Newsletter #LaTdH

Verpasste Chancen? – Die #LaTdH vom 16. Januar

Was verändert sich im Zusammenspiel von Kirchen und Politik – und mit welchen Folgen für wichtige ethische Fragen? Außerdem: Die Königin von Saba, Tischgebete und politische Übersetzungsarbeit.

Herzlich Willkommen!

Christliche Publizistik und interessierte Öffentlichkeit bereiten sich seelisch und moralisch auf die Veröffentlichtung des Gutachtens zum sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising vor, an dem die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zwei Jahre gearbeitet hat. Am Donnerstag, den 20. Januar, soll es soweit sein. Eine erneute Verschiebung ist unwahrscheinlich.

Eine Woche darauf, am 27. Januar, wird dann das Erzbistum in Gestalt seines gegenwärtigen Erzbischofs Kardinal Reinhard Marx Stellung beziehen. Er bekommt das Gutachten auch erst am 20. zu Gesicht. Was den Inhalt des Gutachtens angeht, sind bereits in den vergangenen Tagen wichtige Beiträge erschienen. Mehr dazu unter „nachgefasst“.

Doch gibt es außerhalb Bayerns auch andere Nachrichten von nicht geringerer Bedeutung für Christ:innen, Kirchen und Religionsgemeinschaften. Um eines davon, nämlich die – ausbleibende? – Diskussion um die Pränataldiagnostik, geht es in der „Debatte“.

Eine gute Woche wünscht
Philipp Greifenstein


Debatte

Trisomie-Bluttest bald Kassenleistung: Mehr Schwangerschaftsabbrüche? – Burkhard Schäfers, Florian Breitmeier (NDR, 29 Minuten)

Im NDRInfo-Religionspodcast „vertikal horizontal. Glaubens- und Gewissensfragen“ befassen sich Florian Breitmeier (@breitmeierf) und Burkhard Schäfers (@b_schaefers) mit dem Trisomie-Bluttest, der im Frühjahr bei „Risikoschwangerschaften“ Kassenleistung werden soll. Eine entsprechende Entscheidung hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen, bereits im Sommer 2021 gefasst.

Kritiker:innen befürchten in der Folge mehr Schwangerschaftsabbrüche. Befürworter:innen halten dagegen, der Bluttest sei schonender als bisherige Methoden und außerdem allen Schwangeren unabhängig von ihrem Einkommen zugänglich zu machen. In der Sendung kommen Kritiker:innen zu Wort, aber auch der Münchener Ethik-Professor Reiner Anselm, zugleich Vorsitzender der Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD, und die Göttinger Professorin für Ethik und Geschichte der Medizin Claudia Wiesemann sowie Josef Hecken, der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA).

Der ehemalige CDU-Landesminister kritisiert, dass es an der G-BA hängen geblieben sei, zu einer Neuregelung zu kommen, weil der Bundestag zur Frage nur eine Orientierungsdebatte ohne Abstimmung geführt habe. Zwar hätten sich Abgeordnete auch danach mit „völlig unterschiedlichen Signalen“ an die G-BA gewandt, sich aber sonst einen schlanken Fuß gemacht.

„Der Versuch, eine eigentlich gesellschaftlich extrem relevante Entscheidung auf ein nachgeordnetes Gremium zu verlagern, damit man sagen kann „Wir können ja nichts dafür!“. Dann kann man sich so aus der Verantwortung stehlen. Es gab auch einzelne Mitglieder im Beschlussgremium des G-BA, die sich hier eben auch in ihrer persönliche Befindlichkeit und ethischen Verantwortung ein Stück weit überfordert sehen.“

Weil die Sendung die persönlichen und ethischen Dimensionen des Themas hervorragend gut beschreibt, beschränke ich mich auf die politische Seite: Was ist hier eigentlich schief gelaufen?

Sowohl BefürworterInnen als auch GegnerInnen der Kostenübernahme durch die Krankenkassen unter den Abgeordneten lagen offenbar falsch. Die BefürworterInnen mit ihrer Einschätzung, diese wichtige Frage sei allein eine nach der „technischen“ Bewertung von Diagnostik-Instrumenten: Weil der Bluttest kein Risiko für die Schwangerschaft bedeutet, sei er vorzuziehen. Die GegnerInnen damit, anstatt im Bundestag zur Entscheidung zu kommen, die Mitglieder des G-BA zu bedrängen.

Man darf auch vermuten, dass sich in der vergangenen Legislatur im Bundestag sogar eine Mehrheit für eine restriktive Regelung gefunden hätte. Im neuen Bundestag sieht das womöglich anders aus. Gleich wie man zur Sache steht: Daran, dass solch wichtige Entscheidungen von gesellschaftlicher Tragweite von einem vom Souverän gewählten Gremium entschieden werden sollten, möchte ich gern festhalten.

Wer vertritt die EKD zukünftig im politischen Berlin?

Für die Seelsorge unter den MinisterInnen und Abgeordneten des Deutschen Bundestages und die Vertretung wichtiger Anliegen der Evangelischen Kirche ist im politischen Berlin der „Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union“ zuständig. Gegenwärtig ist das noch Prälat Martin Dutzmann, der sein Engagement auf Drängen des Rates bis zum Anfang diesen Jahres verlängert hatte. Eigentlich wäre er bereits 2021 aus Altersgründen ausgeschieden.

Nun wird also ein:e Nachfolger:in gesucht. Bis Ende Januar dürfen Interessent:innen sich bewerben. Berufen wird der/die neue Bevollmächtigte:r vom Rat der EKD, dem der/die Bevollmächtigte als beratendes Mitglied dann auch angehören wird. Das Anforderungsprofil hat sich in den vergangenen Jahren verändert, der größeren Vielfalt in Gesellschaft und Parlament muss Rechnung getragen werden.

Gesucht wird also eine Person, die Gesprächskanäle zu Akteur:innen unterschiedlicher (partei-)politischer Orientierung aufrecht erhalten kann und zugleich ein großes Gespür für die Anliegen der aktuellen Regierung hat. Ein Parteibuch ist im Übrigen kein Ausschlusskriterium. Das Amt des Bevollmächtigten wurde noch nie von einer Frau begleitet. Die EKD könnte hier also hier gut an ihre 2021er-Tradition anknüpfen, Führungsämter weiblich zu besetzen.

Auf der Agenda stehen so unterschiedliche Themen wie der Klimaschutz, die Aufarbeitung der Missbrauchsverbrechen in den Kirchen und sicherheitspolitische Fragen. Derweil ist durch das Erstarken des Rechtsradikalismus der respektvolle Austausch mit allen politisch Handelnden unter Druck geraten.

Staatsfern, aber politiknah – Ellen Ueberschär (zeitzeichen)

Im evangelischen Magazin zeitzeichen beschreibt die ehemalige Kirchentags-Generalsekretärin und jetzige Vorständin der grünen Heinrich-Böll-Stiftung Ellen Ueberschär (55, @e_ueberschaer) die Herausforderungen für die „kooperative Trennung von Staat und Kirche“ entlang der beiden Großtrends Säkularisierung und religiöser Pluralisierung.

Steht nun, mit dem Ende der Merkel-Ära, ein Bruch im Verhältnis von Staat und Kirche, Gesellschaft und Gemeinden bevor? Nein. Denn der von Paul Nolte so genannte „politisch-kulturell-ethische Überlappungsraum“ zwischen Kirche und Politik ist weiterhin vorhanden, weil er sich nie auf eine Parteifamilie beschränkte. Aber er schrumpft. Schließt sich gerade ein „window of opportunities“, in dem Kirchen längst fällige Veränderungen hätten einvernehmlich regeln können? Ja. Die Ursachen sind vielfältig und bewegen sich auf unterschiedlichen Ebenen […]

Nach einem Durchgang durch die aktuellen religionspolitischen Herausforderungen, insbesondere die Integration des Islams ins deutsche Religionsverfassungsrecht, endet Ueberschär mit „drei Anregungen“ für die Kirche, die um die Schlagworte „neue Netzwerke, Bildung und Thinktanks beauftragen“ gruppiert sind. Wahnsinnig revolutionär klingt das nicht. Ihr Fazit jedenfalls sollte jedenfalls niemandem Angst machen:

In der neuen Ära wird die Kirche eine Akteurin unter vielen sein, aber eine mit besonderer Power, mit großer Unabhängigkeit und – im Vergleich zu allen anderen – mit enormen Ressourcen an Geld, Gebäuden und Menschen. Dieses können die Kirchen proaktiv als zivilgesellschaftliche Akteure nutzen, für sich und für andere. Die Kirchen werden in Zukunft staatsferner werden, aber politiknah bleiben.

Lars Castellucci stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusses

Zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden des wichtigen Innenausschusses des Deutschen Bundestages wurde in dieser Woche Lars Castellucci (SPD, @larscastellucci) gewählt. Die Personalie ist doppelt interessant: Erstens, weil der AfD-Kandidat für den Ausschussvorsitz – zu Recht – durchgefallen war, leitet Castellucci nun bis auf Weiteres den Ausschuss. Auch das korrespondierende Bundesministerium des Innern und für Heimat wird von einer Sozialdemokratin, Nancy Faeser, geleitet.

Zweitens, weil Castellucci nicht allein früher einmal den evangelischen Kirchenchor in Baiertal geleitet hat, sondern als Beauftragter für Kirchen und Religionsgemeinschaften seiner Fraktion und Mitglied in der EKD-Kammer für für Migration und Integration einer der Religionspolitiker auf Bundesebene ist. (Und als Gastgeber des traditionellen SPD-Empfangs auch auf EKD-Synodentagungen präsent.) Er hat sich vorgenommen, die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale auch zu einer Aufgabe für Politik und Bundestag zu machen (s. #LaTdH vom 28. November 2021).

Inneres und Äußeres

Es gibt eine Menge zu diskutieren zwischen Politik und Kirche, von der Außen- und Sicherheitspolitik angefangen (Rüstungsexporte, bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr), über die Klimapolitik, die Sozialpolitik (Diakonie und Caritas fordern höhere Sätze in der Grundsicherung) bis hin zur näheren Religionspolitik: der Formulierung eines modernen Religionsverfassungsrechtes und eben auch einer effektiven Kontrolle der Kirchen dort, wo sie es selbst nicht zu leisten vermögen.

Wenn Ellen Ueberschär das Schließen eines „Fensters der Möglichkeiten“ betrauert, in dem die vor allem inneren und medizinethischen Angelegenheiten der Kirchen hätten einvernehmlich mit der Politik geregelt werden können, so ist die Ampel – von Ära zu sprechen, ist vielleicht zu früh – doch eine Chance, andere christliche Politikwünsche voranzutreiben. Solche, in denen die Kirchen anwaltschaftlich für Schwache tätig werden; selbst wenn die gar nicht mehr zum eigenen Hause zählen. Rüstungsbeschränkungen, Umverteilung und Klimaschutz sind bisher eher weniger mit der Christdemokratie assoziiert worden, doch darum ja nicht weniger „christlich“.

nachgefasst I: Corona-Kirche

Klinikseelsorger begleitet Covid-Intensivpatienten beim Sterben – Constanze Schulze (BR)

Im Nürnberger Nordklinikum versieht Pastoralreferent Anton Baier seinen Dienst als Krankenhausseelsorger, für den Bayerischen Rundfunk berichtet Constanze Schulze (@cosu2001) über ihn und seine schwierige Tätigkeit.

Anton Baier montiert dafür ein Tablet an einen rollbaren Ständer, der neben den Infusionsgeräten steht. Das Tablet hängt quasi über dem Kopf des Patienten. Die Angehörigen daheim können so im Patientenzimmer dabei sein. Auch wenn viele Covid-Intensivpatienten im Koma liegen, nutzen Angehörige dieses Angebot. Es sei wichtig für die Bewältigung der Situation, sagt Anton Baier. Die Familien zu Hause hätten oft schreckliche Bilder im Kopf. Sie stellen sich vor, wie es ihrem Ehemann, der Ehefrau, den Liebsten wohl geht. Sie fühlen sich oft hilflos, erzählt Anton Baier, da sie nicht am Bett sein können, nicht direkt mit den Ärzten und dem Pflegepersonal sprechen können.

nachgefasst II: München / Missbrauch

Nun ist es also bald soweit, das „Gutachten mit Sprengkraft bis nach Rom“ (Christian Wölfel (@woelfelc) bei katholisch.de) wird veröffentlicht. Derweil wurde bereits ausführlich über vermutliche Inhalte des Gutachtens berichtet.

Die Bischöfe Marx (München und Freising) und Overbeck (Essen), der diese Woche einen weiteren mutmaßlichen Missbrauchs-Täter suspendierte, wollten im Fall H. ein längeres kirchliches Verfahren verhindern. Ihr Ziel: Aufsehen um den damaligen Papst vermeiden, recherchierten Raoul Löbbert (@RaoulLoebbert) und Georg Löwisch (@georgloewisch) für die Christ & Welt (€). Die Vorgänge werden wohl auch im kommenden Münchener Gutachten dargestellt, sollen gar 350 Seiten umfassen, und betreffen insbesondere den emeritierten Papst Benedikt XVI., der einmal auch Erzbischof von München und Freising war. Über den Fall H. berichtete diese Woche auch Correktiv ausführlich:

Die moralische Verantwortung der Kirche für die Missbrauchstaten in ihren Reihen ist längst ein breit diskutiertes Thema. Die vorgesetzten Bischöfe jetzt auf Grundlage des Völkerstrafrechts anzuzeigen, ist ein juristisches Wagnis, könnte aber Signalwirkung haben.

Die gesamte Recherche, die von Correctiv und Bayerischem Rundfunk gemeinsam unternommen wurde, ist lesenswert – nicht allein als Vorbereitung auf Donnerstag. Auf die Unschuldsvermutung, die auch für Joseph Ratzinger zu gelten habe, weist der ehemalige Münchener Kirchenrechtler Helmuth Pree hin. Derweil der Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke (Eule-Beiträge) fordert, dass auch das zurückgehaltene Gutachten von 2010 veröffentlicht werden muss, deren Veröffentlichung damals – aus Rücksicht auf den Pontifex und andere Amtsträger, Stichwort: Datenschutz – unterblieb.

Sie wollten es nicht wissen – Daniel Deckers (FAZ)

Im Missbrauchsprozess gegen einen Priester sagt der oberste Kirchenrichter des Erzbistums Köln aus – der dem Verdacht selbst nicht nachgegangen war. Günter Assenmacher wurde im Kölner Gutachten 2021 prominent gefeatured; seine Aussage vor Gericht macht noch einmal deutlich, warum:

Wäre er nicht trotz allem dafür zuständig gewesen, den Verdachtsfall nach Rom zu melden? Das kann der Offizial nicht gut bestreiten, obwohl er zuvor seine Rolle mit der Behauptung heruntergespielt hatte, er habe ja nur eine beratende Funktion gehabt. Warum aber einen Fall an die höhere Instanz melden, wenn diese sich im Fall des Falles in demselben Entscheidungsnotstand befunden hätte wie die untere, so erläutert der Offizial seine Maxime, die er wenig später unfreiwillig in „auf meine Weise“ übersetzt.

Neue Personalaktenordnung: Kein Täter soll mehr in Akten verschwinden – Felix Neumann (katholisch.de)

Über die neue katholische Personalaktenordnung berichtet Felix Neumann (@fxneumann) auf katholisch.de:

Wie die neue „Ordnung über die Führung von Personalakten und Verarbeitung von Personalaktendaten von Klerikern und Kirchenbeamten“, so der vollständige Name der Regelung, im Detail aussieht, wurde schließlich im November bekannt, als der DBK-Vorsitzende als erster Bischof für sein Bistum Limburg die Ordnung mit Wirkung zum 1. Januar 2022 in Kraft setzte. Mittlerweile sind fast alle Bistümer mit demselben Termin des Inkrafttretens nachgezogen, nur wenige Veröffentlichungen in bischöflichen Amtsblättern stehen noch aus. Auf Anfrage gab keine der deutschen Diözesen an, den Beschluss der Bischofskonferenz nicht umsetzen zu wollen.

Katholischer Bischof trifft Missbrauchsopfer – Report München (ARD, 18 Minuten)

Es ist selten genug, dass sich katholische Bischöfe in der Öffentlichkeit mit Missbrauchs-Betroffenen treffen. Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat dies nun im Fernsehen getan. Entstanden ist ein bemerkenswertes Zeitdokument:

Die beiden Menschen mussten als Heimkinder unfassbares Leid ertragen. Einer der Haupttäter war ein katholischer Priester. Lange Zeit wollten den beiden Opfern niemand glauben. Jetzt kommt es zu einem ganz offenen Gespräch mit dem Bischof vor laufender Kamera.

Buntes

Das jahrtausendealte Kulturerbe Nordäthiopiens bewahren – Ute Schönfelder (Uni Jena)

Ein Forschungsteam der Friedrich-Schiller-Universität Jena (@UniJena) und des Deutschen Archäologi­schen Instituts (DAI, @dai_weltweit) erstellt in den kommenden zwei Jahren den „Ethiopian Heritage Digital Atlas“ (EHDA). Gemeinsam mit äthiopischen Forscher:innen sollen so die Kulturdenkmäler des Volkes der legendären Königin von Saba gerettet werden:

„Die Kulturschätze Nordäthiopiens sind durch die anhaltende politische Krise im Land akut bedroht“, sagt Prof. Dr. Norbert Nebes von der Universität Jena. Seit mehr als einem Jahr finden im nordäthiopischen Bundesstaat Tigray bewaffnete Auseinanderset­zungen zwischen Regierungs- und Regionaltruppen statt, in eben jener Region, in der das antike Volk der Sabäer vor fast 3.000 Jahren seine Spuren hinterlassen hat.

Wenn Kinder zu Hexen gemacht werden – Mirjam Petermann (Glaube + Heimat)

In der mitteldeutschen Kirchenzeitung Glaube + Heimat schreibt Mirjam Petermann (@fraeuleinMoehri) über das neue und erste Buch von Maïmouna Obot (@mai_mit_trema), in dem sie über ihr Projekt „Storychangers“ und ihren Einsatz für Kinder in Nigeria schreibt, die als „Hexen“ diskriminiert und bedroht werden. Darüber sprachen Maïmouna und ich auch in der Dezember-Ausgabe unseres Eule-Podcasts „Maï & Philipp erklären die Welt“.

Auf Surensuche – Arnfrid Schenk (Qatara)

Wer den Koran übersetzt, verfolgt damit auch politische Ziele. Die Islamwissenschaftlerin Johanna Pink (@jabunna) untersucht im internationalen Forschungsprojekt „The Global Qur’an“ Koranübersetzungen aus aller Welt und welche gesellschaftlichen Auswirkungen sie haben.

In Deutschland wurde der Islam in den vergangenen Jahrzehnten durch Einwanderung präsenter, das Bedürfnis nach islamischer Literatur auf Deutsch wuchs, eine Sprache für islamische Begriffe musste gefunden werden. Das religiöse Vokabular im Deutschen ist christlich geprägt. Schreibt man Allah oder Gott, Gebet oder lässt man den arabischen Begriff „salāt“ stehen, um das rituelle Pflichtgebet genauer zu benennen. „Koranübersetzungen spiegeln wider, wie sich Gesellschaften ändern“, sagt Johanna Pink.

Segensbüro segnet auch Hunde – Johanna Friese (3E, jesus.de)

Von einer der neuen Kasual- und/oder Ritualagenturen, die in manchen urbanen Räumen derzeit entstehen, nämlich dem „Segensbüro“ in Berlin, berichtet Johanna Friese im Magazin 3E / bei jesus.de (@jesusde):

Auch wenn sie mit ihren Segens-Angeboten und Lebensfesten vor allem lose verbundene Evangelische erreichen wollen, sind sie für alle Segensuchenden da, die Kirchenzugehörigkeit ist nicht entscheidend. „Wir haben ja den Segen nicht für uns gepachtet, es geht darum, Gott in der Welt wahrzunehmen und das weiterzugeben.“ Das Team berät individuell, hat aber auch schon einige Segenspakete geschnürt, von der Taufe am Waschbecken bis zur Dorfkirchen-Romantik-Hochzeit.

Theologie

Studie zu religiösem Wandel: Jede Generation ist weniger religiös als die vorherige – Léa Burger (SRF)

Die Kirchen verlieren hierzulande seit Jahren an Mitgliedern und gesellschaftlicher Bedeutung. Wird die traditionelle Religion durch neue spirituelle Praktiken wie Yoga ersetzt? Über eine neue Studie der Uni Lausanne berichtet Léa Burger (@lj_burger) im SRF:

Religionswissenschaftlerin Eva Baumann-Neuhaus bestätigt, dass die Familie entscheidend für die Weitergabe von Religion ist: «Natürlich findet religiöse Erziehung auch in den Kirchen oder allenfalls Schulen statt, zunehmend auch im virtuellen Raum. Aber Werte und Grundhaltungen, die man in der Familie lernt, sind wohl am nachhaltigsten», erklärt Baumann-Neuhaus.

Schalten wir noch einmal zurück zur Religionspolitik-Analyse von Ellen Ueberschär, die trocken feststellt:

Der befürchtete christliche Traditionsabbruch, dem noch Margot Käßmann mit anschaulichen Büchern über das familiäre Tischgebet entgegenzuwirken versuchte, ist eingetreten. Der Wissensschwund unter den jüngeren Generationen über christliches Leben ist enorm. Und wenn in diesem Jahr die Zahl der Kirchenmitglieder die 50-Prozent-Schwelle unterschreiten wird, ist das mehr als ein symbolisches Datum.

Zur Symbolik der Wegmarke habe ich ja vorvergangene Woche schon in den #LaTdH geschrieben, hier aber bleibt mir ein Stirnrunzeln als Vater und Christ: Warum eigentlich ist das mit den Familien zu so einem Problem geworden für die großen Kirchen? Ihre vornehmliche Darreichungsform, die Parochie, bietet sehr gute Möglichkeiten für die Arbeit mit Familien, Kindern und Jugendlichen. Es gibt das Patenamt. Es gibt definitiv Familien mit Sehnsucht nach stützender Gemeinschaft und Orientierung in allen möglichen Lebensfragen. Und ja, nebenbei kann man auch das Tischgebet üben.

Ein guter Satz