Bunte Nebelscheinwerfer – Die #LaTdH vom 21. März

Das Gutachten von Gercke et al. wirft etwas Licht in die Nebelschwaden der Kölner Missbrauchs-Vertuschung. Außerdem: LGBTQI*-Soli-Aktionen, Klimaschutz und eine verhinderte Abschiebung.

Herzlich Willkommen! 

Vor einer Woche hat Thomas Wystrach hier in den #LaTdH auf eine „katholische Woche“ vorbereitet. Da konnte noch keine:r ahnen, dass neben der Veröffentlichtung des Gercke-Gutachtens im Erzbistum Köln noch ein zweites „katholisches“ Thema die Kirchennachrichten der Woche bestimmen würde. Der Protest gegen die vatikanische Absage an die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ist jedenfalls bemerkenswert.

Haben die beiden Themen auch etwas miteinander zu tun? Das und weitere Kirchenthemen in dieser Ausgabe der #LaTdH, die als Newsletter jeden Sonntag vollständig auch ins Email-Postfach geflattert kommen: Jetzt abonnieren!

Eine gute Woche wünscht
Philipp Greifenstein


Debatte

„Unabhängige Untersuchung zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln“ (Erzbistum Köln)

Am Donnerstag stellten Björn Gercke und Kerstin Stirner in einer Pressekonferenz das Gutachten ihres Teams zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum Kön vor. Das sehr umfangreiche Gutachten steht auf der Website des Erzbistums zur Verfügung. Außerdem steht der Vortrag von Gercke und Stirner als eine Art Kurzfassung des Gutachtens online sowie die Präsentation der GutachterInnen, die einige interessante Grafiken enthält.

Am Abend erklärte sich Erzbischof Rainer Maria Woelki in den ARD-„Tagesthemen“ (Video) und in diesem Artikel habe ich seit Donnerstag wichtige Ergebnisse des Gutachtens und die Folgen der Veröffentlichung zusammengefasst.

Mehr als Jurisprudenz

Sowohl das nun veröffentlichte Gutachten als auch die (Begleit-)Umstände seiner Veröffentlichung und vor allem die Realität des sexuellen Missbrauchs in der Kirche sind derart komplex, dass man ihnen mit einer Analyse oder einem journalistischen Kommentar nicht gerecht werden kann. Auch in diesem Sinne ist der 18. März 2021 sicher kein Enddatum.

Wie Christiane Florin (@ChristianeFlori) im Deutschlandfunk und Felix Neumann (@fxneumann) auf katholisch.de festhalten, kann es unmöglich einem juristischen Gutachten überlassen bleiben, die Bischöfe an ihre moralische Verantwortung zu erinnern.

Trotzdem halte ich gerade die juristische Engführung des Gutachtens für einen besonderen Wert. Dass katholische Sexuallehre, Zölibat und Klerikalismus spezifisch katholische Faktoren sind, die Missbrauch und dessen Vertuschung begünstigen, muss vielleicht nicht noch hundertmal wiederholt werden. Stattdessen liefert das Gutachten in seiner opulenten Kargheit viele Anknüpfungspunkte, um nach dem konkreten Handeln und Versagen von Kardinal Woelki und weiteren Amtsträgern zu fragen.

Eine vollständige Entlastung kann das Gutachten auch für Woelki nicht bedeuten, zu löchrig ist allein schon die Aktengrundlage, auf der das Gutachten beruht. Auch nennt das Gutachten nur wenige Spitzenleute des Bistums namentlich: Die Verantwortung für jahrelange Vertuschung aber lastet – so viel kann ich nach der Lektüre andeuten – auf vielen Schultern mehr.

Bischofs-Beben

Zunächst aber lohnt es sich, an den konkreten Folgen der Gutachten-Veröffentlichung dran zu bleiben: Mit dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße (11 Pflichtverletzungen) und dem Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (8) haben zwei Bischöfe ihren Rückritt erbeten. Weihbischof Ansgar Puff (1) ist ebenso wie der Offizial Günter Assenmacher beurlaubt. Und endlich hat auch der ehemalige langjährige Generalvikar Norbert Feldhoff (13) sich wenigstens aus dem Priesterrat des Erzbistums zurückgezogen.

Nach Lektüre des Gutachtens fragt man sich allerdings, warum die Herren mit ihren Rücktrittsgesuchen bis zum Tag der Veröffentlichung gewartet haben. Es finden sich darin – insbesondere von Feldhoff, Heße und Schwaderlapp – derart läppische Einlassungen zu den Vorgängen, dass ihnen schon bei oder nach den Befragungen durch die GutachterInnen hätte träuen müssen, woher der Wind weht. Aus einem Bericht von Daniel Deckers in der FAS vom vergangenen Wochenende geht hervor, dass Woelki die beiden Bischofskollegen bereits im Frühjahr 2019 davon in Kenntnis setzte, dass Altfälle, in die sie verwickelt sind, noch einmal aktuell würden.

Die Protokolle der Aussagen der damaligen und heutigen Verantwortungsträger, die dem Gutachten neben den Akten des Erzbistums zugrunde liegen, dokumentieren nicht allein eine „Überforderung“ (Gercke) im Umgang mit Missbrauchsfällen, sondern auch, dass die Herren Bischöfe sich noch im Januar/Februar 2021 am liebsten herausredeten. Rührselige Rücktrittserklärungen wie von Heße (Video) erscheinen durch das Gutachten in anderem Licht.

Bemerkenswert ist auch, dass Schwaderlapp sein Rücktrittsbegehren Woelki nach eigenem Bekunden noch kurz vor Veröffentlichung des Gutachtens mitgeteilt haben will. So erscheint Woelkis zügiges Zugreifen noch im ersten Statement nach der Präsentation (ohne eigene Lektüre?!) als deutlich weniger schockierend, als es von Beobachter:innen zunächst wahrgenommen wurde.

Verspieltes Vertrauen

Nun treten in Köln und anderswo die Leute ja nicht deshalb aus der Kirche aus, weil Heße, Schwaderlapp & Co. Pflichtverletzungen im juristischen Sinne nachgewiesen werden konnten, sondern weil die Amtsträger ihrer moralischen Pflicht beim Schutz von Betroffenen nicht nachgekommen sind und zudem insbesondere Heße und Woelki katastrophal kommunizierten. Darauf weist Georg Löwisch (@georgloewisch) in seinem Kommentar in der Christ & Welt hin:

Durch sein Gebaren, seine Tricks, seine wortreiche Sprachlosigkeit hat Woelki einen Aufklärungsdruck erzeugt, dessen Effekt am Ende nützlich ist. Denn das alles hat Whistleblower aktiviert und öffentliche Aufmerksamkeit hervorgerufen. Hype und Härte können helfen, wenn eine Institution ein Jahrzehnt lang erfolgreich verschleppt hat.

Insofern ist die Veröffentlichung des Gutachtens natürlich auch für die restlichen (Erz-)Bistümer und auch die evangelischen Landeskirchen ein erinnerungswürdiges Datum. „Die evangelische Kirche kann keine Gutachten zurückhalten, weil sie bis heute keine in Auftrag gegeben hat“, erklären unisono BetroffenensprecherInnen aus dem evangelischen Kontext. Hier wie dort werden die Unabhängigen Aufarbeitungskommissionen, die sich Vereinbarungen mit dem UBSKM der Bundesregierung verdanken (werden), viel zu tun haben.

Tilmann Kleinjung (@TilmannKk) bringt es für den Bayerischen Rundfunk auf den Punkt:

Verloren haben wieder einmal die Betroffenen, die Opfer von Gewalt und Missbrauch. Viele fühlten sich durch die Vorgehensweise Woelkis instrumentalisiert, wieder missbraucht. […] Es gibt Jahre, in denen kein einziger Verdachtsfall gemeldet wurde. Und noch im Jahr 2010 findet sich der Satz: „Es wird von uns aus kein Protokoll hierüber gefertigt, da dieses beschlagnahmefähig wäre.“ Und der Zusatz: „Prälat Dr. Heße ist mit dem Prozedere einverstanden.“ Hinter solchen Zeilen tut sich ein Abgrund auf: Was wurde noch alles verschwiegen, nicht aufgeschrieben, nicht abgeheftet?

Bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals darf sich Kirche nicht mehr auf ihr eigenes Archiv verlassen. Sie muss die Perspektive der Betroffenen einnehmen und deren Fragen stellen: Wer hat mir nicht geglaubt? Wer hat mich wieder weggeschickt? Wer hat sich mehr um die Nebelmänner gekümmert als um deren Opfer?

nachgefasst

Auf der langen Bank – Karin Wollschläger (KNA, domradio.de)

Für die KNA hat Karin Wollschläger (@Wollschlaeger_K) bei den römisch-katholischen (Erz-)Bistümern in Deutschland nachgefragt, wie es bei der Umsetzung von „Institutionellen Schutzkonzepten“ in den Pfarreien ausschaut. Nicht so gut.

„Mehrere Diözesen nennen laufende Strukturreformen und Pfarrei-Zusammenlegungen als Gründe für Verzögerungen“, hält Wollschläger fest. Wie viel Zeit will man sich lassen? Denn „in der Regel wurden die Pfarreien zwischen 2013 und 2015 erstmals von den Bistumsleitungen […] aufgefordert, solch ein Schutzkonzept zu erstellen“.

Flächendeckend liegen die Schutzkonzepte bis heute nicht vor. Positiver Spitzenreiter ist das Bistum Magdeburg – von 44 Pfarreien haben mit einer Ausnahme alle ein Schutzkonzept – gefolgt vom Bistum Essen, wo es in 38 von 42 Pfarreien vorliegt. Im Erzbistum Köln haben 455 von 525 Pfarreien ein solches Konzept, im Erzbistum Paderborn 173 von 458, im Bistum Hildesheim 72 von 119, im Bistum Erfurt 10 von 33. […]

Zu den Schlusslichtern zählt das Erzbistum Hamburg: In nur drei von 28 Pfarreien beziehungsweise Pastoralen Räumen gibt es endgültig genehmigte Schutzkonzepte. Das Bistum Trier, an dessen Spitze der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, steht, räumt ein, dass die Anzahl der Pfarreien, die bereits ein umfassendes Schutzkonzept erarbeitet haben, „zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht erhoben“ sei.

Und dann wären da noch die vielen Bistümer, die überhaupt nur schwammige Angaben zum Stand der Bemühungen machen konnten. Am Beispiel der lokalen Schutzkonzepte wird deutlich, woran Prävention und Aufklärung heute noch häufig scheitern. Und dafür sind (-> Debatte) eben nicht nur die Spitzenkräfte der Kirche verantwortlich. Und, na klar: Andere gesellschaftliche Akteure z.B. aus dem Breitensport und die evangelischen Landeskirchen hinken hier ebenfalls hinterher.

Proteste gegen die Ablehnung von Segnungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in der römisch-katholischen Kirche

Bemerkenswert ist die „Responsum ad dubium“ nun wirklich nicht. Darin wiederholt das Lehramt der römisch-katholischen Kirche seine bekannte, ablehnende Haltung zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Aufsehenerregend aber ist die Welle der Entrüstung und Solidarisierung mit LGBTQI*-Christ:innen innerhalb der Kirche(n), die als Reaktion auf die vatikanische Stellungnahme durch Deutschland schwappt. Einen Überblick (von Dienstag) bietet Christoph Strack (@Strack_C) bei der Deutschen Welle.

Der Unterschriftensammlung von Bernd Mönkebüscher und Burkhard Hose (@HoseBurkhard, hier & hier in der Eule) haben sich inzwischen 2 000 katholische Seelsorger:innen angeschlossen. Hose erklärt zu diesem „Dammbruch“ und „Aufruf zum pastoralen Ungehorsam“ im Interview beim BR, der „Widerstand gegen Rom“ habe eine neue Qualität gewonnen.

Was der katholische Publizist Erik Flügge (@erik_fluegge) über die Solidaritätsaktionen von Heterosexuellen schreibt, lässt sich sicher auch auf viele ökumenische Bekundungen übertragen. Schließlich haben sich die evangelischen Landeskirchen hierzulande auch erst im Laufe des letzten fünfzehn Jahre bewegt: Inzwischen ist in allen EKD-Gliedkirchen zumindest die öffentliche Segnung von gleichgeschlechtlichen Ehen (zuvor „eingetragenen Partnerschaften“) erlaubt (Überblick bei evangelisch.de). Der Blick in die evangelischen Landeskirchen zeigt auch: So viel Nachfrage nach Segnung und/oder Trauuung gleichgeschlechtlicher Ehen gibt es gar nicht.

Das hängt wohl auch damit zusammen, dass viele LGBTQI* längst das Vertrauen in die Kirche verloren haben, weil sie sich in den unterschiedlichen christlichen Religionsgemeinschaften nicht Zuhause fühlen durften und dürfen. Darum sind öffentliche Solidaritätsbekundung aus den Kirchen nach wie vor wichtig, auch wenn die Zahl derjenigen, die eine solche Segnung durchführen würden, diejenige, die nach ihr konkret verlangen, übersteigt.

Bunte Vielfalt der katholischen Stellungnahmen

Denn wie Burkhard Hose haben die meisten Unterzeichner:innen eine solche Segnung – die dem katholischen Kirchenrecht zuwiderläuft – (noch) nicht durchgeführt. Das ist wichtig, weil die Bischöfe (und schlussendlich die vatikanischen Behörden) sonst wohl zum Eingreifen gezwungen wären. Diesen Zwiespalt („Ist es Aufgabe des Bischofs, nicht hinzuschauen?“) beschreibt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in seiner Stellungnahme. Wie die meisten deutschen römisch-katholischen Bischöfe möchte er irgendwie gemeinsam mit LGBTQI* in die Zukunft gehen.

Andere Würdenträger, wie der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer (@PfefferKlaus) und der Speyerer Generalvikar Andreas Sturm, gehen noch einen Schritt weiter, indem sie die Zulassung der Segnung fordern und hinter dem Text aus dem Vatikan eine „Einmischung“ in den Synodalen Weg vermuten (dazu die Stellungnahme der Vorsitzenden des Synodal-Forums „Leben in gelingenden Beziehungen“, die auf Messersschneide balanciert). Die beiden werden wohl eher keine Bischöfe mehr werden.

Widerspruch gen Rom kommt u.a. auch von der Arbeitsgemeinschaft Katholische Dogmatik und Fundamentaltheologie und den Katholischen Hochschulseelsorger:innen. In ihren Einschaltungen finden sich noch einmal komprimiert die Argumente für eine Segnung.

Hocherfreut über die vatikanische Erklärung zeigte sich hingegen der Bischof von Regensburg: Rudolf „Streber-Hardliner“ Voderholzer wartete nicht mal eine Stunde mit seiner Pressemitteilung. Andere Bischöfe waren von der Veröffentlichung und ihrem Zeitpunkt hingegen überrascht. Ebenso zu den Befürwortern der vatikanischen Position gehören wenig überraschend Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Stefan Oster (@BischofOster, Passau), der sich mit einer besonders zynischen Einordnung hervortat (Hervorhebung von mir):

„Daher bin ich dankbar für diese Äußerung des Lehramtes und verbinde damit die Hoffnung, dass sie Orientierung gibt und damit auch größere Einmütigkeit befördert.“

Nun ist man sich in diesen Tagen der Veröffentlichung des Kölner Zweitgutachtens ja nicht mehr sicher, ob derlei Unsinn Absicht ist und verletzen soll oder sich einfach Inkompetenz und vollständiger Entrückung aus den Lebensvollzügen der restlichen Bevölkerung verdankt. Von einem „Jugendbischof der DBK“ könnte man gleichwohl wenigstens mehr Fingerspitzengefühl verlangen.

Der neue Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) Thorsten Latzel (@Thorsten_Latzel) wurde im Kölner Stadt-Anzeiger zum Thema befragt:

Buntes

Abschiebung abgewendet – Michael Bartsch (taz)

Am vergangenen Sonntag berichtete Michael Bartsch in der taz über den Fall von Faisal Jahangir. Der Pakistaner lebt seit über 12 Jahren in Deutschland, ist Mitglied der katholischen Gemeinde und mit einer Deutschen verheiratet. Trotzdem sollte er nach Pakistan abgeschoben werden, wo Christen bekanntlich verfolgt werden. Dies konnte nun zunächst verhindert werden, berichtet Bartsch in einem zweiten Artikel vom Donnerstag.

Am Montagvormittag hatten der katholische Bischof Heinrich Timmerevers und ein Diakon ihren pakistanischen Glaubensbruder in der Haft besucht. In einem Schreiben an Ministerpräsident Michael Kretschmer setzte der Bischof sich daraufhin für eine Aussetzung der geplanten Abschiebung ein. Am Dienstagnachmittag demonstrierten vor der Dresdner Abschiebehaft dann etwa 70 Unterstützer verschiedener Gruppen. Hingewiesen wurde dabei darauf, dass Jahangir am 9. März bei einem Routinetermin in der Meißner Ausländerbehörde geradezu überfallartig verhaftet worden war.

Jahangir und seine Frau können nun zunächst durchatmen. Der Fall wirft allerdings auch ein Schlaglicht auf die ständige Abschiebungspraxis in Deutschland: Denn auch trotz Corona-Pandemie schiebt Deutschland weiter ab, häufig ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz nimmt. Dieser menschenunwürdigen Praxis kann nur dann ein Riegel vorgeschoben werden, wenn Betroffene wie Jahangir auf die Unterstützung von Kirchen und Zivilgesellschaft zählen können.

Mit wachen Augen durch die Welt – Bettina Röder (Glaube + Heimat)

Seit dem 1. März ist die Theologin Dagmar Pruin Chefin von Brot für die Welt / Diakonie Katastrophenhilfe und in diesem Amt Nachfolgerin von Cornelia Füllkrug-Weitzel (Abschieds-Porträt des epd). Frauen in Spitzenämtern sind in der Evangelischen Kirche gefühlte Selbstverständlichkeit und doch noch immer ziemlich selten.

Pruin ist nun verantwortlich für die 550 Mitarbeiter:innen des weltweiten Entwicklungswerkes, das in mehr als 90 Ländern aktiv ist. Bettina Röder stellt Pruin in einem gefühligen Porträt für die Mitteldeutsche Kirchenzeitung Glaube + Heimat vor:

Eine geheimnisvolle Ruhe geht von der gebürtigen Norddeutschen aus. Sie kommt auf Corona zu sprechen. „Gerade stellen wir fest, wie vernetzt die Welt ist. Ich glaube, dass Brot für die Welt und die Diakonie Katastrophenhilfe da eine wichtige Rolle spielen können.“ Nicht als Besserwisser, was jetzt dran ist, sondern als Partner auf Augenhöhe. Nicht immer sind das die ganz großen Geschichten.

WTF?! (3): Kirchen und Klimaschutz – Michael Greder im Gespräch mit Georg Sauerwein (Die Eule)

In unserem immer noch recht neuen Podcast „WTF?! – What the facts?!“ hat Michael Greder (@HerrVikarin) diesen Monat mit dem katholischen Theologen und Klimaaktivisten Georg Sauerwein (@GeorgSauerwein) über das Engagement der Kirchen für den Klimaschutz gesprochen.

Aufhänger des Gesprächs war Georg Sauerweins Artikel über die Aktion Klimafasten hier in der Eule. Im Gespräch geht es um Divestment (hier bereits 2019 in der Eule Thema), die politische Anwaltschaft der Kirchen für den Klimaschutz und darum, was Christ:innen zur Klimabewegung beitragen können. Hörenswert!

Theologie

Dogmatiker Seewald blickt skeptisch auf weiteren Synodalen Weg – Steffen Zimmermann (katholisch.de)

Bei katholisch.de fasst Steffen Zimmermann zusammen, was der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald sich aus den jüngsten vatikanischen Sendschreiben zusammenreimt. Nämlich, dass „drei der vier Synodalforen vom Vatikan bereits „abgeräumt“ wurden“.

Und es stimmt: Im Nachgang der Amazonas-Synode erklärte Papst Franziskus im Frühjahr 2020 in „Querida Amazonia“ den Zölibat noch einmal für sakrosankt (entgegen besserer theologischer Argumente). Im Verbund mit der im Sommer 2020 erschienenen Instruktion zur Leitung der Pfarreien durch Priester (Exegese hier in der Eule von Juliane Eckstein (@EcksteinJuliane)) wurde damit auch das Thema Frauenweihe und -Mitbestimmung erledigt. Nun also die Absage an die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und Ehen (-> nachgefasst).

Der „Synodale Weg“ hat keinerlei kirchenrechtliche Entscheidungsgewalt, aber vier Synodal-Foren: „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“, „Priesterliche Existenz heute“, „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“.

In den drei letzteren Foren wird und wurde sich bis aufs Messer gefetzt und der Vatikan hat schon „No, no“ gesagt. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem Macht-Forum, das – der HERR ist gnädig – als einziges der Synodalforen auch schon vorweisbare Zwischenergebnisse zeitigt. Nur: Wegen einer Verwaltungsreform sitzen die Teilnehmer:innen des „Synodalen Weges“ eigentlich nicht zusammen.

Sie haben begriffen, was vielen Bischöfen und dem Vatikan noch immer nicht ausreichend klar erscheint: Ob Missbrauchs-Aufklärung, Segnungsfrage oder Kirchenreform, es braucht Tuchfühlung mit der Welt jenseits des eigenen römisch-klerikalen Bezugssystems. Dazu gehört die Gleichberechtigung von Frauen und LGBTQI*. Oder wie es die katholische Theologieprofessorin Viera Pirker (@VieraPirker) zusammenfasst: „Schwestern on fire, weil Brüder im Nebel!

Ein guter Satz

„Gibt es eigentlich eine Sammelstelle für all die verlorenen Kompässe? Und warum holt sie niemand ab?“

– Jörg Scheller (@joergscheller1) auf auf Twitter. Von mir mit einem Extra-Gruß an den Hannoverschen Pfarrverein und die Pfarrvertretung der Landeskirche Hannovers verbunden.