Deep Dive

Deep Dive: Trauer

Bei einem „Deep dive“ taucht man tief in ein Thema ein, betrachtet es aus verschiedenen Perspektiven. Dieser Eule-„Deep dive“ stellt Beiträge des Magazins zum Querschnittsthema Trauer zusammen.

Der Ewigkeits- oder Totensonntag ist der jährliche evangelische Gedenktag an die Toten. Viele Menschen besuchen am Ewigkeitssonntag die Gräber ihrer Verstorbenen. In den Gottesdiensten werden die im letzten Jahr Verstorbenen in die Gebete eingeschlossen, es werden Kerzen entzündet. Die katholischen Christ:innen erinnern an Allerseelen ihrer Toten. Trauer braucht Formen. Viele Menschen suchen heute nach neuen Formen für ihre Trauer – und finden sie nur noch gelegentlich in den alten christlichen Traditionen.

In der Eule befassen sich immer wieder Autor:innen mit den vielfältigen Aspekten der Trauer: Wie können wir heute trauern? Was können uns die christlichen Traditionen in unserer Trauer heute noch sagen? In diesem „Deep Dive“-Dossier sammeln wir Beiträge aus dem Magazin, die sich auf unterschiedliche Weise und zu verschiedenen Anlässen mit dem Themenfeld Trauer befassen:


Ein trauernder Vater

Von Anja Marschall, 25. November 2023

In den Erzählungen der Bibel spielen trauernde Menschen eine große Rolle. Doch ausgerechnet das Hiob-Buch wird nur selten als die Geschichte eines trauernden Vaters gelesen. Dr. des. Anja Marschall, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Altes Testament der Uni Leipzig, erklärt passend zum Ewigkeitssonntag, wie Hiobs väterliche Liebe sich durch die Erzählung zieht und weiterentwickelt. Dabei werden Themen wie die schwierige Trauer verwaister Eltern ebenso berührt wie Genderrollen beim Trauern.

Offenbar gab es keine Genderzuschreibungen im Alten Israel, die Frauen auf Emotionalität und Männer auf Kontrolliertheit festlegten. Keiner der alttestamentlichen Texte nimmt Anstoß daran, dass die Väter emotional um ihre Kinder trauern – so emotional gar, dass sie ersehnen, ihnen in den Tod nachzufolgen. […]

Hiobs Vaterschaft bildet den Antrieb seines Todeswunsches, ist der Schlüsselpunkt des Streits mit den Freunden, Grund zur Anklage Gottes und schließlich gar das überdauernde und stabilisierende Element im seinem weiteren Leben. Hiob bleibt liebender Vater in seiner Trauer und wird erneut liebender Vater, als der Prozess der Trauer so weit durchlebt ist, dass neues Leben und Lieben möglich wird.

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Sechs Jahre geschenktes Leben

Von Juliane Gayk , 17. April 2018

In Deutschland erklären sich wenige Menschen zu einer Organspende bereit. Juliane Gayk hat erlebt, was für ein Glück es bedeutet, wenn einem lieben Menschen neues Leben geschenkt wird. In ihrem Artikel schreibt sie auch davon, wie die Trauer um einen lieben Verstorbenen zur Aufgabe werden kann.

In wenigen Wochen werde ich 34 Jahre alt. Dann bin ich älter als mein großer Bruder Jens. Denn er starb 2011 wenige Wochen vor seinem 34. Geburtstag. Aber gerade denke ich nicht an Tod und Trauer, sondern an Leben. An die sechs Jahre Leben, die Jens vor seinem Tod geschenkt bekommen hat. Sechs Jahre Leben die wir noch teilen konnten. Zwei Organspenden haben sein Leben gerettet. Und mir sechs Jahre mehr mit meinem Bruder geschenkt.

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EHRENSACHE (4): Beim Sterben und Trauern begleiten

Von Lisa Menzel , 18. November 2022

In der vierten Ausgabe unseres Podcasts „EHRENSACHE“ spricht Podcast-Host Lisa Menzel mit Sabine Novak, die als ehrenamtliche Sterbe- und Trauerbegleiterin arbeitet. Die beiden sprechen über den herausfordernden Dienst im Hospiz, den Umgang mit dem Tod und wie gut die Qualifizierung auf die Tätigkeit vorbereitet hat. Sabine Novak erzählt, was sie selbst in ihrem Dienst trägt und unterstützt und welche Rolle der Glaube spielt. Außerdem erklärt sie, was beim Trauern wichtig ist und welche Probleme ein – wie vielfach in der Corona-Zeit passiert – fehlender Abschied von Verstorbenen mit sich bringt. In ihrer Arbeit versucht sie, Menschen beizustehen, die Abschied vom Leben nehmen – oder in der Trauerarbeit neue Wege ins Leben suchen.

Sabine Novak erklärt außerdem, warum der Tod noch immer ein Tabuthema in unserer Gesellschaft ist und wie dies gelingende Abschiede und Trauerprozesse verhindern kann. Darum ist es gut, wenn Menschen z.B. in Trauergruppen ihre Erfahrungen teilen können.

EHRENSACHE Nr. 4: Beim Sterben und Trauern begleiten

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Werft die Rituale nicht weg!

Von Daniela Albert , 15. Mai 2023

Muttertag, Konfirmation und Trauerjahr – Rituale und gesellschaftliche Konventionen stehen zu Recht in der Kritik. Eule-Familienkolumnistin Daniela Albert plädiert dafür, sie nicht leichtfertig wegzuwerfen, sondern zu reparieren. Christliche Rituale und Traditionen bieten Halt, den wir andernfalls erst mühsam suchen müssen. Sie dürfen nicht einengen, aber sie ganz ad acta zu legen, schadet womöglich mehr, als dass es hilft.

Richtig ist sicher: Der Wegfall von alten Traditionen kann Menschen unfassbar erleichtern, gerade dann, wenn diese Traditionen für sie nur noch aus dem sprichwörtlichen Bewahren der Asche bestanden haben, während das Feuer längst erloschen ist. Doch mir fällt mindestens ein Lebensereignis ein, in dem es sich meiner Meinung nach mittlerweile bitter rächt, dass wir zum Teil einengende und angestaubte Rituale haben fallen lassen, ohne Menschen neue Strukturen anzubieten – und das ist das Lebensende. Wir haben den Umgang mit Tod und Sterben verlernt, mit Abschiednehmen und mit Trauern.

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Die Pallischwester: Sterben und Glaube

Die Pallischwester , 5. Februar 2021

Sterben muss nicht Leiden sein, Sterben kann auch Gnade sein. In der letzten Folge unserer Kolumne „Die Pallischwester“ berichtet unsere Autorin von der Rolle des Glaubens bei der Sterbebegleitung. In der „Pallischwester“-Kolumne sind wir 2020/2021 dem Leben auf einer Palliativ-Station nahe gekommen. Entstanden sind kurze Miniaturen, die einen Einblick in diesen besonderen Ort unserer Gesellschaft gewähren. Alle „Pallischwester“-Ausgaben finden Sie hier.

Leben und Gesundheit sind ein Geschenk. Sterben muss nicht Leiden sein, Sterben kann auch Gnade sein. „Ich glaube nicht mehr, dass es bei mir noch zu einem Wunder kommen wird.“ Ich antworte auf diesen Satz nicht mehr, sondern lass ihn nur im Raum stehen. Dieser Satz kann der Beginn des Sterbens sein.

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Trauer Nr. 3 (erstellt mit Playground AI)

Der letzte Feind: Sterben während Corona

Von Philipp Greifenstein , 4. Februar 2021

60 000 Menschen waren in Deutschland an Covid-19 verstorben, als Eule-Redakteur Philipp Greifenstein diesen Text für das Magazin geschrieben hat. In der Corona-Pandemie rückten uns Tod und Sterben bedrohlich nahe. Was bedeutet das für die Frage nach dem guten Sterben? Gleichzeitig wurde in der Evangelischen Kirche über den assistierten Suizid als Form der aktiven Sterbehilfe diskutiert. Beide Debatten verbindet Philipp Greifenstein in diesem Text.

Die (zumeist) hervorragende Pflege am Lebensende, die in Deutschland in Krankenhäusern und Pflegeheimen unter schwierigen Umständen geleistet wird, ist ein zivilisatorischer Fortschritt, der jedoch auch dazu geführt hat, dass Sterben und Tod in der arbeitsteiligen Gesellschaft aus den Familien outgesourced wurde. Immer weniger Menschen nehmen an der Pflege sterbender Menschen aktiv teil, sind auch nach dem Tod in die anstehenden Aufgaben praktisch involviert. Ein Besuch beim Bestatter für die nötigen Absprachen und eine Trauerfeier, darin erschöpft sich für nicht wenige die praktische Trauerarbeit.

Eine bittere Realität ist es, dass viele Pflegeheimbewohner:innen schon vor den Besuchsverboten nur selten Besuch von Angehörigen bekamen. Pfarrer:innen, die vor Ort für die Seelsorge in Pflegeheimen zuständig sind, berichten, dass es nur wenig Nachfrage nach Besuchen gibt. Das Leben in Pflegeheimen bleibt der restlichen Gesellschaft wie sonst auch verborgen. Das Sterben dort ist häufig ein einsames, der soziale Tod geht dem Ableben manchmal Jahre voraus.

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Eule-Familienkolumnistin Daniela Albert erzählt hier eine persönliche Geschichte vom Sterben während der Corona-Pandemie aus ihrer Familie: „Am Ende allein“.

Die Debatte um den assistierten Suizid

Die Diskussion um den assistierten Suizid ist ein Schwerpunktthema der Eule: Im Eule-Interview erklärt die Theologieprofessorin Isolde Karle, warum man „die Betroffenen nicht alleine lassen“ sollte. Der Jurist Christoph Goos erklärt „das neue Recht auf selbstbestimmtes Sterben“. Eule-Redakteur Philipp Greifenstein führt in die Debatte ein und stellt die drängenden Fragen: „Sterbehilfe: Neue Ideen gesucht“.

In zwei Eule-Artikeln befasst sich der Ethiker Hermann Diebel-Fischer ausführlich mit der Frage nach dem assistierten Suizid: „Sterben wollen dürfen – und können“ & „Bitte nicht auf halbem Wege stehen bleiben!“. Mit Michael Greder sprach er auch in einer Ausgabe unseres „WTF?!“-Podcasts über den assistierten Suizid. Alle Beiträge zum Themenschwerpunkt assistierter Suizid finden sich hier.

Gedenken an die Corona-Toten: Trauer zur richtigen Zeit?

Von Philipp Greifenstein , 17. April 2021

Der Bundespräsident und in seinem Gefolge MinisterpräsidentInnen und Kirchen luden im April 2021 zum Gedenken an die Corona-Toten ein. War dies die richtige Zeit zum Trauern? Bereits im Februar 2021 war Eule-Redakteur Philipp Greifenstein im Magazin der Frage nach dem Termin der öffentlichen Trauer und seinen kirchenpolitischen Hintergründen nachgegangen (s. „Totengedenken statt Luther-Jubiläum: Die Kirche steht richtig“). Was bedeutete damals die öffentliche Trauer? Und welche Rolle spielen die Kirchen in unserer Gesellschaft, wenn es um die verordnete Trauer geht?

Trauern und Handeln stehen sich nicht als Entweder-Oder gegenüber, aus Trauer und Anteilnahme wachsen Solidarität und Mitgefühl. Vielleicht ist uns dieser Zusammenhang auch deshalb undeutlich geworden, weil das Trauern hierzulande so selten nur noch praktisch, handfest ist. Trauern wird von vielen als passives Abwarten und stoisches Ertragen aufgefasst – ein eindimensionales, historisch gewachsenes Verständnis vom Trauern, das uns lähmen kann. Trauern ist nicht Nichtstun.

Wir können und sollten das Sterben und die Trauer um die Toten, um verpasstes und entgangenes Leben nicht von uns abscheiden. Es ist inzwischen klar, dass die Corona-Pandemie keinen für alle verbindlichen Schlusspunkt finden wird. Das Trauern, besonders in seiner öffentlichen Form, wird für einige immer zur Unzeit kommen. Andere ziehen aus dem Gedenken Trost und Kraft. Niemand ist dazu gezwungen, mitzutrauern und stillzuhalten, aber vielleicht, nur vielleicht werden uns diese Minuten des Gedenkens gut tun.

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Leben bis zuletzt oder Sterben in Einsamkeit?

Von Maike Maria Domsel , 17. November 2021

Erst promovierte unsere Autorin Maike Maria Domsel über den Tod, dann trat er ihr persönlich und in der Corona-Pandemie nahe. Eine Theologin zieht Bilanz: Wie hat sich der Umgang mit dem Thema Tod entwickelt, während der Corona-Pandemie, auf gesellschaftspolitischer Ebene, im sozialen und kirchlichen Bereich?

Fest steht, dass die Corona-Krise wie ein Brennglas gewirkt und die Bedeutung würdevollen Sterbens auf drastische Art und Weise in das Bewusstsein der Menschen katapultiert hat. Vor der Pandemie war wohl für die meisten undenkbar, dass sich die Lage auch in Deutschland dergestalt zuspitzen könnte: Alte und kranke Menschen konnten ihre Lieben für lange Zeit nicht sehen, manchmal nie mehr. Viele sind einsam, ohne den Zuspruch ihrer Angehörigen verstorben. Oft war ein Abschiednehmen nicht möglich. Tröstende kirchliche Rituale und menschliche Nähe fehlten. All dies war und ist schlimm.

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Der Titel der Dissertation von Maike Maria Domsel lautet „Leben bis zuletzt – Eine freiheitstheoretische Fundierung christlicher Sterbebegleitung“. In der Eule-Serie „Frau Doktor“ berichtete sie 2020 von ihrem Weg zur Promotion und ihrem Dissertationsthema:

Wie kann dem zeitgenössischen Menschen Auferstehungshoffnung vermittelt und diese so kommuniziert werden, dass alle Menschen, jedoch insbesondere Moribunde und ihre Angehörigen das Frohmachende und Trostspendende des christlichen Glaubens für sich erkennen können? Entspricht das, was Menschen angesichts des Todes gesagt wird, der Heiligen Schrift und der kirchlichen Tradition? Wie können sich Menschen in der Nachfolge Jesu für schwache und leidende Menschen einsetzen, so dass diese auch ihre letzte Lebensphase würdevoll verbringen und möglichst gut vom irdischen Leben Abschied nehmen können?

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„Dann musst du wirklich hin!“

Im Gespräch mit Johannes Heun , 2. Februar 2021

Als Pfarrer hat Johannes Heun im Winter 2020/2021 viele Menschen bestattet, die am Corona-Virus erkrankt waren. Seitdem lässt ihn die Frage nach dem Sterben in Corona-Zeiten nicht mehr los.

Eule: Die Hinterbliebenen, mit denen Du arbeitest, hatten häufig nicht die Möglichkeit, sich von ihren Sterbenden zu verabschieden.

Heun: Bei meinen ersten Corona-Toten haben mir die Familien das so erzählt, ja. Ab dem Moment des positiven Tests konnten sie nicht mehr in die Heime oder Krankenhäuser. Es gibt aber auch Betroffene, bei denen das anders ist. Eine Ehefrau hat sich selbst sehr engagiert und wir haben dann den Sozialdienst der Klinik und die Kollegin eingeschaltet, die in dem Krankenhaus als Seelsorgerin arbeitet. Die Mitarbeiterin des Sozialdienstes hat die Schutzkleidung organisiert. Die Frau konnte sich von ihrem sterbenden Mann verabschieden.

Von solchen Einzelfällen, wo sich jemand sehr, sehr dahinterklemmt, habe ich inzwischen häufiger gehört. Aber das kennen wir auch schon aus der Zeit vor Corona: Wenn Du engagierte Angehörige hast, dann gehen Sachen, die bei anderen Patient:innen im Krankenhaus oder Pflegeheim nicht gehen.

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Nur einen Klick entfernt

Von Dietmar Peter , 15. Mai 2019

Die Toten sind nur einen Klick entfernt. Trauer kennt im Netz kein Ende. Die digitale Trauerkultur verändert, wie wir über Tod und Sterben nachdenken, erklärt Dietmar Peter vom Religionspädagogischen Institut Loccum. Trauer in virtueller Gemeinschaft ist in der digitalisierten Gesellschaft ein bleibend wichtiges Thema – bis hin zur Frage, ob ein digitales Weiterleben nach dem physischen Tod möglich ist (und wirklich eine gute Idee).

Wer hat eigentlich das Recht, das Gedenken an einen Verstorbenen öffentlich zu machen? Darf jede(r) für jede(n) eine virtuelle Gedenkstätte einrichten? Hat der Verstorbene einem weltweiten Gedenken zugestimmt? Was darf ein Hinterbliebener über einen Verstorbenen veröffentlichen und was verbietet der Respekt vor dem Verstorbenen? Gelten auf virtuellen Friedhöfen postmortale Persönlichkeitsrechte?

Was passiert mit dem digitalen Erbe? Was bedeutet es für die Hinterbliebenen, wenn Anbieter die Portale aus Kostengründen plötzlich schließen? Welche Rolle spielt der Ort der körperlichen Beisetzung und welche Rolle der „entkörperlichte“ Ort des virtuellen Friedhofs? Sind virtuelle Friedhöfe ein Indiz für ein gesteigertes öffentliches Interesse am Umgang mit dem Tod und an der Kommunikation von Trauergefühlen?

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Von den Kindern lernen?

Können wir eigentlich noch Tod? In dieser Ausgabe unserer Familienkolumne „Gotteskind & Satansbraten“ geht Kolumnistin Daniela Albert der Frage nach, was wir von Kindern über Tod, Sterben und Trauern lernen können.

Zumindest können wir lernen, dass Worte besser sind als Schweigen, und falls sie dennoch fehlen, das zugewandte Schweigen besser ist als Ignorieren. Dass ein Besuch bei Trauernden besser ist, als sich vor ihnen hinterm Klopapierstapel zu verstecken. Wir können lernen, dass es um die Selbstverständlichkeiten geht: Traurige Menschen lässt man nicht allein. Leidenden spendet man Trost. Kranken kocht man Suppe. Im Umgang mit Sterbenden tut man nicht so, als ginge das Leben weiter.

Eule-Redakteur Philipp Greifenstein erklärt, warum und wie man mit Kindern über den Tod sprechen kann: „Die Schnecke muss sterben“. Es braucht Mut, Kinder in die Geheimnisse von Leben und Tod einzuführen. Und ein bisschen Orientierung.

Beim Erklären der Welt hilft mir jeder abgestürzte Vogel, jede zertretene Schnecke, jeder Wechsel der Jahreszeiten. Wenn es darum geht, mein Kind in die Geheimnisse des Lebens und Todes einzuführen, dann gebrauche ich dazu auch die Geschichten und Ideen meiner religiösen Tradition.

Vor dieser Einführung will ich mich nicht drücken, wenn sie auch viel von mir fordert. Ich halte sie für noch wichtiger, als bündige und korrekte Erklärungen der Welt zu vermitteln. Mir ist es nicht so sehr um das „Wie?“ der Welt bestellt, das wird mein Kind auch anderswo lernen. Mir geht es darum, meinem Kind eine Idee davon mitzugeben, warum die Welt ist und wo es seinen Platz in ihr finden kann.

Ich will, dass mein Kind keine Angst vor dem Tod hat.


In Eule-„Deep Dive“-Dossiers sammeln wir Beiträge aus dem Magazin zu Themen, die uns über einen längeren Zeitraum immer wieder und intensiv beschäftigen. Neue Beiträge zum Thema werden ergänzt. Die „Deep Dive“-Reihe wird in unregelmäßigen Abständen fortgeführt: Sag uns gerne hier in den Kommentaren, zu welchem Thema Du dir ein „Deep Dive“-Dossier der Eule wünschst!


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