Der Synoden-Blog: Die EKD-Synode 2022 zum Nachlesen

Die Synode der EKD hörte den ersten Ratsbericht der neuen Ratsvorsitzenden Annette Kurschus, befasste sich mit dem Ukraine-Krieg, dem Klimawandel und der sexualisierten Gewalt in der Evangelischen Kirche. Der Live-Blog am Stück:

Ein herzliches Willkommen zum Live-Blog von der 3. Tagung der 13. Synode der EKD in Magdeburg und auf den Datenautobahnen! Hier findet ihr den gesamten Live-Blog von Sonntag bis Dienstag zum Nachlesen:


Sonntag, 6.11.2022: Ratsbericht und Krach um die Friedensethik

Herzlich Willkommen am digitalen Lagerfeuer zur EKD-Synode!

Wir machen es uns gemütlich und verfolgen die 3. Tagung der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Es schreibt Eule-Redakteur Philipp Greifenstein. Los geht’s um 9:30 Uhr mit dem Eröffnungsgottesdienst im ZDF.

Gerade eben sind die „Links am Tag des Herrn“ (#LaTdH) für diesen Sonntag erschienen, in denen Jacqueline Depta die Kirchennachrichten der Woche bespricht, u.a. den Streit um den Bibelspruch an der Kuppel des Berliner Stadtschlosses und den um die sog. „Judensau“ in Wittenberg. Außerdem geht es um den Rücktritt des Erzbischofs von Bamberg und die Synoden-Vorberichterstattung sowie um die Nicht-Präsenz von Kardinal Woelki beim diesjährigen Karneval. Das scheint ein großes Ding zu sein!

Nun aber ist der Zirkus erst einmal nach Magdeburg eingezogen! Die EKD-Synode tritt zum ersten Mal seit 2019 wieder „im Fleisch“, d.h. in analoger Präsenz, zusammen. Machen wir uns also darauf gefasst, dass der Freude darüber zu Beginn jeder Rede und jedes Grußworts Ausdruck verliehen wird. Treue Eule-Leser:innen wissen natürlich: Auch im Digitalen kann man präsent sein, aber ich freue mich auch sehr wieder live vor Ort zu sein!

Es ist dies auch das erste Mal, dass die im vergangenen Jahr konstituierte 13. Synode der EKD sich analog trifft. Es sind viele neue Gesichter in den Reihen der Synodalen zu entdecken! Die Tagung der EKD-Synode wird wie üblich im „Verbindungsmodell“ mit der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD, das sind Lutheraner:innen) und der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK, die restlichen Evangelischen) durchgeführt. Seit Donnerstag sind die Synodalen in Magdeburg. Auch wenn die Synodalen schon in die Befassung mit dem Klima-Schwerpunkt (s.u.) eingetreten sind: Ihr habt noch nichts verpasst!

Wir werden die Synode hier im Live-Blog begleiten, außerdem sind in der Eule bereits eine Reihe von Beiträgen zur Vorbereitung auf die Tagung erschienen.

Sonntag, 6.11.2022, 9:30 Uhr: Eröffnungsgottesdienst im Magdeburger Dom

Die Synodentagung startet offiziell mit dem Eröffnungsgottesdienst im Magdeburger Dom. Die Predigt hält der Landesbischof der gastgebenden Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer. Kramer ist seit Beginn des Jahres auch Beauftragter des Rates der EKD für den Frieden. Als solcher steht er, wegen seiner Ablehnung von deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine, heftig in der Kritik („Lumpenpazifismus“, Sascha Lobo). Hintergründe zur Person und zur Gastgeberin EKM hat Paul-Philipp Braun in dieser Woche hier in der Eule aufgeschrieben:

Doch wo viel Licht ist, ist auch ein wenig Schatten – und natürlich gehört auch der zu einer spannenden Geschichte. Die eher tragischen Seiten der EKM sind derzeit wohl nicht viel von denen anderer Landeskirchen zu unterscheiden. Es sind insbesondere Wirtschafts- und Energiekrisen, die an der Kirche nagen, die die vielen oft jahrhundertealten Liegenschaften aus Pfarrhäusern, Gemeindeobjekten und Sakralbauten betreffen. Hinzu kommen die Schwierigkeiten, die nahezu 40 Jahre realexistierender Sozialismus hinterließen: Leere Kirchen und leere Schatullen.

Die EKM ist reich an Kirchen, aber nicht ganz so reich an Mitgliedern. Die rund 4000 Kapellen und Kirchen in der EKM entsprechen 20 % der evangelischen Kirchenbauten in Deutschland, während nur 2 % der evangelischen Christ:innen der EKM angehören. Viele Kirchen stehen in kleinen Orten auf dem Land, in ihnen finden nur noch selten Gottesdienste statt. Es braucht darum „einen neuen Typus Kirche“ formulierte schon der Evangelische Kirchenbautag 2019 in Erfurt, „hybride öffentliche Räume“.

Ich werde versuchen, während des Gottesdienstes ein wenig zu twittern. Die Hardcore-Synodenbegeisterten mit Twitter- (oder Mastodon-) Zugang finden mich unter @rockToamna.

Hier im Live-Blog geht es dann ca. 11 Uhr weiter mit der Eröffnung der Sitzung durch die Präses der Synode, Anna-Nicole Heinrich, sowie den Berichten des Synodenpräsidiums (wieder Heinrich) und des Rates der EKD. Annette Kurschus, die seit der 2. Tagung der 13. Synode im vergangenen Herbst (Live-Blog zum Nachlesen) Ratsvorsitzende der EKD ist, wird ihren ersten Ratsbericht vor der Synode halten.

Von zentraler Bedeutung auf dieser Tagung ist der Themenkomplex Klima. Es geht sowohl um den kirchlichen Klimaschutz als auch um eine Positionierung der Evangelischen Kirche zu den Klimaprotestbewegungen. Um letztere wird heftig gerungen. Der Hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagt: „Wir schulden dieser Bewegung moralische Unterstützung“. Und meint damit ausdrücklich auch die Protestierenden der „Letzten Generation“. Moralische Unterstützung, so Meister gestern auf einer Pressekonferenz, hieße allerdings nicht, „jede Maßnahme im einzelnen zu verteidigen“.

Ganz anders schätzt der bayerische Landesbischof und ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm die Proteste ein. Er hält sie für „komplett kontraproduktiv“. Weiter sagte er via KNA:

„Ich kann nicht sehen, dass das Festkleben auf den Straßen, wo Leute ihr Kind aus dem Kindergarten abholen wollen, die dann im Stau stehen und sich ärgern, etwas nutzt“, […] Bedford-Strohm betonte, die Regierungen mühten sich redlich ab, um den Klimawandel aufzuhalten. „Uns als Kirche steht es nicht zu, auf dem moralischen Hochpodest irgendwelche Ratschläge zu geben, wenn wir selber nicht so weit sind“, sagte Bedford-Strohm. „Als Kirchen können wir nur mit einer Haltung der Demut an die Sache gehen.“

Mit der Frage nach einer Position zur Klimakrise und den Protesten, die auf sie hinweisen wollen, verhandelt der Protestantismus also wieder einmal auch seine Stellung zum Staat und die Definition dessen, was der ehemalige Ratsvorsitzende für gewöhnlich „Öffentliche Theologie nennt. Lasst das öffentliche Theologisieren auf der Synode nur weiter gehen!

Sonntag, 6.11.2022, 11:00 Uhr

In wenigen Minuten wird die 3. Tagung der 13. Synode der EKD offiziell eröffnet. Die Synodalen und Gäste sortieren sich langsam in Richtung ihrer Plätze. Nach ein wenig Hallo wird die Präses der Synode, Anna-Nicole Heinrich, den Bericht des Synodenpräsidiums halten.

Im Eröffnungsgottesdienst predigte der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und Friedensbeauftragte der EKD Friedrich Kramer. Er wiederholte in der Predigt noch einmal seine Ablehnung gegenüber deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine und fragte: „Waren wir nicht auf dem Weg, eine Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens zu werden?“ Damit spielt er auf den Titel der sog. „Friedenssynode“ von Dresden 2019 an (Live-Blog von damals hier). Die friedensethischen Positionen der damaligen Synodentagung sind durch den Ukraine-Krieg angefragt.

Sonntag, 6.11.2022, 11:20 Uhr

Es ist dies ja die erste Tagung der EKD-Synode „nach“ Corona. Alle Synodalen und Gäste sind dringend aufgefordert, eine Maske zu tragen, wenn sie nicht am Platz sind. Eine Empfehlung, die allerdings wenig Widerhall findet. Vor der Anreise sollten sich alle Teilnehmer:innen zuhause testen. Abgesagt wird die Tagung jetzt ganz sicher nicht mehr. Hoffentlich wird die Freude am Wiedersehen nicht durch Ansteckungen und Erkrankungen getrübt.

Zum Ablauf: Heute Vormittag stehen neben Grußworten die Berichte des Synodenpräsidiums und des Rates der EKD an. Annette Kurschus, die auf der Tagung im letzten Herbst zur Ratsvorsitzenden gewählt wurde, wird ihren ersten Ratsbericht vor der Synode halten. Mit Spannung wird erwartet, wie sie die Diskussion um die evangelische Friedensethik darin aufnehmen wird – und sich selbst positionieren.

Den Livestream findet ihr hier auf YouTube.

Sonntag, 6.11.2022, 11:45 Uhr

In ihrem Bericht für das Synodenpräsidium fackelt die Präses nicht lange, sondern kommt direkt auf die wichtigen Aufgaben der Evangelischen Kirche zu sprechen. Seit der letzten Tagung im vergangenen Jahr habe man mit den Beteiligungsforum die Einbindungen von Betroffenen sexualisierter Gewalt neu aufgestellt, mit der Klimaschutzrichtlinie habe man einen ersten Schritt in Richtung mehr Klimaschutz in der Kirche getan und – da sind noch keine zwei Minuten vorbei – der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sei scharf zu verurteilen.

Nach diesem themendichten Auftakt spricht Anna-Nicole Heinrich nun über ihr Hobby Slackline. Das Balancieren auf dem Band ist natürlich ein Bildwort für die Evangelische Kirche und die Arbeit der EKD-Synode: „Der Baum, der Weg und das Ziel. Der Baum, an dem ich aufsteige, die Tradition, Abläufe, Routinen. Daran kann ich mich festhalten. […] Gemeinsam auf dem Weg sein: Kirche auf einer wackeligen Slackline. […]“

Sonntag, 6.11.2022, 11:55 Uhr

Dass Heinrich gut durch digitale Tagungen führen kann, haben die Synoden-Tagungen des vergangenen Jahres gezeigt. Auch ihren ersten Bericht als Präses vor gefülltem Saal hat sie gut gemeistert. Die Herausforderungen für die Synode sind benannt, ein positives Bild für den gemeinsamen Weg gefunden. Nach diesem knackigen Bericht des Synodenpräsidiums gibt es nun die Möglichkeit zur Aussprache.

Die Aussprachen nach den Berichten nutzen die Synodalen nicht nur zum Dank, sondern auch dazu, eigene Themen und Anliegen in die Synoden-Öffentlichkeit einzubringen. Nach zwei Wortmeldungen ist die Aussprache nun schon wieder vorbei und es folgt der Ratsbericht.

Sonntag, 6.11.2022, 12:05 Uhr

Annette Kurschus hält ihren ersten Bericht auf der EKD-Synode als Ratsvorsitzende. Sie beschwert sich darin über die permanente Frage: „Wozu wird die Kirche eigentlich gebraucht?“ Sie führe dazu, dass die Kirche um sich selbst und die Sorge um die eigene Relevanz kreise. Allerdings, so mein Eindruck, kann sich eine Kirche eigentlich nicht beschweren, dass immerhin noch bei ihr nachgefragt wird.

Kurschus hatte sich zu Beginn ihrer Amtszeit vorgenommen, vornehmlich „geistlich“ zu sprechen. Das konnte man auch als Absetzbewegung von ihrem Amtsvorgänger Heinrich Bedford-Strohm verstehen. Aber ein Ratsbericht ist natürlich keine Predigt, auch wenn Kurschus als Seelsorgerin sprechen will und reichlich Bilder aus der Bibel einbindet. Natürlich spricht die Ratsvorsitzende auch über den Krieg in der Ukraine und die mit ihm verbundenen Herausforderungen für die evangelische Friedensethik:

„Die Krise, die der Krieg in der Ukraine auslöst, ist so tief, dass sie alles, auch uns Kirchen in Deutschland, unweigerlich ansaugt und fordert. Wir können uns nicht zuschauend ans Seeufer stellen, das ist klar. Wir sind nicht Kriegspartei, aber wir sind parteilich für die unendlich leidenden Menschen in der Ukraine. Wir helfen den Geflüchteten, die zu uns kommen, froh, dass die Bundesregierung zumindest ihnen die Türen weit öffnet, und mit dem Wunsch, dass auch Geflüchtete aus anderen Regionen der Welt solche Erleichterungen bekommen. […]

Sehr schnell, zu schnell, waren Worte da, wo Schweigen, zumindest Zögerlichkeit, angebrachter gewesen wäre. Ein öffentlicher Streit brach los: Militärische Verteidigung, ja oder nein? Waffenlieferungen, ja oder nein? Pazifismus, ja oder nein? Trägt die kirchliche Friedensethik noch, ja oder nein? Diese unselige binäre Logik hielt Einzug auch in unsere Predigten und kirchlichen Stellungnahmen. Angesteckt durch den unmittelbaren Handlungsdruck, unter dem die Politiker und Politikerinnen standen, gab es auch in der Kirche kein Halten mehr – und kaum ein Innehalten, das gewagt hätte, das Fehlen eindeutiger Antworten auszuhalten. Meinungen und Urteile mussten her, und zwar sofort. Und es wurde deutlich, dass es neben der Nächstenliebe noch eine zweite Liebe gibt, nämlich die Liebe zur immer schon gehabten Lieblingsmeinung.“

Sonntag, 6.11.2022, 12:15 Uhr

Kurschus verteidigt ihren Ruf vom Reformationstag nach einem Waffenstillstand und Friedensverhandlungen:

„Es geht mir nicht darum, die Ukraine zu Verhandlungen oder gar zur Kapitulation aufzufordern. Aber Gespräche auf unterschiedlichen Ebenen dürfen niemals für unmöglich erklärt werden.“

Kurschus war u.a. vom Ex-Botschafter der Ukraine in Deutschland für ihre Predigt in Wittenberg kritisiert und mit Beleidigungen überzogen worden. Dazu mehr hier in der Eule.

Ihren gesamten Bericht gibt es jetzt hier als Text auf der EKD-Website.

Sonntag, 6.11.2022, 12:30 Uhr

Besonders leidenschaftlich spricht die Ratsvorsitzende über das Thema Armut in der Gesellschaft: „Armut ist ein Mangel an Gerechtigkeit.“ Nach dem politischen Teil folgt nun eine binnenkirchlich orientierte Passage des Berichts. Kurschus berichtet von der „steilen Lernkurve“, die es bei der Digitalisierung in der Kirche gegeben habe. Und sie interpretiert die neue midi-Studie zu „Sinnfluencer:innen“ und ihren Communities auf Instagram (hier mehr dazu in der Eule) als Zeichen dafür, dass gerade die hochverbundenen Kirchenmitglieder digitale Kommunikation ihrer Kirche voraussetzen.

Sonntag, 6.11.2022, 12:47 Uhr

Nachdem Kurschus über die ökumenischen Kontakte der Kirche gesprochen hat, kommt sie nun zum Thema sexueller Missbrauch in der Kirche:

„Die Sünde betrifft nicht allein einzelne Täter und Täterinnen, wir alle sind darin verstrickt, niemand kann sagen: Mit mir hat das nichts zu tun.“

Dieser Teil des Ratsberichts fällt naturgemäß selbstkritisch aus, dem weicht die Ratsvorsitzende auch nicht aus. Klar benennt sind, dass viele Prozesse der Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt zwar begonnen wurden, aber noch lange nicht so weit fortschritten sind, dass man damit zufrieden sein könnte. Von der Offenheit der Betroffenen in persönlichen Gesprächen sei sie „auch beschämt“ gewesen. Den Betroffenen, die im neuen Beteiligungsforum mitarbeiten, dankt sie als erstes und dann den Mitarbeiter:innen, die sich in den Landeskirchen für Prävention und „Aufarbeitung“ einsetzen. Über die Probleme dabei habe ich zuletzt im „WTF?!“-Podcast vor Beginn der Synodentagung gesprochen.

Für ihren ersten Ratsbericht erhält Kurschus langanhaltenden, sehr kräftigen Beifall.

Jetzt ist Mittagspause, danach treten die Synodalen Arbeitsgruppen zusammen. Im Plenum geht es heute Nachmittag weiter.

Sonntag, 6.11.2022, 15:00 Uhr: Synodale Arbeitsgruppen?

Mit der Aussprache zum Ratsbericht von Annette Kurschus geht das Plenum der Synodentagung ab 15 Uhr weiter. Jetzt gerade arbeiten die Synodalen in den Synodalen Arbeitsgruppen. Das sind keine thematischen Arbeitsgemeinschaften, sondern Interessen- bzw. Neigungsgruppen.

Die Geschäftsordnung der EKD-Synode sieht in § 27 die Möglichkeit der Einrichtung von Synodalen Arbeitsgruppen vor. Der Zutritt zu einer Arbeitsgruppe ist frei und kein:e Synodale:r darf von der Mitarbeit in einer bestimmten Gruppe ausgeschlossen werden. Die Synodalen Arbeitsgruppen dienen der „Vorbereitung, der Beratung und Willensbildung“ innerhalb der Synode und sind keine „Kirchenparteien“. Zu ihnen wird offen eingeladen und ihnen wird im Rahmen der Synoden-Tagungen offiziell Zeit für ihre Treffen eingeräumt. Es dürfen keine Eingriffe in das freie Mandat der Synodalen angestrebt werden.

In der EKD-Synode gibt es gegenwärtig drei Arbeitsgruppen: Die „Gruppe Offene Kirche“, die „Synodale Arbeitsgruppe Lebendige Kirche“ und den „Gesprächskreis“. Ähnlichkeiten mit den „Kirchenparteien“ in Württemberg sind nicht zufällig. In der „Lebendigen Kirche“ treffen sich theologisch konservative Synodale mit Hang oder Bindung zur evangelikalen Bewegung mit einem Schwerpunkt in Süddeutschland. Bei der „GOK“ gehts norddeutscher und liberaler zu. Der „Gesprächskreis“ steht irgendwo dazwischen.

Über die Synodalen Arbeitsgruppen und das Innenleben der Synode hat Lisa Menzel in der ersten Folge unseres neuen „EHRENSACHE“-Podcasts mit ihrer Co-Synodalen Henriette Greulich aus Dresden gesprochen. Beide gehören der EKD-Synode an und sprechen vor dem Mikrofon auch über das wichtige Thema Klimaschutz, das eines der Schwerpunktthemen dieser Synodentagung ist.

Sonntag, 6.11.2022, 15:15 Uhr: Synodenablauf

Was liegt heute sonst noch an? Am Abend wird der sog. Catholica-Bericht gehalten und der örtliche römisch-katholische Bischof und Ökumene-Freund Gerhard Feige wird vorbeischauen. Das wird also ein Podium mit drei Männern werden, neben Feige auch Landesbischof Karl-Hinrich Manzke (Schaumburg-Lippe) und Kirchenpräsident Volker Jung (EKHN, Hessen-Nassau). Ist Ökumene Männersache?!

Am morgigen Montag dann tagen am Vormittag zunächst VELKD und UEK getrennt, am Nachmittag hält dann der EKD-Friedensbeauftragte seinen Bericht von dem Plenum der EKD-Synode. Am Dienstagvormittag wird es um das Schwerpunktthema Klima gehen und am Dienstagnachmittag um das kirchliche Bearbeiten des Problems der sexualisierten Gewalt.

Im Moment hört die Synode ein Grußwort von Jørgen Skov Sørensen. Der polyglotte Däne ist Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), dem größten Ökumene-Dachverband des Kontinents.

Sonntag, 6.11.2022, 15:35 Uhr

Die Aussprache zum Ratsbericht hält sich an die gewohnte Dramaturgie: Friedemann Kuttler, Vorsitzender der ChristusBewegung lebendige Gemeinde e.V., dankt für den Ratsbericht und wünscht sich, dass die Kirche sich mehr an Gottes Wort ausrichtet und der Kraft des Gebets vertraut. Ebenfalls in der Aussprache meldet sich die ehemalige Präses der EKD-Synode und jetzige Synodale Katrin Göring-Eckardt (Grüne) zu Wort und erklärt nochmals ihre Position zum Ukraine-Krieg.

Zuvor hatte Arnd Henze, im Brotberuf WDR-Journalist, dazu aufgefordert, sich auch öffentlich solidarisch mit Annette Kurschus („Wir stehen alle hinter Ihnen!“) und weiteren Opfern von Shitstorms zu zeigen und Kompetenzen bei der Krisenkommunikation auszubauen.

Sonntag, 6.11.2022, 16:10 Uhr

Es läuft nach wie vor die Aussprache zum Ratsbericht. Synodale nutzen dies auch, um Anträge anzukündigen und etwas ausführlicher zu den Themen der Tagung Stellung zu nehmen. Gleich wird die Ratsvorsitzende auf die Wortmeldungen reagieren.

Derweil haben wir soeben hier in der Eule ein Interview von Benjamin Lassiwe mit dem Präsidenten der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, veröffentlicht, in dem es um die europäische Flüchtlingspolitik und den Einfluss der Kirchen sowie um den Umgang mit Flüchtlingen aus der Ukraine und auf dem Mittelmeer geht.

Sonntag, 6.11.2022, 16:40 Uhr

Nach der Aussprache zum mündlichen Ratsbericht läuft jetzt die Aussprache zum ungleich umfassenderen schriftlichen Ratsbericht: Hier kann alles zur Sprache kommen, was die Evangelische Kirche bewegt. Da kann auch mal Kritik an der Unterstützung einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht durch die Ratsvorsitzende direkt gefolgt werden von einer Wortmeldung, die mehr Geschlechtergerechtigkeit fordert.

Sonntag, 6.11.2022, 17:20 Uhr

Nun werden die wieder einmal sehr zahlreichen Anträge in die Ausschüsse verwiesen, wo sie in den kommenden Tagen bearbeitet werden. Danach geht die Synode in eine Pause. Ab halb Sechs geht es um die Catholica-Berichte (wahrscheinlich ein paar Minuten später). Christine Axt-Piscalar, Theologieprofessorin aus Göttingen, hat in der Aussprache zum schriftlichen Ratsbericht gerade noch einmal die Verstimmungen im Dialog mit der römisch-katholischen Kirche benannt. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige wird sich heute Abend bestimmt daran versuchen, die Stimmung zu heben.

Sonntag, 6.11.2022, 17:45 Uhr

Die Fülle der Anträge hier zu beleuchten, ist wieder einmal nicht möglich. Die Synodalen sind wieder fleißig beim Formulieren und so dokumentiert sich natürlich auch die Vielfalt evangelischen Engagements, z.B. für Ökumene, Klimaschutz und LGBTQI*-Rechte. Stellvertretend sei hier der Antrag des Synodalen Niklas Alexander Krakau (EKHN) herausgepickt:

Er fordert die Synode auf, über das kirchliche Investment zu beraten. Die evangelische Kirche ist beim Thema Divestment aus fossilen Energien, beim Thema ethisches Investment sowieso schon vorangekommen (s. Eule-Artikel von 2019). Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat bereits 2015 einen Beschluss zum Divestment gefasst. Der Synodale Krakau fordert nun, verstärkt mit jedem Euro auch Gutes zu bewirken und nicht nur keinen Schaden verursachen zu wollen, also positive Anlegekriterien. Bisher orientieren sich z.B. die evangelischen Banken und Landeskirchen bei ihrem Investment am „Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche“ (PDF), der vom Arbeitskreis Kirchlicher Investoren (AKI) erarbeitet wurde („Insgesamt investieren die evangelischen Akteure eine mittlere zweistellige Milliardensumme nach Maßgabe des Leitfadens.“).

Alle Eule-Artikel zum Thema Divestment in der evangelischen und katholischen Kirche findet ihr hier.

Sonntag, 6.11.2022, 18:00 Uhr

Bischof Gerhard Feige (Magdeburg) spricht nur sein Grußwort, anschließend soll in einer Gesprächrunde der „Catholica“-Bericht gegeben werden. Dialogisch. Bischof Feige ist ein Freund der Ökumene und hier in Mitteldeutschland machen evangelische und katholische Gemeinden schon viel gemeinsam. In der Minderheit rücken die Christ:innen zusammen. Theologie und Lehrfragen stehen dabei weniger im Vordergrund als die gemeinsame Praxis, z.B. bei Martinsumzügen, in der Jugendbildungsarbeit etc. etc. Auf dem Podium sitzen nun neben Feige auch Landesbischof Karl-Hinrich Manzke (Schaumburg-Lippe) und Kirchenpräsident Volker Jung (EKHN, Hessen-Nassau, Mitglied im Rat der EKD) sowie die Präses der EKD-Synode Anna Nicole-Heinrich und der Präsident der Generalsynode der VELKD Matthias Kannengießer.

Der schriftliche Ratsbericht steht nun auch auf der EKD-Website (PDF). Dort kann man die Vielfalt evangelischen Wirkens in der Gesellschaft und kirchlicher Aufgaben und Werke bestaunen und nachlesen, wie der Rat der EKD sich zu ihnen verhält. Der Rat, daran sei erinnert, besteht aus 15 Personen, von denen 14 auf der 2. Tagung der 13. Synode im vergangenen Herbst gewählt wurden (s. Live-Blog von der Ratswahl). Außerdem gehört die Präses der Synode als geborenes Mitglied dem Rat der EKD an. Neben der Kirchenkonferenz (KiKo), der die Leitenden Geistlichen und Juristen der 20 evangelischen Landeskirchen – der sog. Gliedkirchen der EKD – angehören, und der Synode ist der Rat eines der drei Leitungsorgane der EKD.

Sonntag, 6.11.2022, 18:30 Uhr

Den Livestream findet ihr übrigens hier auf YouTube. Ich bin ehrlich: Mir erschliest sich diese Form eines „Catholica“-Berichts nicht. Probleme benennen, ja. Lehrentwicklungen markieren, unbedingt. Aber einen Überblick über die Ökumene-Meldungen des vergangenen Jahres? Why?

Nun folgt der zweite Bericht: Volker Jung berichtet über die „Catholica“-Arbeit in der EKD und GEKE (Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa). Er wird versuchen, verspricht er, einiges von dem aufzunehmen, was schon gesagt wurde. Das wäre gut. Sehr gut.

Sonntag, 6.11.2022, 18:45 Uhr

Jung lobt, dass alle evangelischen Landeskirchen und alle (Erz-)Bistümer in Deutschland sich darauf verständigt haben, die Kirchensteuermehreinnahmen durch die Energiepreispauschale der Bundesregierung Menschen in Not zu Gute kommen zu lassen. Das sei auch als ökumenischen Zeichen nicht gering zu schätzen.

Insgesamt hat der ehemalige EKD-Sportbeauftragte sich rangehalten und in sportlicher Kürze gesprochen. Nun sollen die Themen in der Gesprächsrunde auf dem Podium noch mal vertieft werden. Wäre natürlich praktisch, man würde dazu den römisch-katholischen Bischof auch was fragen und nicht – no pun intended – an ihm vorbeireden.

Sonntag, 6.11.2022, 18:55 Uhr

In seiner Replik, nun doch vom Pult, gibt Bischof Feige zu, er hätte die beiden Catholica-Berichte zuvor gelesen und würde manches sogar „noch kritischer, also selbstkritischer“ beschreiben. Er bedankt sich für die Catholica-Berichte, die immer sehr umsichtig und fachlich genau wären. Wenn selbst ein katholischer Bischof es aber lebendig und kräftig und schärfer hinkriegt, sind die Catholica-Berichte dann nicht vielleicht zu zahm?

„Manchmal habe ich das Gefühl, dass manche Bischöfe das Zweite Vatikanische Konzil noch nicht nachvollzogen haben“, erklärt Feige, bei manchen seiner Kollegen würde ein „exklusivistisches Kirchenbild“ mitschwingen.

Sonntag, 6.11.2022, 19:15 Uhr

Zum Schluss gibt es noch einmal Applaus für Bischof Feige dafür, dass er sich zu diesem Dialogformat bereiterklärt hat. Das dialogische Miteinanderreden ist ja möglich, man lebt in direkter Nachbarschaft, und soll geübt werden. In der Schlussrunde gibt der Präsident der VELKD-Generalsynode zu erkennen, dass er an dem neuen Format festhalten will.

Dann bliebe die Frage, warum trotzdem zuvor zwei Berichte nicht nur vorgelegt, sondern auch noch vorgetragen werden. Eine Möglichkeit wäre natürlich auch, Bischof Feige auf jede Tagung der EKD-Synode einzuladen, sozusagen als „Catholica-Beaufragten“.

Nun wird das Plenum geschlossen und die Synodalen gehen in den Ökumenischen Abend in die Johanniskirche.

Dieser Live-Blog wird Morgen fortgesetzt.
Bis dahin!

Jetzt wird’s kritisch. Die Eule auf der EKD-Synode

Von der Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Magdeburg berichtet Eule-Redakteur Philipp Greifenstein ab Sonntag in einem Live-Blog. In einer Sonderausgabe unseres „WTF?!“-Podcasts hat Michael Greder mit Philipp vor seiner Abreise nach Magdeburg über die wichtigen Themen der Synoden-Tagung geprochen. Außerdem wird es zur Synode weitere Beiträge im Magazin geben. Fragen und Hinweise zur EKD-Synode nehmen wir gerne entgegen (z.B. per Email oder auf Twitter, Instagram & Mastodon).

Montag, 7.11.2022: Krieg und Frieden und ein Abschied

Montag, 7.11.2022, 9:05 Uhr: Guten Morgen

Es geht weiter in Magdeburg bei der EKD-Synode. Heute Vormittag tagen die Synodalen getrennt nach innerevangelischer Konfessionszugehörigkeit. Die Generalsynode der VELKD ist vor allem mit Interna und Gesetzen befasst. Bei der Vollkonferenz der UEK geht es heute Vormittag um Klimagerechtigkeit und Frieden in globaler Perspektive und die weitere Integration der UEK in die EKD. Dazu gleich mehr. Nun aber halten die Synodalen Morgenandacht.

Montag, 7.11.2022, 10:25 Uhr

Good News: In seinem Bericht vor der UEK-Vollkonferenz kündigte Kirchenpräsident Volker Jung (EKHN) gerade an, dass das digitale Gottesdienstbuch, das gemeinsam von UEK und VELKD herausgegeben wird, zum Jahreswechsel 2022/2023 erscheinen wird. Damit soll die digitale Vorbereitung von Gottesdiensten erleichert werden. Frage an die geneigten Eule-Leser:innen, die im Ehren- und Hauptamt Gottesdienste halten: Wer tippt den Gottesdienstablauf auch heute noch auf der Erika?

Außerdem war Volker Jungs Bericht als Vorsitzender der Vollkonferenz der UEK voll des „Transformationsprozesses“, während dessen die UEK vollständig in der EKD aufgehen soll. Was uns zur Frage bringt: Was ist die UEK überhaupt? Die Union Evangelischer Kirchen ist der Zusammenschluss von 12 der 20 Gliedkirchen der EKD mit reformierter Prägung oder unierter Tradition. Sie ist das Gegenüber zur VELKD, der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, die als Gemeinschaft der sieben lutherischen EKD-Gliedkirchen selbst Kirche ist. Aus diesem Miteinander ergeben sich viele gemeinsame Anliegen, die ja auch durch die Tagung der drei Synoden im Verbindungsmodell immer wieder offensichtlich werden. Daher stellt sich in der UEK die Frage, ob es zusätzlich zur EKD die Extra-Abkürzung, einen eigenen Amtsbereich der UEK im Kirchenamt der EKD, Ausschüsse, Konferenzen etc. etc. braucht. Die VELKD allerdings ist nicht an ihrem vorzeitigen Abschied aus der Geschichte interessiert.

Die Generalsynode der VELKD hat derweil soeben ihren Doppelhaushalt 2023/2024 beschlossen. Für das Theologische Studienseminar in Pullach wurde für das kommende Jahr eine Prüfung der Perspektiven angekündigt. Bereits eingestellt wurde zum Ende des Jahres 2021 die Arbeit des Gemeindekollegs der VELKD „in der bisherigen Form und am Standort Neudietendorf“ (bei Erfurt). „Das Engagement der VELKD in der Unterstützung und Begleitung unserer Kirchen und Kirchengemeinden wird natürlich fortgesetzt, nun jedoch in anderer Form.“

Ab 2023 fördert die VELKD die neue Forschungsstelle „Kirchen- und Gemeindetheorie – Ökumene und Wissenstransfer im weltweiten lutherischen Kontext (KÖW)“ an der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Sie gehört mit zwei weiteren Forschungsstellen zum Forschungszentrum „CES Center for Empowerment Studies – Forschungszentrum Christliches Empowerment in der Säkularität“, das von Michael Domsgen, Professor Religionspädagogik und im Ehrenamt Mitglied im Rat der EKD, geleitet wird.

Montag, 7.11.2022, 10:55 Uhr

Ein Blick in die Presselandschaft:

Nach einer kurzen Kaffeepause setzen die Generalsynode und die Vollkonferenz ihre Sitzungen fort.

Montag, 7.11.2022, 11:25 Uhr

Leider überträgt die UEK aus ihrem Saal nicht live. Die VELKD-Generalsynode kann man hier im Stream verfolgen (oder nachträglich schauen). Allerdings ist bei der VELKD schon die Abschlussandacht dran.

Auf der Vollkonferenz der UEK spricht gerade Andar Parlindungan von der Vereinten Evangelischen Mission über internationale Klimagerechtigkeit.

Montag, 7.11.2022, 11:45 Uhr: Weiterer Ablauf / Friedensbeauftragter

Wie geht es heute weiter?
Nachdem die Generalsynode der VELKD schon Schluss gemacht hat und sehr vorfristig noch dazu, gehen zumindest ihre Synodalen jetzt schon in die Mittagspause. „Bleiben Sie behütet, bis wir uns wiedersehen“, wünscht Präsident Kannengießer. Aber die Tagung der EKD-Synode ist ja noch in vollem Schwange:

Nach dem Mittagessen treffen sich die Synodalen in den Synodalen Arbeitsgruppen (s. Live-Blog gestern) und ab 15 Uhr geht es im Plenum weiter. Dann steht der Bericht über die Friedensarbeit des Friedensbeauftragten des Rates der EKD, Landesbischof Friedrich Kramer, auf der Tagesordnung. In der Aussprache dazu wird es natürlich vor allem um den Ukraine-Krieg und die verschiedenen Positionen der evangelischen Akteur:innen gehen.

Kramer hat gestern im MDR seine Position noch einmal ausführlich dargestellt. Annette Kurschus, die EKD-Ratsvorsitzende, hatte in ihrem Ratsbericht ihre anderslautende Position zu den Waffenlieferungen aus Deutschland dargestellt. Vor allem aber hatte die Ratsvorsitzende vor einem Denken in Dualismen gewarnt und für Nachdenklichkeit und Gründlichkeit in der Reflexion geworben: Die Kirche stünde anders als Politiker:innen nicht in der Verpflichtung, immer gleich und sofort Antworten parat zu haben.

Außerdem stehen heute noch der EKD-Haushalt, das Datenschutzgesetz der EKD und die digitale Aktenführung bei Kirchengerichten auf der Tagesordnung. Am frühen Abend werden die Synodalen in den Ausschüssen an den wirklich wieder sehr vielen Anträgen arbeiten, die gestern in der Aussprache zum mündlichen und schriftlichen Ratsbericht eingebracht wurden, bevor am späten Abend der Evangelische Arbeitskreis (EAK) der CDU/CSU zum Empfang lädt.

Ich melde mich hier um 15 Uhr wieder zurück.

Montag, 7.11.20222, 15:10 Uhr: Good bye UEK-Vollkonferenz

Bevor es im Plenum der EKD-Synode gleich weiter geht, u.a. mit dem Bericht des Friedensbeauftragten des Rates der EKD, sei hier noch die Entscheidung des Vormittags nachgetragen: Die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (UEK) hat ihre Selbstentäußerung hinein in die Strukturen der EKD beschlossen. Die Teilnehmer:innen saßen heute sehr wahrscheinlich auf der vorletzten UEK-Vollkonferenz der Geschichte, denn den Prozess der weiteren „Integration und Transformation“ in die EKD haben sie in die Hände des Präsidiums gelegt, die diesen Prozess dem Beschluss nach bis zum Ende der jetzigen Legislatur zum Abschluss bringen soll. 2027 soll die UEK-Vollkonferenz demnach ein allerletztes Mal zusammentreten und Ja und Amen sagen.

Als Körperschaft aber soll die UEK (irgendwie) doch bestehen bleiben und die reformierte und unierte Theologie will man in Zukunft viel stärker im Rahmen der EKD einbringen. Auf Nachfrage der Eule, was denn unierte Theologie jenseits von „Pluralitätskompetenz“ beizubringen habe, antwortete Kirchenpräsident Volker Jung (EKHN), der Vorsitzende der Vollkonferenz: dass man von F.D.E. Schleiermacher aus „Dinge zusammenhalten, neu denken und Konfessionsunterschiede am Ende überwinden“ könne.

Die Abstimmung über das neue Gesetz selbst geriet zu einer Reminiszenz an längst vergangen geglaubte analoge Zeiten. Im Unterschied zur VELKD-Generalsynode übertrug die UEK ihre Tagung nicht per Livestream (sie ist daher auch nicht nachschaubar) und bediente sich auch keiner der digitalen Abstimmungswerkzeuge, die auf den digitalen Synodentagungen 2020 und 2021 zum Einsatz gekommen sind. Immerhin wurde ja so der Rat der EKD gewählt. Heuer aber zählte das Präsidium die in die Höhe gereckten Stimmkärtchen, nachdem zur Sicherheit noch einmal eine Namensnennung durchgeführt wurde, um auf die korrekte Zahl der anwesenden Teilnehmer:innen zu kommen. Starke Neunzigervibes. Auf die Frage, ob das nicht ein Rückschritt auf dem Weg zur Digitalisierung gewesen sei, gab Volker Jung zu, „das könne man so sehen“.

Das Ergebnis der Abstimmung fiel dann nach einer lebendigen Diskussion, in die der Bischof der EKBO, Christian Stäblein, noch Bedenken eingetragen hatte, sehr eindeutig aus. 82 der 83 anwesenden Teilnehmer:innen sagten „Ja“, nur Stäblein „Nein.“

Die Synode hat gesungen und ist jetzt in die Befassung der Themen im Nachgang des Ratsberichts eingestiegen.

Montag, 7.11.2022, 15:25 Uhr

Hier findet ihr den Livestream des Plenums der EKD-Synode.

Im Moment verteidigt Ratsmitglied Michael Diener das Vorhaben eines neuen „Kammernetzwerkes“, das das bisherige System der Kammern der EKD (allerdings im Rahmen der bestehenden Kirchengesetze) ablösen soll. Es soll möglich werden, dass der Rat von dem neuen Netzwerk auch kurzfristige Expertise abfragen kann. Dem neuen „Steuerungsboard“ aus je zwei Mitgliedern der sechs neuen Themengruppen komme dabei besondere Bedeutung zu, erklärt Diener. Bereits gestern hatte allerdings der Synodale Michael Germann, Kirchenrechtsprofessor an der MLU Halle-Wittenberg und Vorsitzender des Rechtsausschusses der VELKD-Generalsynode (hier in der Eule) zu bedenken gegeben, dass „Bretter nicht denken könnten“.

Nun erklärt Ratsmitglied Anna von Notz (hier in der Eule), dass das neue Modell mit der Grundordnung der EKD schon konform geht. Begeistert sind nämlich einige Synodale nicht, dass der Rat hier eine Neuordnung vornehmen will, ohne die Synode ausführlich damit zu befassen. Von Notz verteidigt, dass der Rat als primärer Auftraggeber der Kammern hier handelt. Von Notz ist auch Mitarbeiterin des hervorragenden Verfassungsblogs, auf dem Hinnerk Wißmann, Professor für Öffentliches Recht an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und von 2011 bis 2021 Mitglied der Kammer für Theologie, das Anliegen des Rates kritisiert hatte.

Montag, 7.11.2022, 15:50 Uhr

Nun hält Friedrich Kramer seinen Bericht über die Friedensarbeit innerhalb der EKD. Als Beauftragter des Rates der EKD für Frieden ist er in den vergangenen Monaten reichlich Aufmerksamkeit gewohnt (s.u.). Kramer beginnt, indem er von der zwei Mal vom Krieg zerstörten Stadt Magdeburg erzählt (30jähriger & 2. Weltkrieg) und vom dadurch inspirierten Werk Ernst Barlachs. Und er erklärt seine Motivation für seinen Einsatz „für Frieden und Gewaltlosigkeit“ u.a. mit seiner Bausoldatenerfahrung in der DDR.

Er erklärt u.a.:

Die Ukraine ist Opfer eines aggressiven Okkupationskriegs. Daher hat sie zweifellos das Recht auf militärische Selbstverteidigung und darauf, sich Hilfe von Drittstaaten zu erbitten. Sie genießt unsere volle Solidarität; ihr von unserer Warte aus gewaltfreien Widerstand zu verordnen, wäre vermessen.

Aber es gibt Gruppen, die auf das große Potential des gewaltfreien Widerstandes auch in der Ukraine hinweisen und über ernstzunehmende Alternativen zu militärischen Konzepten der Verteidigung arbeiten und so Sicherheit neu denken. Auch wenn dies in der konkreten Situation des Krieges als unrealistisch gilt, zeigen mehrere Studien, dass zivile Konfliktbearbeitung erfolgreicher und nachhaltiger ist als militärische Konfliktbearbeitung.“

Über gewaltfreien Widerstand im Angesicht des Krieges hat bei uns in der Eule Mennoniten-Pastor Benjamin Isaak-Krauß geschrieben: „Die Macht gewaltlosen Widerstands“. Und in die friedensethische Debatte – gerade was eine „Neu-“ oder „Weiterentwicklung“ der Friedensdenkschrift von 2007 angeht – hat der Friedensethiker und Theologie Michael Haspel hier in der Eule eingeführt.

Montag, 7.11.2022, 15:58 Uhr

Um an der evangelischen Friedensethik weiterzuarbeiten, gibt es nun eine neue „Friedenswerkstatt“, denn „ein breiter innerkirchlicher Verständigungsprozess ist nötig“, erklärt Kramer. An der Werkstatt sollen die Konferenz für Friedensarbeit, der Rat der EKD, die Synode, die landeskirchlichen Arbeitsstellen, das neue Kammernetzwerk, etc. etc. mitarbeiten. Grundlage der Arbeit bleibt insofern die Friedensdenkschrift von 2007, als dass an ihr Dissens, Zustimmung, Aufgaben und Probleme festgemacht werden sollen.

Vorsitzende der Friedenswerkstatt sind neben Kramer Friederike Krippner, die Leiterin der Evangelischen Akademie zu Berlin, und Professor Reiner Anselm (Systematische Theologie, LMU München), der bisherige Vorsitzende der Kammer für Öffentliche Verantwortung. Damit ist – btw – auch die Vielfalt in der Frage der Waffenlieferungen gesichert. Auf die soll die Arbeit zwar nicht zusammensurren, aber wichtig bleibt sie gleichwohl. Kramer erklärt auch, er habe die „Task Force“ Frieden in „Friedenswerkstatt“ umbenannt und erhält dafür aus dem Kreis der sehr konzentriert zuhörenden Synode ein paar leise Akklamationen.

Der Applaus für den Bericht hält sich allerdings in Grenzen. Die Redner:innenliste ist geöffnet.

Montag, 7.11.2022, 16:10 Uhr

Als erster Synodaler in der Aussprache zum Bericht des Friedensbeauftragen ergreift Ruprecht von Butler, Brigadegeneral und Unterabteilungsleiter Führung Streitkräfte I im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin ein Generalmajor des Heeres der Bundeswehr und Kommandeur der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim sowie Synodaler aus Kramers Evangelischer Kirche in Mitteldeutschland (EKM), das Wort. Er dankt Kramer für den ausgewogenen Bericht, der auf der Grundlage der Friedensdenkschrift 2007 stünde. Er ruft dazu auf, auch ehrlich über die Notwendigkeit von Abschreckung zu diskutieren.

Als nächstes spricht die „gute Seele der Synode“ Hans-Peter Strenge aus Hamburg (Nordkirche). Er dankt für Arbeit und Bericht Kramers, lobt die neue Friedenswerkstatt und warnt, diese dürfe keine Veranstaltung nur für Professor:innen werden: „Kramer ist der richtige dafür, eine breite Partizipation sicherzustellen.“

Und als Dritte ergreift die ehemalige Präses der EKD-Synode und ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Deutschen Bundestag und jetzige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckardt das Wort. Auch sie dankt Kramer für seine Arbeit in schwieriger Zeit. In der Friedenswerkstatt hätte sie gerne stärker gewürdigt, dass es auch „um die Vernichtung von Kultur, Sprache und Identität“ der Ukraine geht, nicht nur um die Zerstörung von Infrastruktur: „Der Krieg ist mehr als eine Landnahme, er ist ein Versuch die Ukraine als Ganzes in Frage zu stellen“.

Montag, 7.11.2022, 16:25 Uhr

Bisher ist das eine sehr EKM-lastige Debatte, mit drei Menschen aus dieser Landeskirche, die bei aller Unterschiedlichkeit in den Positionen respektvoll übereinander sprechen. Göring-Eckardt hat lange gesprochen.

Der Synodale Arnd Henze, von Beruf Journalist beim WDR, fragt, ob nicht eine Ethik auch Defensivwaffen umfassen müsste. Er verlangt von Friedrich Kramer darauf eine Antwort: „Bruder Kramer, bitte argumentieren Sie nie wieder ‚Andere mögen, wir nicht‘“. Kramer hätte ja sogar die Schutzrolle der USA und Großbritannien im Sinne des Budapester Memorandums eingeräumt, sich aber gegen Waffenlieferungen aus Deutschland ausgesprochen. Das sei „nicht pazifistisch, sondern isolationistisch“.

Der Bischof der EKBO, Christian Stäblein, lobt Kramer und dankt für seinen Einsatz. Aber er kritisiert auch, dass durch den Bericht durchscheine, man würde den Kriegsopfern gewaltfreien Widerstand als Vorzugslösung vorhalten. In einer starken Passsage seiner Wortmeldung verwahrt Stäblein sich dagegen, im Krieg nicht klar und deutlich zwischen Opfern und Tätern zu unterscheiden: „Der Krieg ist nicht eine abstrakte Entität, sondern ist konkret, zum Beispiel in Butscha.“ Zwar würden alle Kriegsteilnehmer schuldig, aber eben differenzierbar und – so habe ich ihn jedenfalls verstanden – rechtfertigbar.

Kramer hatte in seinem Bericht gesagt:

„Wir kommen nicht schuldlos aus diesen Fragen heraus, weil der Krieg selbst das Böse ist. Es gibt keinen gerechten Krieg. Und die dringende Frage ist, wie wir aus dem ungerechten Krieg in einen gerechten Frieden kommen können.“

Montag, 7.11.2022, 16:53 Uhr

Der Synodale Hermann Gröhe, stellv. Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, weist darauf hin, dass der aktuellen Debatte um die Friedensethik eine Weichenstellung vor fast vierzig Jahren vorausgegangen ist, als die Evangelische Kirche den Debattenkorridor verengt habe. Es habe gehießen: „Für ein Nein ohne jedes Ja“, das fiele der Kirche jetzt auf die Füße. Er könne die von Kramer formulierten Friedensgebete zwar vollumfänglich mitbeten, füge aber für sich an, er bete auch dafür, „dass Cherson vor dem Winter befreit wird“.

Es melden sich weitere Synodale zu Wort. Ein Redner fordert, dass die Kirche auch jetzt zu den gewaltfreien Pazifisten halten muss, weil sie „unter Beschuss“ stünden. Nun ja, sie haben einen schweren Stand, aber geschossen wird in Deutschland im Unterschied zur Ukraine eben gerade nicht.

Die Synodale Henriette Greulich (hier in der Eule) weist darauf hin, in die friedensethischen Debatte den Klimaschutz und weitere Konflikte und Kriege mit einzubeziehen. Der Krieg in der Ukraine sei auch jungen Christ:innen besonders wichtig, aber man dürfe sich nicht allein darauf verengen.

Und der Synodale Maik-Andres Schwarz fordert, dass man nicht von „Weiterentwicklung“ der Friedensethik im Bezug auf das Papier der „Friedenssynode“ der EKD in Dresden 2019 sprechen soll, das sei „euphemistisch“. Man könne doch auch eingestehen, dass man damals eben tatsächlich „isolationistisch“ gedacht und sich „geirrt“ habe.

Mit Greulich und Schwarz haben damit auch zwei junge Synodale das Wort ergriffen. Nun antwortet Friedrich Kramer auf die Redebeiträge der Synodalen. Kramer bedankt sich für die Wortmeldungen und weist noch einmal darauf hin, dass die Partnerkirchen im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) von der EKD eine klare pazifistische Orientierung verlangen und ihr aufgetragen haben, alle Gliedkirchen sollten den Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) fordern.

Ein Beitritt Deutschland zum AVV würde ein „Nein“ zur gemeinsamen atomaren Abschreckung der NATO bedeuten, der sog. „nuklearen Teilhabe“, mithin also die Mitgliedschaft Deutschlands in der NATO in Frage stellen. Die Bundesregierung will stattdessen den Atomwaffensperrvertrag weiterentwickeln. Mehr dazu hier in der Eule und eine Einschätzung aus Perspektive evangelischer Ethik zur Frage von Atomwaffen und nukleare Abschreckung von Michael Haspel hier.

Die Synode sang gerade „Meine engen Grenzen“ (EG 600). Jetzt ist Pause.

Montag, 7.11.2022, 17:25 Uhr

Das Plenum der Synode ist wieder zusammengetreten. Jetzt geht’s ums Geld. Ratsmitglied Andreas Barner stellt den Haushalt 2023 und einen Be-
richt zur „Umsetzung der neuorientierten Finanzstrategie“ vor.

Auf dem Flur waren die Synodalen gerade erleichtert, wie konstruktiv und respektvoll die Synode im Anschluss an den Bericht des Friedensbeauftragten über den Ukraine-Krieg gesprochen hat. Und zwar (fast s.u.) ausschließlich über den Ukraine-Krieg und nicht auch über andere Konfliktherde, Kriegsschauplätze und sicherheitspolitische Herausforderungen. Die einen lobten, dass der Dissens nun auch öffentlich ausreichend differenziert dargestellt wurde. Andere weisen darauf hin, man solle die Frage der Waffenlieferungen aus Deutschland nicht permanent ins Zentrum des kirchlichen Redens stellen. Es gäbe in der Ukraine viele andere dringende Probleme, zu denen sich die Evangelische Kirche verhalten und erklären könnte.

Montag, 7.11.2022, 17:30 Uhr

Eine spontane Änderung der Tagesordnung teilt das Präsidium der Synode mit:

Um 18.45 Uhr nimmt sich die Synode Zeit, um sich mit der Freiheitsbewegung im Iran auseinanderzusetzen. Im Anschluss an das abendliche Friedensgebet findet im Tagungssaal ein Gespräch mit einer Iranerin und einem Iraner statt, die beide in Magdeburg leben und in Kirchengemeinden engagiert sind. Anschließend soll ein Foto von Synodalen gemacht werden, die damit ein Zeichen der Solidarität und des Wahrnehmens der mutigen Frauen und der Freiheitsbewegung im Iran setzen wollen.

Montag, 7.11.2022, 18:10 Uhr

Die Synode hat Haushalt und den Bericht zur Finanzstrategie sehr dankbar in erster Lesung zur Kenntnis genommen und in den Haushaltsausschuss zurückverwiesen. Jetzt stellt Ratsmitglied Anna von Notz eine Änderung am kirchlichen Datenschutzgesetz vor. Die EKD hat ein eigenes Datenschutzgesetz, das DSG-EKD.

Montag, 7.11.2022, 19:05 Uhr

Nach der Abendandacht findet jetzt das Gespräch mit zwei iranischen MitbürgerInnen statt. Danach gibt es die Möglichkeit für die Synodalen, sich mit einem gemeinsamen Foto mit dem „unglaublichen Freiheitskampf“ (Ratsmitglied Silke Lechner) der Menschen im Iran zu solidarisieren. Die Gäste werden mit sehr herzlichem Applaus empfangen.

Narges und Hamid erzählen vom Kampf der Iraner:innen für Freiheit. Überschrieben ist dieser spontane Teil der Synodentagung mit „Frau, Leben, Freiheit“, doch erzählen sie auch vom Kampf der Christ:innen im Land für Religionsfreiheit. Sie sind auch hier in Magdeburg in Gemeinden engagiert. Die Synode hört gespannt zu und dankt mit stehenden Ovationen. Danach dankt auch die Ratsvorsitzende, die mit auf das Podium gekommen ist.

Montag, 7.11.2022, 21:30 Uhr

Die Synodalen sind in den Ausschüssen, auf den Fluren wird so manches Gespräch geführt. Unter anderem bereiten sich die Mitglieder des neuen Beteiligungsformungs (BeFo) für die Befassung mit sexualisierter Gewalt auf ihren Bericht morgen Nachmittag vor. In einer halben Stunde findet der Empfang des Evangelischen Arbeitskreises in der CDU/CSU statt. Die Brezeln hängen schon da. Der Live-Blog meldet sich morgen früh wieder, hier aber noch eine Anekdote vom gestrigen Tag, die etwas vom Leben der Synode vermittelt:

Elke König, Vizepräses der EKD-Synode, wurde am Reformationstag mit der höchsten Auszeichnung ihrer Landeskirche, der Nordkirche, bedacht: Der Bugenhagen-Medaille. Seit 1991 gehört sie der EKD-Synode an. Das sind 31 Jahre! Als die Präses der Synode, Anna-Nicole Heinrich (26), gestern aus dem Präsidium heraus die Synodalen von der Auszeichnung unterrichtete, erhoben sich ihre Kolleg:innen zu herzlichen Standing Ovations.

Der Applaus für den ersten Ratsbericht der Ratsvorsitzenden Annette Kurschus war lang und dankbar, aber erhoben haben sich die Synodalen bei dieser Tagung (bisher) nur für die iranischen Gäste und Elke König.

Der Nordkurier berichtete:

Elke König wuchs in Krien bei Anklam auf. „Mein Vater betrieb eine Gaststätte direkt neben dem Pfarrhaus, zu der eine kleine Landwirtschaft gehörte“, erinnert sie sich. Als ihr Vater starb, war sie gerade einmal 14 Jahre alt. Das Pastorenehepaar Manfred und Inge Goeritz brachten ihr die Weltliteratur nahe und sprachen mit ihr über philosophische Fragen. Später engagierte sie sich in der Junge Gemeinde. König studierte Mathematik und Physik und wurde Lehrerin, wechselte später in die Universität Greifswald.

Herzlichen Glückwunsch auch von diesem alten JGler hier!
Und damit eine gute Nacht und bis morgen!


Ein herzliches Willkommen zum Live-Blog vom 3. Tag der 3. Tagung der 13. Synode der EKD in Magdeburg und auf den Datenautobahnen! Den Live-Blog von Sonntag findet ihr hier, inkl. des ersten Ratsberichts der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus und der Befassung mit „Catholica“-Fragen. Den Live-Blog von Montag, inkl. der Diskussion über den Ukraine-Krieg, findet ihr hier. Und hier wird der Live-Blog am Dienstag fortgesetzt.


Dienstag, 8.11.2022: Klimaneutralität, Klimaproteste und sexualisierte Gewalt

Dienstag, 8.11.2022, 9:10 Uhr: Guten Morgen

Es geht weiter im Plenum der EKD-Synode. Heute liegen zwei wichtige Themen an: Am Vormittag und Mittag wird sich die Synode mit dem selbstgewählten Schwerpunkt Klima beschäftigen. Gesucht wird nicht nur ein verbesserter Klimaschutz in den Kirchen, sondern auch eine Position, die man zur Klimaprotestbewegung einnimmt.

Für einen Impuls vor der Synode ist auch eine Aktivistin der „Letzten Generation“ angereist, Aimée van Baalen. Mal schauen, wie viel bei der herzlichen diskursiven evangelischen Umarmung noch von der Widerständigkeit der Protestierenden übrig bleibt. Dass sie sich am Podium festklebt, ist jedenfalls sehr unwahrscheinlich. Die Suche nach Gemeinsamkeiten mit der Klimabewegung ist natürlich weiterhin groß, seit 50 Jahren ist das Thema Umweltschutz ein wichtiger Bestandteil der evangelischen Weltverantwortung. Aber da ist natürlich der Widerspruch zwischen einer Generation, die befürchtet, die letzte auf Erden zu sein, die in Freiheit und Wohlstand leben wird, und einem Umwelt- und Klimaschutz, der sich als „Bewahrung der Schöpfung“ versteht.

Und am Nachmittag berichtet das neue „Beteiligungsforum“ (BeFo) von der Bearbeitung des Skandals des sexuellen Missbrauchs auf Ebene der EKD. An beiden Themenschwerpunkten bleiben wir hier im Eule-Live-Blog dran. Den Livestream des Plenums findet ihr hier.

Jetzt läuft ein Video von Brot für die Welt, anschließend ist die Beauftragte des Rates der EKD für Schöpfungsverantwortung, Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Nordkirche), dran.

Dienstag, 8.11.2022, 9:40 Uhr

Nach der Morgenandacht von KKS geht es nun in ein von zeitzeichen-Redakteur Stephan Kosch moderiertes Podium zum Klima-Schwerpunkt, das den gesamten Vormittag umfasst. Einen ersten Impuls hält nun Markus Vogt, Professor für Christliche Sozialethik aus München, der sich gleich zu Beginn über die ökumenische Gastfreundschaft freut. Er ist nämlich Katholik. 😱

Und fordert gleich mal eine „moralische Revolution“, das weithin anerkannte 1,5°C-Ziel auch tatsächlich zum Maßstab echten Handelns zu machen. Es brauche einen „aufgeklärten Katastrophismus“. Die Kirchen haben der neuen Generation von Aktivist:innen etwas zu lehren, nämlich Gottvertrauen und damit Gelassenheit. Also keine unreflektierte Panik, sondern Handeln und um die Grenzen menschlichen Handelns wissen. Huch, vielleicht ist er ja doch Lutheraner? Und bisschen sorry: Aber haben wir nicht dieses „Dialog mit Fridays for Future, aber so wie wir es gern hätten“ schon ein paar Jahre hinter uns? Geht das nicht auch daran vorbei, dass die Fridays-Bewegung „Fleisch vom Fleische“ der Evangelischen Kirche / Jugend ist?

Aber Vogt spricht hier natürlich zum Inhalt der Bekämpfung des Klimawandels, also zu einer „Transformation“ statt Revolution: „Der Begriff des Wandels ist schillernd“, wir befänden uns in einer Epoche des Wandels, „jeder Wandel birgt auch Chancen“. Hui, das ja ein Boomer-Phrasen-Feuerwerk. Es brauche eine „Abkehr vom Neoliberalismus“, eine andere Art des Wirtschaftens, aber „jenseits des Alarmdilemmas“. Wo aber liegt die „subversive Kraft“ des christlichen Glaubens?

Dienstag, 8.11.2022, 9:50 Uhr

Wie schon Johann Baptist Metz geschrieben hätte, brauche es eine „Mystik der offenen Augen“. Praktisch umgesetzt bedeutete dies, so Vogt: „Klimaschutz ist praktizierter Schöpfungsglaube. Er ist dessen zentrale Bewährungsprobe im 21. Jahrhundert.“

Und von Twitter reingereicht:

Dienstag, 8.11.2022, 10:35 Uhr

Es gehe für die Kirche darum, sich auch selbst etwas zuzumuten beim Klimaschutz, fordert eine Synodale nun im Plenum nach der „Murmelgruppen“-Phase. Tatsächlich: Alles, was an inhaltlichen, theologischen Gedanken bisher gesagt wurde, ist richtig und gut. Aber die Evangelische Kirche kommt wie der Rest der Gesellschaft nicht ins konsequente Handeln.

Hier liegt auch die Krux der EKD-Synode. Eine Synode soll Kirchengesetze machen. Aber die „Klimaschutzrichtlinie“ der EKD ist weder ein Gesetz, das den EKD-Gliedkirchen enge Vorgaben macht, noch hat die Synode bisher an ihr im besonderen Maße mitgewirkt. Sie wurde vom Rat der EKD und von der Kirchenkonferenz (KiKo) beschlossen – bevor die Synode hier in Magdeburg zusammentrat. Ein EKD-Klimaschutzgesetz wird es vor allem deshalb nicht geben, weil einige Landeskirchen dabei nicht mitmachen wollten. Alle sind wir Klimasünder, aber manche halt mehr als andere. Und wo der Wohlstand und die Gewohnheit Heimatschutz genießen, da fällt der „system change“ schwer.

Der Synodale Hans-Peter Strenge erinnert gerade daran, dass die Klimaschutzrichtlinie gar nicht Gegenstand der Beratungen auf dieser Tagung geworden wäre, hätte nicht der Synodale Arnd Henze dies per Antrag nach dem Ratsbericht am Sonntag eingefordert.

Dienstag, 8.11.2022, 10:40 Uhr

Pastor Friedemann Magaard aus der Nordkirche regt eine Ethik der Genügsamkeit an, die von der Evangelischen Kirche in die Debatte eingebracht werden könnte. Vermutlich leben nicht wenige der Synodalen schon so: Schwarzbrot statt endloser Lieferketten-Verlängerung. Wandern im Harz, statt Planschen auf Barbados. Jetzt ginge es halt noch ans Eingemachte: Verzicht auf Individualmobilität. Verzicht auf „die Gebäude, die uns die Bilanz da verhageln“, wie gerade ein Synodaler sagte.

Dienstag, 8.11.2022, 10:55 Uhr

Die Synodale Andrea Bleher aus der Ev. Landeskirche in Württemberg weist darauf hin, dass die einzelnen Landeskirchen ja schon dabei wären, Klimaschutzgesetze zu verabschieden. Sie warnt auch vor der „Überforderung“, die Ziele wie Klimaneutralität bis 2035 oder 2040 mit sich bringen. Das würde nämlich bedeuten, „die Hälfte der Kirchengebäude aufzugeben, und in die andere Hälfte Milliarden zu investieren“. Eine düstere Aussicht für die Christ:innen in den Gemeinden.

Eine junge Synodale warnt direkt im Anschluss davor, Begriffe wie „Überforderung“ führten dazu, aus Angst nicht ins Handeln zu kommen. Allerdings: Wie will man das denn anders nennen? Rund um Erntedank wurde zum Beispiel über das Verhältnis von jungen Landwirt:innen zur Kirche (wenigstens kurz) debattiert. Und zwar im Anschluss an einen sehr schönen Podcast von Michael von Hollenbach und Florian Breitmeier vom NDR-Podcast „vertikal horizontal“, über den ich in den #LaTdH schon kurz geschrieben hatte:

Zu Wort kommt u.a. ein Mitarbeiter der Nordkirche, der sich im Dienst in der Arbeitswelt mit Landwirt:innen und ihren Ansprüchen an die Kirche befasst. Und es geht auch um junge Landwirt:innen, die bei der katholischen Akademie ethische Orientierung suchen. Nebenbei klären die Autoren über einen Streit der Landwirtschaft mit dem katholischen Hilfswerk Misereor auf, das im Verbund mit Greenpeace fordert: „Kein Essen in Trog und Tank“. Das schwierige Miteinander von Kirche und Landwirtschaft (s. Pachten!) wird ausführlich diskutiert. Ein sehr hörenswerter Podcast!

Während Markus Vogt in einer Replik auf die Diskussion der Synodalen noch einmal „symbolisches Handeln“ der Kirchen fordert, muss in der Fläche eben auch geschaut werden, was die eigene Mitgliedschaft meint und macht. Viele Christ:innen ticken auch bei der Schöpfungsbewahrung konservativ, leben im ländlichen Raum oder im Umfeld von Städten. Sie hängen – wie andere Menschen auch – am eigenen PKW, am geheizten Gemeindehaus, an Flugreisen und am Kaffee.

Jetzt ist Kaffeepause.

Dienstag, 8.11.2022, 11:20 Uhr

Die Synode beendet die Kaffeepause mit dem Lied „Komm in unsre stolze Welt“ (EG 428). Und den Livestream findet ihr hier.

Die Synode will jetzt über die Klimaschutzrichtlinie und die Roadmap diskutieren.

Dienstag, 8.11.2022, 11:30 Uhr

Oliver Foltin von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e. V. (FEST) erklärt Hintergründe der gegenwärtigen Klimaschutzgesetzgebung innerhalb der EKD: „Die gesetzten Ziele wurden verfehlt, was das bisherige Engagement nicht schmälern soll. Klimaneutralität ist nicht umsonst zu bekommen. Es wird Verzicht brauchen.“

Foltin erklärt auch, dass der Mitgliederrückgang der Kirche bei ihren Bemühungen entgegen komme (meine Übersetzung), denn es sei ja absehbar, dass zahlreiche Immobilien „einer anderen Nutzung“ zugeführt werden müssen. Abgesehen davon, dass die Kirche mögliche Käufer:innen ihrer Liegenschaften ja nicht auf Klimaneutralität verpflichten kann, wird vielerorts „eine andere Nutzung“ vor allem heißen: keine kirchliche Nutzung.

Dienstag, 8.11.2022, 11:40 Uhr

Nun spricht Aimée van Baalen, Aktivistin bei „Letzte Generation“, die zuvor auch bei Fridays for Future und Extinction Rebellion aktiv gewesen war. „Fast 4 Milliarden Menschen leben in Regionen, die in einigen Jahren nicht mehr bewohnbar sein werden“, erklärt van Baalen. Es ist eine rhetorisch hervorragend komponierte Rede: Ein starkes „Ich“ in der Positionierung, leidenschaftlich und ruhig, direkt in der Ansprache der Synodalen.

„Ich habe Angst, dass wir das Zeitfenster verpassen, das wir noch zum Handeln haben“, gesteht sie. Und entkräftet damit den Vorwurf – auch mancher Synodaler – man würde es sich in einer Angststarre eben auch bequem machen. Angst kann auch Antreiberin sein, wenn sie nicht in Angstlust kippt. „Seit Monaten finden sich Menschen im friedlichen, zivilen Widerstand“, erläutert sie, „das tun sie, weil alle anderen Protestformen erschöpft sind“. 12 Aktivist:innen säßen in Bayern derzeit unverurteilt in Gewahrsam, kritisiert sie. (Mehr dazu.)

Dienstag, 8.11.2022, 11:45 Uhr

Aimée van Baalen kritisiert die Medienberichterstattung in den vergangenen Tagen rund um den Todesfall in Berlin. Die Aktivist:innen erhielten „jeden Tag Morddrohungen, aber so schlimm wie dadurch war es noch nie“. „Jetzt zu schweigen, ist das größte Risiko von allen“, man sehe auch, dass der Protest Erfolg habe. „Letztendlich war auch Jesus ein Widerständler“, der die Regeln seiner Gesellschaft in Frage stellte.

„Sie haben die Möglichkeit, ihre Stimme zu erheben für die Menschen im Globalen Süden und auch hier in Deutschland. Helfen Sie uns, eine Verhandlungsposition zu erhalten! Fordern Sie die Regierung auf, sich an ihre eigenen Klimaziele und das Grundgesetz zu halten! […] Wir müssen uns jetzt trauen, etwas zu sagen, auch wenn es nicht einfach ist. Wir als junge Generation brauchen Sie als Institution Kirche und als Einzelpersonen. Brechen Sie ihr Schweigen! Wir brauchen Sie, helfen Sie uns bitte! Vielen Dank, dass Sie sich solidarisieren!“

Nach diesem leidenschaftlichen Schluss der Rede erhält van Baalen ausdauernden Applaus. Etwa die Hälfte der Synodalen erhebt sich dazu.

Dienstag, 8.11.2022, 11:50 Uhr

An die Rede schließt sich nun ein Podium an, wieder moderiert von Stephan Kosch. Es sprechen: Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Nordkirche); Jonas Einck (EKD-Synodaler aus der EKiR), Jörn Budde (Umweltbeauftragter der EKBO), Heiko Reinhold (EVLKS, hier in der Eule), Pfarrerin Ute Stoll-Rummel (Pfalz) und Pfarrer Thomas Zeitler (ELKB). Zu Beginn dankt Kristina Kühnbaum-Schmidt Aimée van Baalen und bietet Gespräche an. „Auch diese Generation hat ein Recht auf Proteste“, KKS kritisiert das Fahrwasser in das die Debatte um die Klimaproteste in den vergangenen Tagen geraten ist.

Dienstag, 8.11.2022, 12:00 Uhr

Jörn Budde, Umweltbeauftragter der EKBO, erklärt das Klimaschutzgesetz der EKBO, über das ich ausführlich in unserem neuen „EHRENSACHE“-Podcast mit dem Präses der Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Harald Geywitz, gesprochen habe.

Dienstag, 8.11.2022, 12:10 Uhr

In der Schlussrunde des Podiums geht es gerade darum, ob und wie die neue Klimaschutzrichtlinie einen Fortschritt darstellt und in der Fläche und in den Landeskirchen ankommt. Dazu Christians for Future:

Dienstag, 8.11.2022, 12:25 Uhr

Die Praktiker:innen auf dem Podium haben einen sportlichen Einblick in die notwendigen Maßnahmen gegeben. Allein: Die EKD-Synode ist hierbei nicht handelndes Subjekt, weil die Klimaschutzrichtlinie über den konkreten Maßnahmen doch in luftiger Höhe hängt. Außerdem hat die Synode schon eine halbe Stunde Verzug – und die Synodalen selbst haben in der letzten Stunde zugehört (vielleicht auch zuhören müssen).

Dienstag, 8.11.2022, 12:35 Uhr

Die Synodalen sind in eine Aussprache eingetreten. Ein neuer Antrag fordert, dass sich die EKD-Synode für ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen ausspricht (eine Forderung der „Letzten Generation“) und sich auch ohne eine gesetzliche Regelung die Mitarbeiter:innen der EKD-Gliedkirchen selbst dazu verpflichten. Dieser Antrag sei auch symbolisch gemeint, sich mit den Zielen der Klimaprotestbewegung zu solidarisieren.

Hans-Peter Strenge (Nordkirche) nannte den Gewahrsam für Aktivist:innen in Bayern eine „Unverschämtheit“, damit gefährde die bayerische Landesregierung „die Balance der Rechtsordnung in Deutschland“.

Herz und Herz vereint zusammen auf der Bildkachel von evangelisch.de:

Jetzt ist gleich Mittagspause. Zum Mittagessen treffen sich u.a. der „Arbeitskreis der Frauen in der Synode der EKD“ und der „Konvent der Kleinen Kirchen“. Danach treten die Synodalen Arbeitsgruppen zusammen. 15 Uhr geht es im Plenum mit dem Thema sexueller Missbrauch weiter.

Dienstag, 8.11.2022, 14:40 Uhr

Bevor die Synode im Plenum für die Berichte aus dem Beteiligungsforum sexualisierte Gewalt (BeFo) wieder zusammentritt, noch ein, zwei Updates zur Klima-Debatte am Vormittag.

Im Anschluss an den Impuls von Aimée van Baalen diskutierte die Synodalen darüber, inwieweit der zivile Widerstand der „Letzten Generation“ gerechtfertigt, angemessen, rechtmäßig sei. Sind Autobahnblockaden Straftaten? Und was ist mit den Aktivist:innen in Bayern, die in einen 30tägigen Gewahrsam genommen wurden?

Dazu gibt es in einer so pluralen Veranstaltung wie der Synode unterschiedliche Meinungen, auch wenn keiner der anwesenden CDUler sich heute den RAF-Vergleich von Alexander Dobrindt (CSU) zu eigen gemacht hat. Interessant ist ein Blick in die Demokratiedenkschrift der EKD von 1985 (PDF), an der z.B. Wolfgang Huber, Trutz Rendtorff aber eben auch der spätere Bundespräsident Roman Herzog (CDU) noch als Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts mitgeschrieben haben. Der Synodale Hennig Schulze-Drude (Hannover) hatte in der Aussprache an eine Passage erinnert *:

„Es handelt sich dabei nicht um Widerstand, sondern um demonstrative, zeichenhafte Handlungen, die bis zu Rechtsverstößen gehen können. Die Ernsthaftigkeit und Herausforderung, die in solchen Verstößen liegt, kann nicht einfach durch den Hinweis auf die Legalität und Legitimität des parlamentarischen Regierungssystems und seiner Mehrheitsentscheidungen abgetan werden. Zum freiheitlichen Charakter einer Demokratie gehört es, daß die Gewissensbedenken und Gewissensentscheidungen der Bürgerinnen und Bürger gewürdigt und geachtet werden. Auch wenn sie rechtswidrig sind und den dafür vorgesehenen Sanktionen unterliegen, müssen sie als Anfragen an Inhalt und Form demokratischer Entscheidungen ernstgenommen werden.“ (S. 22)

Und weiter an anderer Stelle dieses „linksgrünen“ Dokumentes evangelischer Willensbildung von vor fast 40 Jahren:

„Das Gewissen kann in Widerspruch zu staatlichen Regelungen und Maßnahmen geraten. Auch ein Handeln unter Berufung auf die Gewissensfreiheit findet am Recht eine Grenze; auch gegen den auf Grundlage eines individuellen Gewissenskonflikts begangenen Rechtsverstoß wendet der Staat seine Gesetze an. Ein solcher Gewissenskonflikt zwingt aber auch die staatlichen Organe zu der gewissenhaften Überprüfung, ob die angewandte staatliche Regelung wirklich erforderlich und verhältnismäßig ist. Keine rechtliche Regelung kann ausschließen, daß ein Gewissen durch Gottes Wort so gebunden ist, daß es in solche Konflikte kommt. Die Kirche wird einem so gebundenen Gewissen ihren Beistand nicht verweigern.“ (S. 27)

Die Wahrnehmung des Demonstrationsrechtes ist eine legitime Form der Beteiligung von Bürgern am Prozeß der politischen Willensbildung. Es darf in der Demokratie nicht zum Schimpfwort werden, daß Politik »auf der Straße« gemacht wird.“ (S. 41)

Das Eintreten für die Freiheit des Gewissens gehört unverzichtbar zum Erbe des Protestantismus. Deshalb wird die evangelische Kirche Respekt und Schutz gerade denen nicht verweigern können, die nach gewissenhafter Prüfung auch persönliche Risiken auf sich nehmen, um vor Entwicklungen zu warnen, die sie für ver hängnisvoll halten.“ (S. 46)

Wegweisende Sätze auch heute für die Position der Evangelischen Kirche gegenüber den Klimaprotestbewegungen?

Die rhetorisch feine Rede von Aimée van Baalen hat deutliche Ansprüche an die Kirche enthalten und klang doch in den Ohren nicht weniger Beobachter:innen und Synodaler auch irgendwie vertraut. Die Eule hat darum nachgefragt, aber van Baalen ist nicht in der Evangelischen Jugend engagiert. Als Outreach-Beauftragte der „Letzten Generation“ aber hat sie bereits einige Gespräche mit Kirchenvertreter:innen geführt und konnte sich daher inhaltlich und formal gut auf die Rede vorbereiten – also den richtigen Sound treffen.

Gespräche zwischen van Baalen und Entscheidungsträger:innen aus der Politik in der Synode sollen heute Abend noch angebahnt werden. Genau darin sieht die Beauftragte für Schöpfungsverantwortung des Rates der EKD, Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, gegenüber der Eule den Auftrag der Kirche:

„Wir wollen an der Versachlichung und Entemotionalisierung der Debatte mitwirken und Gesprächsräume eröffnen.“

Dienstag, 8.11.2022, 15:05 Uhr

Der Tagungssaal füllt sich langsam, die Mitglieder des Beteiligungsforums (BeFo) stehen schon wartend vor dem Podium. Gleich wird sich die EKD-Synode mit dem Skandal der sexualisierten Gewalt in den evangelischen Kirchen und seiner Bewältigung befassen. Die Berichte aus dem BeFo werden im Wechsel von BetroffenensprecherInnen und sog. BeauftragtensprecherInnen eingebracht. Sie wurden vorher miteinander koordiniert und ganz im Sinne der neuen Zusammenarbeit verfasst.

Zur Erinnerung: Der von der EKD eingerichtete Betroffenenbeirat wurde wieder abgeschafft (wir berichteten), nachdem sich diese Form der Beteiligung von Betroffenen an den Prozessen, die sich dem Problem der sexualisierten Gewalt, als nicht arbeitsfähig herausgestellt hat. Mit verabschiedet wurde schließlich auch der Beauftragtenrat der EKD für den Schutz vor sexualisierter Gewalt, in dem Leitende Geistliche, Juristen und Fachkräfte aus den Gliedkirchen und von der Diakonie die Bemühungen der Kirche koordinieren sollten. Auch dieses Gremium erfüllte seinen Zweck nicht (wir berichteten).

Darauf hin wurde mit dem Beteiligungsforum ein neues Format geschaffen, in dem nun Betroffene und Beauftragte zusammenarbeiten. Auch die Präses der Synode ist Mitglied im BeFo. Die Synode hatte beschlossen, ab sofort auf jeder Tagung über das Thema zu beraten. Zentrale Forderungen der Betroffenen, die sie auf der Synodentagung im vergangenen Herbst erhoben haben (s. Live-Blog der Tagung) wurden erfüllt. So erhalten die Betroffenen eine angemessene Aufwandsentschädigung und technische Unterstützung. Nach Informationen der Eule sind die am Prozess immer noch beteiligten Betroffenen mit der Zusammenarbeit in dem neuen Gremium zufrieden. Zu ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass nicht alle Mitglieder des ehemaligen Betroffenenbeirates auch im neuen Format mitarbeiten.

Es geht los.

Über die gegenwärtige Lage zum Thema habe ich im „WTF?!“-Podcast bei Michael Greder direkt vor dieser Tagung der EKD-Synode gesprochen (ab 25:00 Min).

Dienstag, 8.11.2022, 15:10 Uhr

Und: Die Beteiligung von Betroffenen wurde von der EKD immer wieder als Grundbedingung für die gute Gestaltung der Prozesse Prävention, Aufklärung, Entschädigung („Anerkennung des Leids“) und (persönliche und institutionelle) Aufarbeitung bezeichnet. Seit der Tagung der EKD-Synode 2019 ist die EKD auf diesem Weg unterwegs. Damals hatte die jetzige Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Kerstin Claus, noch als Mitglied des Betroffenenrates beim UBSKM eine bemerkenswerte Rede auf der Synode gehalten, die wir im Volltext hier dokumentier(t)en.

Theologisch gesprochen, ist die EKD also immer noch vor allem bei den Prolegomena, wenn sie die Betroffenenbeteiligung sicherstellt, und nicht beim materialen Teil der Missbrauchs-Bearbeitung. Betroffenensprecher Detlev Zander spricht daher davon: „Jetzt ist die Zeit!“ Mit dem neuen BeFo könne die EKD Maßstäbe auch für andere Tatkontexte setzen. Er fordert die neue Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesregierung und EU, Anne Gidion, dazu auf, laut für die Rechte von Betroffenen bei der Politik zu intervenieren.

Dienstag, 8.11.2022, 15:20 Uhr

„Das Beteiligungsforum ist die letzte Chance für EKD und Diakonie, Aufklärung in ihrem Bereich anzupacken. Gestritten wurde in der Vergangenheit genug“, erklärt Zander. Man wolle den Blick nicht auf die Konflikte der jüngeren Vergangenheit, sondern auf die Bedürfnisse der Betroffenen richten: Eine angemessene Anerkennung des Leids, Aufklärung von Tatkomplexen. „Es muss heute ein Ruck durch die Kirche und Synode gehen, dass unsere Arbeit alle Landeskirchen und Einrichtungen durchdringt, sonst ist unser Beteiligungsforum nur Makulatur“, warnt Zander. Es dürfe keine landeskirchlichen Sonderwege mehr geben.

Ich verstehe das Anliegen der Berichte so, dass Zander mit dieser Forderung nicht „nur“ für die Betroffenen spricht, sondern als ein Betroffenensprecher für das ganze BeFo. „Stellen Sie die Betroffenen endlich in den Mittelpunkt und hören Sie endlich auf, zu sagen: Wir lernen ja von den Betroffenen.“ Die Kirche solle keine Studien auflegen, aus denen sie dann keine Konsequenzen ziehe: „Forschung ist keine Aufarbeitung“.

Dienstag, 8.11.2022, 15:25 Uhr

Nun ist Landesbischof Christoph Meyns (Braunschweig) für die Kirchen-Beauftragten im BeFo an der Reihe. Er teilt der Synode noch einmal mit, dass auch die Berichte, die jetzt zu hören sind, in einer AG des BeFo gemeinsam mit Ausschüssen der Synode vorbereitet wurden. Nun spricht er über einzelne Prozesse der Aufarbeitung:

Der gemeinsame Bericht des BeFo steht inzwischen hier online.

Christoph Meyns informiert auch darüber, dass er das Amt als Sprecher der kirchlichen Beauftragten turnusgemäß abgeben wird. Übernehmen wird die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst.

Dienstag, 8.11.2022, 15:35 Uhr

Nun geht es um die Selbstverpflichtung der Synode, dass alle Themen den sexuellen Missbrauch betreffend, zunächst im BeFo mit Betroffenen diskutiert und bearbeitet werden. So soll sichergestellt werden, dass die Synode nichts entscheidet, ohne zuvor Betroffene beteiligt zu haben.

Die Synodale Andrea Bleher erklärt einen Antrag zur zukünftigen Finanzierung des Themenbereichs sexualisierte Gewalt in der EKD. Mit einer Prüfung wird im Sinne der Neuregelung nicht nur der Haushaltsausschuss, sondern auch das BeFo beauftragt.

Dienstag, 8.11.2022, 15:38 Uhr

Dorothee Wüst sieht als wichtige Zukunfsaufgaben: Prävention, Aufarbeitung und Unterstützung von Betroffenen.

Aufarbeitung: Es soll eine neue Erklärung mit der UBSKM abgeschlossen werden, die für alle Landeskirchen bindend sein wird, kündigt Wüst an. Diese enthalte die Einrichtung „unabhängiger, regionaler Aufarbeitungskommissionen“. Diese werden je von ein paar Landeskirchen und Diakonischen Werken gemeinsam eingerichtet. Hier richtet sich die Befürchtung von Betroffenen bisher vor allem in die Richtung, dass die Regionen viel zu groß gefasst werden könnten, um tatsächlich gründlich Tatorte und den Umgang mit Betroffenen seither aufklären zu können.

Dienstag, 8.11.2022, 15:45 Uhr

Anerkennungsverfahren: Es dürfe keine Rolle spielen, in welcher Region man von sexualisierter Gewalt betroffen war, erklärt Wüst. Daher sollen die Zahlungen in „Anerkennung des Leids“ weitgehend vereinheitlich werden. Bisher sprechen die Landeskirchen „Anerkennungsleistungen“ in sehr unterschiedlicher Höhe und weiterhin nicht nach transparenten und einheitlichen Verfahren in „Unabhängigen Kommissionen“ (UKA) (sic!) zu (wir berichteten & berichteten & berichteten). An einer Rahmenordnung für das Zusprechen von Anerkennungsleistungen hatte schon der alte Betroffenenbeirat mitzuarbeiten versucht.

Dienstag, 8.11.2022, 15:50 Uhr

Die „Impulse für die zukünftige Arbeit des Beteiligungsforums“ stehen nun auch online als PDF zur Verfügung.

Im Moment spricht Nancy Janz, eine Sprecherin der Betroffenenvertretung im Beteiligungsforum, die auch die Vorwürfe weiterer Betroffener gegenüber den im BeFo mitarbeitenden Betroffenen thematisiert. „Chefinnen-Sache darf keine Worthülse bleiben“, fordert Janz. Direkt nach ihrer Wahl zur Ratsvorsitzenden hatte Annette Kurschus die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zu eben dazu erklärt.

„Von den Anerkennungskommissionen der Landeskirchen wurden der EKD bislang 757 Fälle sexualisierter Gewalt gemeldet, die sich seit 1949 im Raum der evangelischen Kirche und der Diakoniemereignet haben. Wir alle wissen, dass die Dunkelziffer unzählig viel größer ist.

„Wir alle kennen etliche Fälle, die nicht aktenkundig sind und damit “offiziell” gar nicht existieren. Immer noch stoßen Betroffene, wenn sie sich melden, auf mitunter überforderte Kirchenmitarbeiter*innen. Oder es entsteht zwischen Kirchenstellen und Betroffenen eine Diskrepanz zwischen dem Gehörten und dem selbst Erlebten – und dabei setzt sich dann doch der Schutz der Institution durch (“im Zweifel für den Angeklagten”).

Wenn Betroffene trotzdem dran bleiben, stoßen sie in ihren Landeskirchen oder kirchlichen Organisationen auf Strukturen und Prozesse, die sie häufig nicht überblicken und verstehen, die sie überfordern – rechtliche Implikationen,schwerfällige Reaktionszeiten, ungeschulte Mitarbeiter*innenetc.. Betroffene müssen sich durchfragen, nachhaken, und finden sich allzu oft in der Rolle der Bittsteller wieder. Es gibt auch positive Ausnahmen. Manche kirchenbürokratische Prozesse erleben Betroffene jedoch noch viel zu oft als entwürdigend und missachtend, etwa wenn nicht reagiert oder verschleppt wird oder mit persönlichen Daten unbedacht umgegangen wird.“

Dienstag, 8.11.2022, 16:00 Uhr

Janz kritisiert, dass die Vereinheitlichung, die durch Instrumente wie die Musterordnung für Anerkennungsleistungen, eigentlich angestoßen ist, in den Landeskirchen nur schleppend vorankommt. Sie muss weiterentwickelt werden und Standard werden, nicht nur Empfehlung bleiben.

Die Betroffenenbeteiligung müsse mit Hilfe der neuen „Vernetzungsplattform auf eine breitere Basis gestellt werden – und mit ihr auch eine breitere Legitimation des Beteiligungsforums“. Was ist mit der neuen „Vernetzungsplattform“ gemeint? In ihrem Bericht hat Kirchenpräsidentin Wüst es so erklärt:

„Betroffene von sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie brauchen eine Möglichkeit, sich unabhängig und niedrigschwellig auszutauschen. Dafür wird derzeit die Vernetzungsplattform „BeNe“ geplant, konzeptioniert und aufgebaut. Auch von ihr war bereits die Rede. Zunächst und zuallererst geht es um einen geschützten Raum des Austauschs untereinander. Gleichzeitig können von dort aber auch Impulse und Denkanstöße über die Betroffenenvertreterinnen und -vertreter in das Beteiligungsforum eingespielt werden.“

Und ein starker Appell an die Synodalen, aber auch an Verantwortungsträger:innen in allen Landeskirchen und Diakonischen Einrichtungen:

Sorgen Sie dafür, dass Ihre Landeskirche oder Diakonie nicht versucht, ein eigenes Süppchen zu kochen, und es sich so einrichtet, wie es ggf. am bequemsten ist. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kirchen und diakonischen Einrichtungen in Zusammenarbeit mit dem Beteiligungsforum gemeinsame Standards setzen, mit denen sie wieder glaubwürdig werden und in die Gesellschaft hineinwirken können.

Dienstag, 8.11.2022, 16:30 Uhr

Die Synode ist nun in der Aussprache zu den Berichten aus dem BeFo. Zuletzt ging es in den Berichten um die Informationen an Betroffene aus den krichlichen Disziplinarverfahren. Dazu wurden der Synode mehrere Maßnahmen vorgeschlagen, z.B. die Einbeziehung von externer Rechtsberatung auf Seiten der Betroffenen und auch die Veröffentlichung von Urteilen unter Berücksichtigung der Persönlichkeitsrechte aller an den Verfahren beteiligten Personen. Auch über diese Vorschläge aus dem BeFo wird die Synode beraten und schlussendlich auch einen Entschluss fassen.

Die Präses der Synode schließt nun die Aussprache ab: „Wir haben gehört, wo überall noch Baustellen sind, aber wir haben nun mit dem BeFo eine Struktur, die uns bei der weiteren Bearbeitung unterstützen wird.“

Dienstag, 8.11.2022, 17:45 Uhr: Abschluss

Was liegt heute noch an, nach der sehr intensiven Befassung mit dem sexuellen Missbrauch? Im Moment hört die Synode weitere Berichte, u.a. zur Militärseelsorge, zum Gemeinschaftswerk der evangelischen Publizistik (gep). Nach dem Grußwort vom Deutschen Evangelischen Kirchentag geht es auch schon in Richtung Abendessen (18 Uhr). Am frühen Abend arbeiten die Synodalen in den Ausschüssen. Ab 22 Uhr gibt es ein nicht-öffentliches „Come together“, das noch einmal dem analogen Kennenlernen der Synodalen untereinander dient.

Morgen Vormittag liegen dann die 2. und 3. Lesungen und damit tatsächlichen Entscheidungen über die Anträge an die Synode an. Mit einer Andacht am Mittag und einer weiteren, letzten Pressekonferenz geht dann die 3. Tagung der 13. Synode der EKD zu Ende. Morgen wird es von dieser Stelle keinen Live-Blog im Stile einer fortwährenden Begleitung geben, sehr wohl aber einen kurzen Überblick zu manchen der Entscheidungen, die von der Synode getroffen wurden. Auch einigen, nicht allen Schwerpunktthemen der Synodentagung werden wir in der Eule in der kommenden Zeit (weiterhin) nachgehen.

Danke für die Aufmerksamkeit!
Auf Wiedersehen und -Hören hier in der Eule!
Philipp Greifenstein


*Korrekturhinweis: An dieser Stelle war es zunächst zu einer Verwechslung gekommen, und die Passage von S. 27 fehlerhaft als das Zitat aus der Denkschrift ausgewiesen worden, das vom Synodalen Schulze-Drude im Plenum vorgetragen wurde. Wir bitten darum, diesen Fehler zu entschuldigen.