehr gibt, die Herausforderungen für die Muslime in Deutschland sind bisher noch die Gleichen. Ein anderer Ton ist aber vonseiten der Politik jedenfalls gesetzt:

Ein „sehr persönliches Anliegen“ sei ihr das Thema antimuslimischer Rassismus, sagt Faeser. Viele Menschen in Deutschland seien jeden Tag von Rassismus betroffen, auf Mus­li­m*in­nen treffe dies häufig doppelt zu – sie erlebten Diskriminierung wegen ihrer Religion und wegen ihrer Migrationsgeschichte. Im Sommer 2023 werde der 2019 eingesetzte unabhängige Ex­per­t*in­nen­kreis zu antimuslimischem Rassismus seine Erkenntnisse und Empfehlungen vorstellen.

An dieser Stelle sei einmal auf einen Eule-Artikel von Andreas Fincke aus dem Januar 2018 über „die doppelte Fremdheit des Islam“ hingewiesen, in dem es u.a. heißt:

Muslime und Christen, beide gemeinsam, stehen der konfessionslosen Mehrheitsgesellschaft [im Osten] gegenüber. Das könnte sie einander näher bringen. Das könnte den Blick für Gemeinsamkeiten öffnen. Das könnte zum Modell für interreligiöse Begegnungen werden. Könnte es. Aber wir müssen die Chance ergreifen.

nachgefasst

ZdK-Präsidentin: Vatikan „einfach dreist“ – Thomas Jansen (FAZ)

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (@zdkonline), Irme Stetter-Karp, findet klare Worte: Vor vier Wochen hatten zwei Kurienkardinäle im Vatikan bestritten, „dass die Vertuschung von Missbrauch in der Kirche durch systemische Faktoren begünstigt werde.“ Über den Ad Limina-Besuch der deutschen Bischöfe, bei dem sich die Kardinäle Ouellet und Ladaria dahingegend äußerten, berichteten wir ausführlich in den #LaTdH vom 13. und 20. November.

Stetter-Karp lobte das Verhalten der deutschen Bischöfe bei ihrem Vatikan-Besuch. „Ich habe wahrgenommen, dass die Deutschen einen starken, die zentralen Themen benennenden Auftritt hatten“, sagte sie. „Dafür bin ich dankbar.“ Die Mehrheit der Bischöfe hatte in Rom den vatikanischen Vorschlag abgelehnt, den „Synodalen Weg“ vorerst auszusetzen. Stetter-Karp bekräftigte, dass das ZdK das Reformprojekt trotz aller vatikanischen Einwände „ruhig und konzentriert fortsetzen“ werde. „Die Kraft guter Argumente wird sich am Ende durchsetzen können. Aber nur dort, wo gute Argumente überhaupt zählen.“

Stetter-Karp fand es am Freitag „einfach dreist“ wie der Vatikan sämtliche Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien zum Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche ignoriere. Sie habe bisher keinen Gesprächstermin in Rom.

Stetter-Karp (ZdK): Ringen um die Zukunft der katholischen Kirche – Christoph Heinemann (Deutschlandfunk)

Ein Interview mit der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken anlässlich der Vollversammlung hat Christoph Heinemann für den Deutschlandfunk geführt. Hier reinhören.

Erste Schmerzensgeldklage nach Missbrauch: Das wird die Mauern des Schweigens in der Kirche erschüttern – Stephan-Andreas Casdorff (Tagesspiegel)

Stephan-Andreas Casdorff feiert diese Premiere in seinem Kommentar: Das erste Mal wird eine Klage auf Schmerzensgeld eines Missbrauchsbetroffenen vor einem deutschen Gericht verhandelt – und die katholische Kirche habe sich nicht dagegen gewährt.

Im Gegenteil, es hat trotz der lange zurückliegenden Taten keine Verjährung beansprucht. Mehr noch: Das geschah auf besonderen Wunsch von Kardinal Rainer Maria Woelki. Als wäre er zu höherer Einsicht gelangt. Endlich.

Jedenfalls wird diese Premiere die katholischen Mauern des Schweigens und des Verdeckens erschüttern. Ausgerechnet durch Woelki, dem man immer vorwarf, nur an sich selbst zu denken. An Selbstschutz anstelle von Opferschutz. Damit ist es vorbei. Sein Erzbistum – das zweitwichtigste nach Rom – erfährt stellvertretend für die Welt, was es heißt, wenn die Entschädigungen gering ausfallen.

Dem Betroffenen wurden 25.000 Euro von der Kirche gezahlt, er fordert aber 725.000 Euro. Casdorff ist sich sicher, dass sich nach dieser Klage kein Priester mehr hinter einer Verjährung verstecken kann. Nun wird aber zuerst die Klage verhandelt. Und ob die Euphorie angesichts der Verschleppungen der rechtlichen Verfolgung von Missbrauchsverbrechen in Deutschland überhaupt angebracht ist, darf man auch bezweifeln. Schließlich hätte man viele Jahre schon etwas an den kurzen Verjährungsfristen ändern können.

Vorwürfe auch gegen Papst Johannes Paul II. – Lothar Schröder (Rheinische Post)

„Felsenfeste Beweise“ will der niederländische Journalist Ekke Overbeek dafür gefunden haben, dass Papst Johannes Paul II. in seiner Zeit als Erzbischof von Krakau Missbrauch vertuscht hat. Dafür hat Overbeek jahrelang Dokumente über Karol Wojtyla gesichtet und ausgewertet.

In Dokumenten fänden sich Informationen zu konkreten Fällen, in denen Wojtyla wissentlich Missbrauchspriester in andere Bistümer versetzt habe. Selbst verurteilten Tätern sei erlaubt worden, in anderen Diözesen weiterzuarbeiten. „Das führte zu weiteren Opfern“, sagte Overbeek dem Sender NOS. Er beruft sich auf alte Geheimdienstdokumente, die er bei jahrelangen Nachforschungen in polnischen Archiven entdeckt habe. Ein Buch darüber soll Anfang 2023 unter dem Titel „Maxima Culpa“ erscheinen.

Das Manuskript des Buchs hat ein US-amerikanischer Kirchenrechtler mit „brisant“ bewertet. „Er war nicht Teil der Lösung, er war Teil des Problems. Er hat nichts getan“, so der Kirchenrechtler. Polnische Journalisten hingegen haben erst kürzlich einen Artikel veröffentlicht, in dem sie dem früheren Papst ein wohlwollendes Zeugnis ausstellten. Johannes Paul II. ist in Polen ein hoch angesehener Heiliger, der tief verehrt wird. Ob und – wenn überhaupt – was sich an diesem Bild mit der Erscheinung des Buchs Anfang kommenden Jahres ändert, wird sich zeigen.

Buntes

Warum glaubst du? Der Tod – 37Grad Leben (ZDF)

Warum und woran glauben junge Menschen? Dieser Frage geht die Journalistin Saadet Czapskiin in der Reportagereihe „37° Leben: Warum glaubst du?“ nach. In der aktuellen Folge, die heute im ZDF läuft, geht es um das Thema Tod. Czapskiin trifft Johannes Mickenbecker vom YouTube-Kanal „The Real Life Guys“. Seine Schwester ist mit 18 Jahren bei einem Autounfall gestorben, sein Bruder starb an Krebs. In der Folge erzählt Mickenberger von seinem Glauben und wie dieser ihm half.

Außerdem trifft die Reporterin eine Palliativpflegerin, die in ihrem muslimischen Glauben Kraft findet und spricht mit einer buddhistischen Tempelschülerin über Widergeburt. Die aktuelle Folge und alle weiteren der Reportagereihe finden sich hier in der ZDF-Mediathek.

„Ich glaube, dass wir alle einen Funken des Göttlichen in uns tragen“ –  Rieke Havertz, Johanna Roth und Wolfgang Thielmann (DIE ZEIT, €)

Raphael Warnock sieht sich selbst als Pastor, der auch Politik macht, nicht als Politiker, der auch Pastor ist. Das sagt viel über ihn aus. DIE ZEIT hat den US-Amerikaner portraitiert, der in Georgia die Stichwahl um einen Sitz im US-Senat gewonnen hat. Er trage die Kirche in die Politik, so die AutorInnen. Warnock predigt in der Kirche, in der schon Martin Luther King gepredigt hat.

Beide Eltern sind Pfingstprediger, Religion ist in der kleinen Wohnung allgegenwärtig. Die Sozialprogramme von Präsident Johnson ermöglichen Raphael Warnock als Erstem in seiner Familie eine Hochschulbildung. Er entscheidet sich für das Morehouse College in Atlanta, wo auch King studiert hatte. Es ist eine kleine private Universität für Schwarze, nur Männer. Es ist eine Kaderschmiede.

Seinen Bachelor macht Warnock in Psychologie, im Nebenfach wählt er Religion, aber „vom ersten Tag waren die angehenden Prediger in der Kapelle meine zweite Heimat“, schreibt er später. Er macht ein Praktikum in der Sixth Avenue Baptist Church in Birmingham in Alabama, wo er Kings Vermächtnis noch näher kommt: Pfarrer John Thomas Porter, der den Studenten Warnock betreut, war einst Kanzelassistent von King.

Mit dem Sieg bei der Stichwahl hat Warnock nun noch einmal eine Verlängerung seiner Amtszeit bekommen und den Demokraten die Mehrheit im Senat gesichert. 2021 war er der erste Schwarze, der in Georgia zum Senator gewählt wurde. Auch Themen wie Schwangerschaftsabbrüche waren im Wahlkampf präsent. Warnock sei, anders als sein Kontrahent, der Republikaner Herschel Walker, ein „Pro-Choice-Pastor“. Jede Frau dürfe selbst über ihr Schicksal und das ihres ungeborenen Kindes entscheiden. Die Stichwahl hatte wegen des erratischen Auftretens von Walker, der vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump unterstützt wurde, viel Aufmerksamkeit erhalten. Und wofür kämpft Warnock im US-Senat?

Warnock ist bekannt für seinen Glauben an überparteiliche Lösungen. Das verbindet ihn mit Joe Biden, dessen Sozialprojekte jedoch nur bruchstückhaft umgesetzt sind. Warnock dagegen: Um eine Erweiterung einer Schnellstraße im Süden seines Bundesstaates zu erreichen und abgehängte Regionen Georgias anzubinden, kooperierte er mit dem rechtskonservativen Senator Ted Cruz aus Texas. […]

Mit Warnock hat die demokratische Partei wieder eine starke religiöse Stimme. Er selbst bezeichnet sich als „christlich progressiv“. Er tritt auch mal im Kapuzenpullover auf und wagt Sätze wie: „Ich glaube daran, dass Infrastruktur spirituell ist.“ Oder: „Der Prediger muss zur Predigt werden und durch sein Beispiel das Evangelium der Liebe und der Gerechtigkeit verkörpern.“

Ein guter Satz

„In der katholischen Kirche in Deutschland ist in den letzten Jahren klar geworden, dass nur in einer inhaltlichen und strukturellen Erneuerung ein Weg gespurt werden kann, der die Kirche wieder glaubwürdig machen kann.“

– ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp, zum Auftakt der Herbstvollversammlung des Laien-Dachverbands


Mitarbeit: Philipp Greifenstein